Bergbau im All – Abgespact! Luxemburg startet Weltraumagentur

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Bergbau im AllAbgespact! Luxemburg startet Weltraumagentur

LUXEMBURG – Nun hat auch das Großherzogtum eine «Space Agency»: Die LSA soll Firmen der Raumfahrtindustrie tatkräftig unterstützen. Heute wurde die Agentur im Mudam vorgestellt.

Wirtschaftsminister Étienne Schneider bei der Präsentation der Luxemburger Weltraumagentur.

Wirtschaftsminister Étienne Schneider bei der Präsentation der Luxemburger Weltraumagentur.

L'essentiel

Das Großherzogtum kann künftig mit einer eigenen Weltraumagentur die wirtschaftliche Nutzung des Weltalls vorantreiben. Die «Luxembourg Space Agency» (LSA) wurde am Mittwoch von Wirtschaftsminister Étienne Schneider offiziell aus der Taufe gehoben. Die Agentur wird keine Raumfahrer ins All schicken, sondern mit staatlichen Mitteln private Unternehmen bei Weltraum-Forschungsvorhaben fördern.

Dazu gehören Projekte, die mit der Versorgung von Satelliten oder Weltraumstationen zu tun haben und die den Abbau von seltenen Erden und anderen Bodenschätzen auf Asteroiden vorbereiten sollen. Luxemburg hatte Mitte 2017 als bisher einziges Land in Europa per Gesetz einen rechtlichen Rahmen für den möglichen Abbau von Rohstoffen auf Asteroiden im Weltraum festgelegt.

LSA kann auf mehrere Partner vertrauen

«Anders als Agenturen, die wissenschaftliche Aufgaben wahrnehmen oder Satelliten starten, konzentriert sich die luxemburgische Weltraumagentur auf die industrielle Nutzung des Weltalls. Die Unternehmen müssen ihre eigenen Ideen entwickeln und wir prüfen dann, wie wir ihnen helfen können», erklärt der Luxemburger Marc Serres, designierter Vorstandschef der LSA. Serres hat sich sowohl bei Tätigkeiten in der Privatwirtschaft als auch in der öffentlichen Verwaltung mit dem Thema Weltraum auseinandergesetzt. Die LSA ist dem Wirtschaftsministerium zugeordnet und kann auf ein Team von einem Dutzend Mitarbeitern zurückgreifen.


Die Organisation hat zur Erfüllung ihrer Aufgaben verschiedene Partnerschaften geschlossen, darunter mit der Handelskammer, Luxinnovation, SES, Technoport, der SNCI und der Universität Luxemburg (siehe Infobox). Unternehmen, die in dem Segment tätig sind, sind bei den Themen Rekrutierung, Forschung, Innovation und besonders bei der Finanzierung ihrer Projekte auf Unterstützung angewiesen.

«Brauchen großen Player»

Bereits jetzt trägt die Weltraum-Industrie zwei Prozent zur nationalen Wirtschaftsleistung bei. Künftig sollen es fünf Prozent sein. «Wir bräuchten dazu einen weiteren großen Player, wie zum Beispiel SES. Es hängt natürlich von den Unternehmen und deren wirtschaftlichen Erfolgen ab. Aber ich halte es für ein realistisches Ziel, dass sich die Branche innerhalb von fünf bis zehn Jahren verdoppelt», sagt Marc Serres.

Laut Schneider sei die Initiative SpaceResources.lu zwei Jahre nach ihrem Start auf einem guten Weg. Von den damals freigegebenen 200 Millionen Euro wurden bereits 40 Millionen Euro in den Sektor investiert. «Es gibt noch weitere konkrete Ideen für die kommenden Jahre, aber wir beschränken uns auf 200 Millionen Euro, weil wir glauben, dass der Privatsektor künftig Investitionen nachlegen wird», erklärt der Wirtschaftsminister. Drei neue Weltraumfirmen werden sich in Luxemburg niederlassen, 15 prüfen derzeit einen derartigen Schritt und ungefähr 150 befinden sich «in der Pipeline», so Schneider.

Am 27. September stellen die Verantwortlichen einen neuen Investitionsfonds für die Raumfahrt vor, der mit 100 Millionen Euro dotiert sein soll. 30 bis 40 Millionen Euro davon steuert der Luxemburger Staat bei. «Mit der Gründung der Agentur und dieses Investmentfonds werde ich meinem Nachfolger – so es ihn geben wird – ein aufgeräumtes Dossier übergeben», meinte Étienne Schneider.

(mv/dpa/L'essentiel)

Master-Abschluss in Weltraumtechnologie

Rektor Stéphane Pallage erklärte am Mittwoch, dass ab der Rentrée 2019 ein neuer, interdisziplinärer Studiengang im Bereich Raumfahrt an der Universität Luxemburg angeboten wird. «Das Studienprogramm wird sich an Absolventen mit naturwissenschaftlichem Background wenden, die sich zusätzliches Wissen über Raumfahrt, Betriebswirtschaft, Projektmanagement und andere Themen aneignen wollen. Diese Profile sind bei Unternehmen in Luxemburg und weltweit sehr gefragt», sagte Pallage.

Der zweijährige Master-Studiengang sieht im letzten Semester ein Praktikum in einem Unternehmen vor, dessen Inhalte oder Projekte in die Abschlussarbeit einfließen sollen. «Das kann ein Sprungbrett für eine Anstellung in dieser Firma sein.» Für den Start des Programms wird mit etwa 20 Studenten gerechnet, aber Pallage geht davon aus, dass die Zahl der Studierenden schnell auf 40 bis 50 steigen wird.

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