Mega-StromausfallAktualisiert 30. April 2025, 10:45Blackout kostete Spanien geschätzte Milliarden Euro
Spanien, Portugal, Frankreich, Andorra, Italien: Ein großflächiger Stromausfall hat am Montag das öffentliche Leben lahmgelegt. Die News im L'essentiel-Ticker.

Die Ereignisse in Kürze
Ein großflächiger Stromausfall hat am Montagmittag große Teile des öffentlichen Lebens in Spanien und Portugal lahmgelegt. Auch Südwestfrankreich war kurzzeitig betroffen.
Der Bahnverkehr blieb in ganz Spanien am Montag komplett eingestellt.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez riet Bürgern, zu Hause zu bleiben und Handys nur zu nutzen, wenn es unbedingt nötig ist.
Der Verkehr kollabierte auf vielen Autobahnen.
Die Balearen und Kanarischen Inseln blieben von dem Stromausfall verschont.
Kurzzeitig war am Montag auch Marokko betroffen – dort kam es den Behörden zufolge zu Störungen bei einigen Internetanbietern sowie bei den Abfertigungssystemen der Flughäfen.
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Erste Schätzungen zu Einbußen durch Blackout
Erste Wirtschaftsverbände und Unternehmen beziffern die Kosten des Stromausfalls. Die spanische Wirtschaftslobby CEOE schätzt, dass der Ausfall das Bruttoinlandsprodukt um rund 1,6 Milliarden Euro (0,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) schmälert, wie das Manager Magazin berichtet. Bis die Ölraffinerien ihren Betrieb wieder vollständig aufnehmen, könne es noch eine Woche oder länger dauern. Außerdem seien einige Industrieöfen beschädigt worden. Die Investmentbank RBC schätzte die wirtschaftlichen Kosten des Stromausfalls gar auf 2,25 bis 4,5 Milliarden Euro, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Geschätzte Verluste in Höhe von umgerechnet bis zu 190 Millionen Euro meldet die Fleischindustrie, heißt es bei der Finance Review. Der Stromausfall unterbrach die Kühlketten. In einigen Gebieten dauerte er mehr als zwölf Stunden. Die Lebensmittelgeschäfte konnten laut dem Branchenverband normal arbeiten. Sie ermitteln aber noch, wie viele ihrer Produkte verdorben waren und wie groß der Ausfall ist, weil Kartenzahlungen und Geldautomaten nicht funktionierten.
Auch der Automobilindustrie machte der Blackout zu schaffen. Volkswagen gab bekannt, dass sein Werk in Navarra einen Produktionstag verloren habe – das entspricht 1400 Autos. Bisher noch verschont bleibt die Tourismusbranche. «Im Moment erhalten wir keine nennenswerten Meldungen über Stornierungen», sagt Jorge Marichal, Vorsitzender des spanischen Hotelverbands.

