Äthiopien56 Tote nach Bombenangriff auf Flüchtlingslager
Das äthiopische Militär hat laut der Volksbefreiungsfront von Tigray Luftangriffe auf ein Vertriebenenlager durchgeführt. Der Konflikt in Äthiopien hatte vor gut einem Jahr begonnen.

Die Kämpfer der umstrittenen Region Tigray haben der äthiopischen Zentralregierung einen Luftangriff mit mindestens 56 Toten vorgeworfen. Der Drohnenangriff habe ein Lager für Vertriebene in Dedebit im Nordwesten Tigrays getroffen, twitterte ein Sprecher der Tigray-Truppen, Getachew Reda, am Samstag. Die Zivilisten seien vor dem Konflikt in anderen Teilen der Region geflohen, nur um Opfer eines weiteren Luftangriffs zu werden.
Die Zentralregierung in Addis Abeba und die Armee reagierten zunächst nicht auf Bitten um Stellungnahme. Der mutmaßliche Luftangriff konnte nicht unabhängig bestätigt werden, weite Teile Tigrays sind von der Außenwelt abgeschnitten.
Amnestie für politische Häftlinge
Die jüngste Meldung aus Tigray fällt in eine Phase, in der sich die Regierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed nach 14 Monaten Krieg versöhnlich zeigen will. Erst am Freitag gab sie eine Amnestie für einige der bekanntesten politischen Häftlinge des Landes bekannt, die auch ranghohe Funktionäre aus Tigray betrifft. Unter internationalem Druck billigten äthiopische Abgeordnete im Dezember eine Schaffung einer Kommission für nationalen Dialog.
Äthiopiens Bundesregierung hatte im Herbst 2020 nach monatelangen Auseinandersetzungen mit der regionalen Führung in Tigray die Armee in das Gebiet geschickt. Die Regionalregierung floh und ging in den Untergrund. Im Frühsommer eroberten ihre Kämpfer Tigrays Hauptstadt Mekele zurück. Sie marschierten in Richtung Addis Abeba, wurden aber zurückgeschlagen. Ende Dezember zogen sich die Tigray-Kräfte in ihre Region zurück. Die Truppen der Bundesregierung erklärten zugleich, nicht weiter vorstoßen zu wollen. Bei den Kämpfen sind Zehntausende getötet und Millionen zur Flucht getrieben worden.
(L'essentiel/DPA/roa)