AmtseinführungUngeschickte Geste? Was wollte Elon Musk ausdrücken?
Elon Musk sorgte bei Trumps Amtseinführung mit einer Hitlergruß-ähnlichen Geste für Aufsehen. Drei mögliche Gesten stehen zur Debatte.

Der Milliardär und Trump-Vertraute Elon Musk hat in der Capital One Arena in Washington zu Anhängern gesprochen, bevor Trump eintraf. Dabei schlug er sich einmal auf die Brust und streckte den rechten Arm aus. Danach wiederholte er die Geste noch einmal in Richtung des Publikums hinter ihm. Ein Hitlergruß? Oder was wollte Elon Musk mit dieser Geste sagen?
Spekulationen im Netz
Das Video von Musks verdächtigem Handzeichen machte schnell die Runde: Medien zeigten es und auch in den sozialen Medien war es zu sehen. Während die einen Userinnen und User darin einen römischen Gruß («Roman Salute») sehen, meinen andere, den Hitlergruß darin erkannt zu haben: «Diese abscheuliche Geste hat in unserer Gesellschaft keinen Platz und gehört in die dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte», postete der demokratische Politiker Jerry Nadler auf X. Wieder andere legen sich nicht fest, schreiben aber, Musk habe «eine Art faschistischen Gruß» gezeigt. Was stimmt?
Was sagt Musk?
Von Musk gab es zunächst keine Erklärung zu der Geste. Auf seiner Plattform X teilte er aber einen längeren Ausschnitt seiner Rede aus einem Fox News Beitrag. In dem Moment, in dem er zum ersten Mal die Geste macht, werden johlende Menschen im Publikum gezeigt. Zu sehen ist nur die zweite Ausführung. Musk erklärt in diesem Moment seinen Dank und endet – die rechte Hand aufs Herz gelegt – mit den Worten: «My heart goes out to you» – «Mein Herz schlägt für Sie».«
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Was könnte die Geste bedeuten?
Tatsächlich gibt es verschiedene mögliche Erklärungen für die Geste: So könnte hinter Musks ausgestrecktem Arm der sogenannte Bellamy Salute (Bellamy Gruß) stecken. Auch den römischen gibt es, ebenso wie den Hitlergruß. Alle drei hängen miteinander zusammen – keiner davon ist unproblematisch. Das hat es mit ihnen auf sich:
Bellamy Salute
Der Bellamy Salute tauchte erstmals 1892 auf und war einst ein fester Bestandteil des Lebens in den USA. Er geht auf das von Francis J. Bellamy verfasste Treuegelöbnis auf die US-Flagge zurück, die sogenannte «Pledge of Allegiance». In Schulen, auf Campingplätzen, bei öffentlichen Versammlungen und im Kongress blickten die Menschen fortan regelmäßig zur Flagge und schworen ihr ihre Treue. Bald entschied man sich, den Treueschwur mit einem Salute zu kombinieren. Wie dieser auszusehen hatte, wurde in der Kinderzeitschrift «Youth's Companion» erklärt: Der Arm gehörte demnach gerade nach vorne gestreckt und leicht nach oben geneigt. Die Handfläche sollte dabei nach unten, die Finger nach vorne zeigen. Laut Angaben des US-Kapitols dienten Gruß und Schwur, vor allem dazu, «Einwandererkindern nationale Loyalität beizubringen.» Wegen seiner Ähnlichkeit zum Hitlergruß wurde er 1942 abgeschafft.
Roman Salute
Der Roman Salute ist jüngeren Datums. Zwar hält sich die Annahme, er sei bereits im Römischen Reich als allgemeiner militärischer Gruß entstanden, doch laut Martin M. Winkler, Professor für Klassische Altertumswissenschaft an der George Mason University (US-Bundesstaat Virginia), entstand er im 19. Jahrhundert. Der sogenannte römische Gruß sei auf der Bühne, in lang laufenden Stücken, die im Römischen Reich spielen, erfunden worden, heißt es in seinem Buch «The Roman Salute: Cinema, History, Ideology» (2009). Es gebe keine historischen Belege für eine frühere Existenz. Die tatsächliche römische Grußgeste soll ein eher lässig erhobener Arm gewesen sein. Mitunter sei dabei auch der Zeigefinger ausgestreckt worden sein.
