In Luxemburg: «Kolonialpionier» wird in Käerjeng eingesperrt

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In Luxemburg«Kolonialpionier» wird in Käerjeng eingesperrt

KÄERJENG – Die Künstler des Luxemburger Kollektivs «Richtung 22» haben wieder zugeschlagen. Dieses Mal ging es einem Denkmal für Nicolas Cito an den Kragen.

Im Zuge der aktuellen Rassismus-Debatte ist in zahlreichen Ländern ein Streit über Statuen und Denkmäler der Herrscher aus der Kolonialzeit entbrannt. Der globalen Schockwelle der «Black Lives Matter»-Bewegung sind auch schon einige fragwürdige Denkmäler aus der Zeit zum Opfer gefallen. In der südenglischen Stadt Bristol haben Demonstranten die Statue des umstrittenen britischen Sklavenhändlers Colston vom Sockel gestürzt und ins Hafenbecken geworfen. In Belgien haben es die Aktivisten auf die Denkmäler des einstigen Königs Leopold II. abgesehen. Er errichtete die belgische Kongo-Kolonie, bei der die Hälfte der Einwohner des Kongo – etwa zehn Millionen Menschen – ums Leben kamen.

Ein weiteres umstrittenes Denkmal, nämlich das von Nicolas Cito, steht in Käerjeng. Cito wurde 1866 in Käerjeng geboren. Der spätere Ingenieur und Kolonialpionier war ab dem Jahr 1889 im Kongo für den Bau der Eisenbahnstrecke zwischen den Städten Matadi und Léopoldville verantwortlich. Bei den Arbeiten haben tausende Zwangsarbeiter ihr Leben verloren.

« Luxemburg darf sich seiner Verantwortung nicht entziehen »

Die Künstler sperrten sein Konterfei, das auf dem Denkmal in Käerjeng zu sehen ist nun kurzerhand hinter Gitter. Darunter haben sie eine Tafel eine angebracht. «In Gedenken an 5500 koloniale Zwangsarbeiter, die beim Bau einer Zugstrecke im Kongo ums Leben gekommen sind. Für eine luxemburgische Erinnerungskultur, in der schwarze Leben zählen», ist darauf zu lesen. Das Wasser im Brunnen darunter haben sie blutrot eingefärbt.

«Richtung 22» erklärt in einem Facebook-Post, dass sich auch das Großherzogtum nicht seiner Verantwortung entziehen dürfe. Nicht nur der belgische König Leopold II., sondern auch eine Reihe Luxemburger seien in Schlüsselpositionen die Unrecht, Ausbeutung und Verbrechen vorantrieben. Beispiele dafür seien Nicolas Grang, François Wenner und Gérard Cravatte, die allesamt an der Ausbeutung des Kongo beteiligt waren.

(sw/L'essentiel)

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