Wegen des massiven Stromausfalls blieben auch Fastfood-Restaurants geschlossen.
AFPMedien: Drei Tote infolge des Stromausfalls in Spanien
Durch den massiven Stromausfall vom Montag auf der Iberischen Halbinsel sind Medienberichten zufolge mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. In der Kleinstadt Taboadela im Nordwesten Spaniens starben drei Mitglieder einer Familie durch eine Kohlenmonoxidvergiftung, wie die regionale Zeitung La Voz de Galicia und die Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Polizei berichteten.
Die Opfer seien ein Ehepaar im Alter von 81 und 77 Jahren sowie deren 56-jähriger Sohn. Das älteste Mitglied des Haushalts habe ein Beatmungsgerät gebraucht. Als der Strom ausfiel, sei ein benzinbetriebener Notstromgenerator angeschmissen worden, dessen Abgase sich offenbar unbemerkt im Haus verteilt hätten.
EU-Kommission will Lehren ziehen
Die Europäische Kommission will Lehren aus dem Stromausfall ziehen. «Wir untersuchen sehr genau, was die Gründe waren, wie gut wir vorbereitet waren und welche Lehren aus einem solchen Vorfall gezogen werden können», sagte eine Sprecherin. «Wir werden versuchen, solche Situationen zu verhindern, und wir werden versuchen, Maßnahmen zu ergreifen, um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden.»
Das Thema werde verschiedene Akteure in den kommenden Tagen und Wochen mit Sicherheit beschäftigen, hieß es weiter. Wenn es so weit sei, wolle die Kommission die notwendigen Schlussfolgerungen ziehen und – wenn erforderlich – notwendige Maßnahmen ergreifen.
War es Sabotage?
Die Justiz in Spanien geht dem Verdacht einer «Computer-Sabotage» als Ursache nach. Ein Richter der Audiencia Nacional, Spaniens für die Verfolgung schwerer Straftaten zuständiges Gericht, habe eine Voruntersuchung dazu eingeleitet, teilte die Justiz am Dienstag mit. Wenn der landesweite Stromausfall auf «einen Akt der Computer-Sabotage» in der strategischen Infrastruktur zurückgehe, könnte dies als «Terrorismus» eingestuft werden, hieß es weiter.
Auch Portugal ist wieder am Netz
Das portugiesische Betreiber Redes Energéticas Nacionais (Ren) meldete, dass alle der 89 Umspannwerke wieder in Betrieb seien. 6,4 Millionen Kunden hätten wieder Strom. Auch Schulen waren wieder geöffnet und der öffentliche Verkehr rollte wieder an.
Netzbetreiber: Keine Cyberattacke
Der spanische Netzbetreiber hat eine Cyberattacke als Ursache ausgeschlossen. «Mit Blick auf die Analysen, die wir bislang vornehmen konnten, können wir einen Cybersicherheitsvorfall in der Infrastruktur des Stromnetzes ausschließen», sagte der Chef für den Systembetrieb des Netzbetreibers Red Eléctrica Española, Eduardo Prieto, bei einer Pressekonferenz.
Ausfall der Kommunikationsnetze in Teilen Grönlands
Nach dem landesweiten Stromausfall in Spanien hat es in Teilen der tausende Kilometer entfernten Arktis-Insel Grönland einen womöglich damit zusammenhängenden Ausfall des Kommunikationsnetzes gegeben. Sowohl Telefonate und SMS als auch die Nutzung des Internets seien am Montagabend in Teilen Grönlands nicht mehr möglich gewesen, teilte der örtliche Kommunikationsanbieter Tusass mit. Besonders stark betroffen waren demnach der Norden und der Süden der riesigen, zu Dänemark gehörenden Insel.
«Wir untersuchen, ob es einen Zusammenhang zu dem großen Elektrizitätsausfall in Spanien gibt», erklärte Tusass weiter. Demnach wurde die «Verbindung zu unserer Ausrüstung in Maspalomas in Spanien» unterbrochen, von der Grönland «bei der Versorgung der Kunden im Satellitengebiet stark abhängig» sei.
Stromversorgung in Spanien zu 99 Prozent wiederhergestellt
In Spanien hat sich die Lage wieder normalisiert. Am Dienstagmorgen gegen 6 Uhr war die Stromversorgung auf dem Festland zu 99,16 Prozent wiederhergestellt, wie der spanische Netzbetreiber REE mitteilte.
Ursache weiter unklar
In den Onlinenetzwerken kursierten den ganzen Tag über Gerüchte über einen möglichen Cyberangriff. Der aus Portugal stammende EU-Ratspräsident António Costa hatte zuvor im Onlinedienst X erklärt, dass es derzeit keine Hinweise auf einen Cyberangriff gebe. Eduardo Prieto, der Direktor für Netzbetriebsdienste bei Red Eléctrica, erklärte gegenüber Medien, die Trennung der europäischen Stromverbindung in Frankreich sei für den Zusammenbruch auf der Iberischen Halbinsel verantwortlich gewesen. Was zu dieser Trennung führte, blieb aber unklar.
Portugals Regierungschef Luís Montenegro verortete die Ursachen des Blackouts am Montagabend im Nachbarland Spanien. Ihm zufolge ist der Ursprung des Stromausfalls «wahrscheinlich in Spanien» zu finden. Der portugiesische Ministerpräsident sprach vor Journalisten von einer «ernsten und beispiellosen» Situation.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez bekräftigte, dass weiterhin «keine Hypothese» zu den Ursachen ausgeschlossen werde. Alle potenziellen Ursachen würden analysiert, sagte er am Montagabend vor Journalisten. Aufgrund der Gefahr möglicher «Falschinformationen» warnte er die Öffentlichkeit vor «Spekulationen». Sánchez sagte, dass etwa 15 Gigawatt Strom – und damit mehr als die Hälfte des zum Beginn des Blackouts verbrauchten Stroms – innerhalb von fünf Sekunden «plötzlich verschwunden» seien.
Strom in Spanien und Portugal fließt weitgehend wieder
Nach dem massiven Stromausfall in Spanien und Portugal normalisiert sich die Lage für Millionen Menschen auf der Iberischen Halbinsel langsam. Der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica teilte gegen 3 Uhr morgens mit, dass 82,4 Prozent der Stromversorgung wiederhergestellt seien. Auch im Nachbarland Portugal gab es wieder Elektrizität in den meisten Haushalten, wie der Sender RTP unter Berufung auf den Netzbetreiber E-Redes berichtete: Rund 95 Prozent der rund 6,5 Millionen Kunden würden inzwischen wieder versorgt, hieß es gegen Mitternacht.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte in einer Fernsehansprache am Vorabend eine Rückkehr zum Normalzustand am Dienstag in Aussicht gestellt. Er verwies darauf, dass einige Menschen womöglich auch am Dienstag nicht in der Lage sein würden zu arbeiten.
Portugal: Strom in 85 von 89 Umspannwerken
Nach Angaben des portugiesischen Stromnetzbetreibers REN wurde der Strom in 85 von 89 Umspannwerken und Schaltanlagen im ganzen Land wieder hergestellt.
Menschen in Madrid jubeln über Strom-Rückkehr
Nach fast zehn Stunden einer nahezu kompletten Isolation von der Außenwelt hat Madrid wieder Strom, Internet und Telefonverbindung. Zwischen 21.30 und 22.30 Uhr wurde in vielen Vierteln der spanischen Hauptstadt die Elektrizitätsversorgung wiederhergestellt. Den Angaben zufolge konnten sehr viele Menschen auch wieder ins Internet sowie per Handy und Festnetz telefonieren.
Als die Lichter lange nach Einbruch der Dunkelheit in Madrid plötzlich wieder angingen, jubelten die Menschen zum Beispiel auf der Gran Via oder im Viertel Chamberí lautstark auf der Strasse, aus den Fenstern und von den Balkonen. «Siii» und «Vivaaa!» hörte man Menschen unter anderem auch in fahrenden Autos schreien. Andere sangen begeistert das berühmte Lied «Y Viva España».
Ursache: Trennung des Stromnetzes von Europa
Der Blackout sei durch die Trennung des Stromnetzes von Europa verursacht worden. Das sagte der Chef der Wartungsabteilung des Netzbetreibers Red Eléctrica, Eduardo Prieto, am später Montagabend.