«Die klassische Antike war nachweislich nicht das wahre Vorbild des römischen Grußes», so Winkler. Diese Perspektive sei in den 1920er-Jahren dem italienischen Volk aufgedrängt worden, «das bereit war, dies zu glauben.» Der erste, der die Geste «eine ausdrücklich ideologische und propagandistische Wendung gab», sei im Jahr 1919 Gabriele D’Annunzio gewesen – ein Ideengeber für den italienischen Faschismus und einer der Mentoren des späteren Diktators Benito Mussolini. Mussolini war es auch, der die Geste 1922 zum Staatsakt machte. Der Romano Salute gilt heute als Faschistengruß.
Hitlergruß
Der Hitlergruß geht auf den römischen Gruß zurück. Adolf Hitler und die NSDAP hatten ihn zwischen 1925 und 1926 vom italienischen Faschismus übernommen. Ab 1926 war er innerhalb der NSDAP Pflicht. «Mit dem Befolgen des Grußes zeigte man Konformität zum Regime», sagt der Soziologe Tilmann Allert zu MDR.de. Im Juli 1933 habe es die ersten offiziellen Erlasse zum «neuen deutschen Gruß» gegeben. «Es gab eine Anordnung an alle unteren Behörden im ganzen Reich, diesen Gruß als Verpflichtung in den Behörden durchzusetzen», so Allert. Auch Flaggen, Amtsgebäude und Uniformen sollten mit dem Gruß gebührend gehuldigt werden.
Welche Geste zeigte Musk nun?
Das lässt sich derzeit nicht sagen. Sicher ist: Musks ausgestreckter Arm weist Parallelen zu den patriotischen oder sogar faschistischen Gesten der Vergangenheit auf. Doch ob es sich tatsächlich um eine solche handelt, ist unklar: Die amerikanische Non-Profit-Organisation Anti-Defamation League (ADL), die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Juden eintritt, sieht in der Geste keinen Hitlergruß, wie sie auf X schreibt: «Es scheint, dass @elonmusk in einem Moment der Begeisterung eine ungeschickte Geste gemacht hat, keinen Nazi-Gruß.» So sehen es auch Stefan Verra, ein Experte für Körpersprache und der Extremismusexperte Dirk Baier.
In der Vergangenheit hatte die Gruppe Musk schon einmal scharf kritisiert und ihm vorgeworfen, seine Plattform würde Antisemitismus verstärken. Daraufhin hatte Musk der ADL gedroht, sie zu verklagen.
Musks Nähe zu Rechten
Rassistisches Gedankengut begleitet Musk schon seit frühester Jugend: Er wuchs während der Apartheid in Südafrika auf. Sein Großvater und Vater hatten zweifelhafte Verbindungen.
In den vergangenen Jahren tauchte sein Name immer wieder im Zusammenhang mit Rassismus auf. So verklagte etwa die U.S. Equal Employment Opportunity Commission (Kommission für Chancengleichheit am Arbeitsplatz) im Jahr 2023 Tesla, weil das Unternehmen weitverbreitete rassistische Belästigungen schwarzer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zugelassen habe und Vorgesetzte nicht eingeschritten seien. Es war nicht die erste Klage dieser Art. 2023 machte Musk italienischen Rechtsextremen seine Aufwartung.
Auch in jüngster Vergangenheit offenbarte Musk eine Nähe zu Rechten und Rechtsextremen. So setzte er sich etwa für den britischen Rechtsextremen Tommy Robinson ein und zeigte offen Sympathien für die deutsche AfD. Die Kanzlerkandidatin der Partei, Alice Weidel, lud er kürzlich zum Live-Talk auf seiner Plattform X.
Es war diese Geste Musks, die nicht nur in den sozialen Medien für Aufsehen sorgte.
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