Venenscanner – «100-mal sicherer als ein Fingerprint-Sensor»

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Venenscanner«100-mal sicherer als ein Fingerprint-Sensor»

Venenscanner und sicheres Telefonieren: Egal, ob bei Tablets, Smartphones oder Notebooks — die Sicherheit der eigenen Daten ist das große Thema bei der Cebit.

Der eigene Körper wird immer mehr zum Universal-Passwort. Waren früher biometrische Zugangsmethoden wie Fingerprint-Sensoren, Iris-Scanner oder auch die Gesichtserkennung eher der Industrie vorenthalten, setzen heute Gerätehersteller vermehrt auf solche Techniken. Damit werden Tablets, Smartphones oder Computer vor fremden Blicken geschützt.

So haben zum Beispiel Samsung oder Apple in ihren Smartphones Galaxy S5 oder iPhone 5S einen Fingerabdruck-Sensor eingebaut. Als besonders sichere biometrische Zugangssicherung gilt der Venenscanner. Fujitsu hat nun als erster Hersteller einen solchen Sensor in verschiedene Notebooks, darunter das Ultrabook U904, integriert und an der diesjährigen Cebit in Hannover vorgestellt.

Sensor erfasst fünf Millionen Punkte

Mit Infrarotstrahlung, schwächer als bei einer Fernbedienung, erkennt der kleine Sensor das sauerstoffarme Blut in der Handfläche und zeichnet daraus ein Muster. Dafür werden insgesamt fünf Millionen Punkte erfasst. Passt das Linienmuster mit der hinterlegten Zeichnung überein, wird der Zugang zum Betriebssystem freigegeben.

Venenbild kann nicht kopiert werden

Ein kurzer Test am Fujitsu-Stand zeigt: Die Technik funktioniert zuverlässig und schnell. Das Erfassen eines Venebildes dauert keine zwei Minuten. Dabei bewegt man die eigene Hand langsam über den Scanner. Einen Kontakt braucht es dafür nicht. Das hat den Vorteil, dass der Scanner hygienisch ist und zum Beispiel im medizinischen Sektor eingesetzt werden kann. Selbst dünne Latexhandschuhe sollen den Scan nicht beeinflussen.

Ist das Notebook gesperrt, fährt man wiederum mit der Hand in etwa zehn Zentimetern Abstand über den Sensor. Innert weniger Sekunden wird dann der Zugang freigegeben.

Abgehackte Hand nützt nichts

Als sicher gilt der Venen-Scanner auch, weil – im Gegensatz zum Fingerabdruck – das Venengeflecht nicht kopiert werden kann. Denn die Passwort-Hand muss Körpertemperatur haben und das Blut muss zirkulieren. Ist das nicht der Fall, zum Beispiel bei einer abgehackten Hand, funktioniert der Scanner nicht.

Die Palm-Secure-Technik ist jedoch nicht neu. Als Zutrittskontrolle für Gebäude, an Bankomaten in Südamerika oder auch an verschiedenen Flughäfen kommt sie bereits zum Einsatz. «Weltweit gibt es rund 40 Millionen Nutzer», sagt Walter. Weil der Sensor nun aber geschrumpft wurde, konnte er erstmals direkt in ein Notebook verbaut werden. Fujitsu überlegt sich nun, die Technik in weiteren Geräten wie Tablets oder Smartphones einzusetzen.

Das Smartphone wird zum Safe

Auch im Smartphone-Bereich ist Sicherheit an der Cebit ein grosses Thema: Mit dem Simko 3 hat die Deutsche Telekom kürzlich ein abhörsicheres, aber teures Smartphone vorgestellt. Ein ähnliches Konzept verfolgt der Hersteller Geekphone, der mit seinem Blackphone ein sicheres Handy für den Massenmarkt anbieten will. Beide Geräte nutzen dafür ein eigens entwickeltes mobiles Betriebssystem.

Wer nun nicht von Android oder iOS wegwill, aber trotzdem verschlüsselt – und damit bis zu einem bestimmten Grad abhörsicher – telefonieren möchte, hat mehrere Optionen. «Die App ist eine wirksame Waffe gegen Lauschangriffe – für alle, denen der Schutz ihres geistigen Eigentums besonders am Herzen liegt», verspricht Jens Schulte-Bockum, CEO von Vodafone, dem Hersteller von Secure Call. Mit der App soll man Telefonate auf dem gleichen Verschlüsselungsniveau wie Merkel führen können. Ganz gratis ist das Programm nicht: Der Dienst kostet rund zwölf Euro im Monat.

Dasselbe verspricht auch die App Chiffry (für Android und iOS). Neben verschlüsseltem Telefonieren kann man hier auch sicher Nachrichten senden. Eine Registrierung ist derzeit bei beiden Diensten jedoch nur mit einer deutschen Handynummer möglich.

(L'essentiel/T. Bolzern)

Merkel für mehr Datensicherheit

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, die zusammen mit dem britische Premier David Cameron, am Montag die Cebit eröffnete, betonte ihrerseits die Bedeutung der Datensicherheit. Sie sei unabdingbare Voraussetzung für die Entwicklung von Internetdiensten. «Ich glaube, wir sind erst am Anfang dessen, was da zu leisten ist», sagte die Regierungschefin in Hannover in ihrer Eröffnungsrede.

Die Cebit hat in diesem Jahr das Motto «Datability», das als Kunstwort den verantwortungsvollen Umgang mit sensiblen Datenströmen beschreiben soll. So können die wachsenden Chancen Fluch und Segen zugleich sein.

Dass der Sicherheit im Umgang mit großen Datenmengen eine große Bedeutung zukommt, zeigt ein Blick in die Ausstellerliste: Mehr als 500 der etwa 3500 Aussteller beschäftigen sich mit Sicherheitsfragen. Erwartet werden von Montag bis Freitag rund 230'000 Fachbesucher. (sda)

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