Der Verlust einer Verbindung zu Europa habe «ein ernstes Ungleichgewicht geschaffen», das dann zu einem Zusammenbruch der Versorgung geführt habe, sagte Prieto gegenüber spanischen Medien. Er könne jedoch nicht sagen, wann die Versorgung wieder vollständig hergestellt sein könnte, meinte aber, es werde einige Stunden dauern.
Portugal weiterhin im Dunkeln
Der portugiesische Stromversorger REN erklärte am Montagabend, dass der Stromausfall immer noch 1,7 Millionen der insgesamt zwei Millionen Verbraucher im Land betreffe. Das Unternehmen wies darauf hin, dass die Wiederherstellung der Versorgung komplexer sei als in Spanien.

Laut Rensind die Umspannwerke in der nordportugiesischen Metropole Porto wieder in Betrieb und die Lage werde sich voraussichtlich «in Kürze» normalisieren. «Im Laufe der Nacht» werde die Stromversorgung in ganz Portugal wieder hergestellt werden, so das Unternehmen.
Spanien ruft nationalen Notstand aus
Das spanische Innenministerium hat nach dem landesweiten Stromausfall den nationalen Notstand ausgerufen, berichtet Reuters. Der Notstand sei in den drei Regionen verhängt worden, die ihn beantragten. Bisher haben Madrid, Andalusien und Extremadura die Zentralregierung gebeten, die öffentliche Ordnung und andere Aufgaben zu übernehmen.

Polizei in Barcelona soll für Sicherheit sorgen
Der Präsident der Generalitat von Katalonien, Salvador Illa, erklärte in einer Pressekonferenz, dass die Stromversorgung voraussichtlich in den nächsten Stunden vollständig wiederhergestellt werden könne.

Am Abend sollen 7120 Polizisten im Einsatz stehen, um den ordnungsgemäßen Betrieb der Dienste sicherzustellen.
Versorgung in Spanien laut Betreiber zu 20 Prozent wieder hergestellt
Nach dem massiven Stromausfall in Spanien ist die Energieversorgung im Land nach Angaben des Netzbetreibers zu 20 Prozent wieder hergestellt. «Mehr als ein Fünftel des Bedarfs der (Iberischen) Halbinsel» sei wieder hergestellt, erklärte der Netzbetreiber Red Eléctrica am Montag im Onlinedienst X. Der Strom stamme aus Kraftwerken im Land und aus Frankreich. Die Stromversorgung im restlichen Land werde «schrittweise» wieder hergestellt.
Spitäler in Barcelona arbeiten normal
In den meisten Spitälern von Barcelona wurde die Stromversorgung am Montagabend wiederhergestellt. Die Einrichtungen arbeiten nun wieder normal, nachdem sie dank eigener Generatoren den Notdienst aufrechterhalten konnten.
480 Passagiere aus Hochgeschwindigkeitszug gerettet
Die Guardia Civil evakuiert 480 Passagiere aus einem Hochgeschwindigkeitszug in der Stadt Toro bei Zamora.
Nach Angaben der Sicherheitskräfte wurden diese Passagiere mit Bussen transportiert. Einer der Passagiere wurde ohnmächtig und musste vom Rettungsdienst behandelt werden.
Weitere 230 Passagiere wurden in einem angehaltenen Zug in der Nähe von Venta de Baños bei Palencia mit Wasser versorgt, eine Person mit Multipler Sklerose musste evakuiert werden.
30.000 Menschen aus Zügen evakuiert
Zwischen 30.000 und 35.000 Passagiere wurden vom spanischen Bahnbetreiber Renfe aus Zügen evakuiert, die aufgrund des Stromausfalls festsaßen, berichtete die spanische Nachrichtenagentur EFE.
Eine Quelle teilte der Agentur mit, dass zum Zeitpunkt des Stromausfalls 116 Züge unterwegs waren.
Bahnhöfe werden zu improvisierten Hotels
Die spanische Eisenbahninfrastrukturverwaltung Adif werde mehrere Bahnhöfe in Spanien für Übernachtungen geöffnet halten, meldet La Vanguardia.
Die Bahnhöfe Atocha und Chamartín, beide in Madrid, Sants in Barcelona, Bilbao, Valencia, Sevilla, Córdoba, Saragossa, Valladolid und Málaga werden über Nacht geöffnet halten, wie Spaniens Verkehrsminister Óscar Puente auf seinem X-Account bekannt gab.
Puente fügte hinzu, das Ziel sei es, Menschen, die mit dem Zug fahren müssen und keine andere Möglichkeit haben, dort zu übernachten, die Anreise zu erleichtern.

Der Minister erklärte außerdem, das Ziel sei, den Nahverkehr innerhalb von zwei Stunden nach Wiederherstellung der Stromversorgung wiederherzustellen. Es sei jedoch «nicht absehbar», dass Mittel- und Fernzüge aufgrund des Stromausfalls, der weite Teile der spanischen Halbinsel betrifft, am Montag wieder ihren Betrieb aufnehmen werden.
Verkehrschaos zum Feierabend
Der Autoverkehr wird durch den Stromausfall auf den Autobahnen lahmgelegt.

Auf der geschäftigen Plaza de Cibeles im Herzen von Madrid sorgt der Ausfall der Ampelanlagen für eine Kakophonie aus Hupen, Pfeifen und Sirenengeheul. Viele Büroangestellte machten früher Feierabend, weil sie wegen des Strom- und Internetausfalls nicht an ihren Computern arbeiten konnten.
Zentrum Barcelonas hat Strom
Strom in Teilen der Innenstadt von Barcelona wieder verfügbar. Die Gegend um die Plaza Catalunya im Stadtzentrum ist wieder mit Strom versorgt. Einige der dort ausgefallenen Ampeln funktionieren wieder normal.

Weitere Regionen wieder an Stromversorgung angeschlossen
In Katalonien, Aragonien, dem Baskenland, Galicien, Asturien, Navarra, Kastilien und Leon, Extremadura und Andalusien sei die Stromversorgung wiederhergestellt, meldete der spanische Stromnetzbetreiber Red Eléctrica auf der Plattform X. Bereits zuvor teilte der Betreiber mit, dass die Versorgung inzwischen in mehreren Gebieten im Norden, Süden und Westen der Halbinsel wieder gesichert sei.