8-Gigabyte-LeckAnonymus blamiert Italiens Cyberpolizei
Unbekannte haben einen schweren Schlag gegen den italienischen Staat angekündigt. Anscheinend ist den Hackern umfangreiches Material in die Hände gefallen.

Interne Dokumente und Fotos, die angeblich von der staatlichen Behörde in Italien gestohlen wurden.
Nach Deutschland hat es nun auch Italien erwischt: Unbekannte ließen am Montagnachmittag verlauten, dass sie umfangreiche geheime Informationen über die italienische Sicherheitsbehörde CNAIPIC und deren Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern veröffentlichen werden. Insgesamt sollen acht Gigabyte an sensiblen Daten ins Internet hochladen werden. Sie wurden angeblich von Servern der staatlichen Behörde gestohlen, die für den Schutz der «kritischen IT-Infrastruktur» des südeuropäischen Landes verantwortlich ist.
Das 8-Gigabyte-Leak enthalte auch viele Informationen über die Zusammenarbeit der Italiener mit internationalen Unternehmen und Regierungsstellen rund um den Globus, heißt es in einer bei pastebin.com veröffentlichten Mitteilung. Bislang haben die Täter lediglich eine Aufstellung des entwendeten Materials sowie insgesamt 60 Megabyte Dokumente online gestellt. Darunter befinden sich italienische Behördenkorrespondenz, Projektbeschreibungen und Organigramme.
Vergeltungsaktion
Auf der Liste der angeblich vom Leak betroffenen Länder stehen unter anderem Ägypten, Australien, Russland, Ukraine, Nepal, Vietnam und die USA. Nebst geheimen internen Dokumenten, die beim Einbruch in die staatlichen Computer gestohlen wurden, sind den Hackern offenbar auch Fotos der italienischen Beamten in die Hände gefallen.
Beim jüngsten Anonymous-Coup dürfte es sich um eine Vergeltungsaktion handeln. Der italienischen und der Schweizer Polizei waren vergangenen Monat 15 Mitglieder einer italienischen Hacker-Gruppe ins Netz gegangen. Sie sollen für zahlreiche Angriffe verantwortlich sein. Die Gruppe habe seit Januar mehrfach versucht, in die Netzwerke diverser italienischer Behörden, Konzerne und Medienunternehmen einzudringen. Den Kopf der Bande, einen 26-jährigen Italiener, erwischten die Beamten an seinem Wohnort im Tessin. Fünf Personen, gegen die Strafanzeige erstattet wurde, sind minderjährig.
Datendiebstahl in Österreich
Hacker sind in den Datenbestand der österreichischen Gebühreneinzugszentrale des öffentlich-rechtlichen Fernsehens (GIS) eingedrungen. Vom Server seien 214 000 Datensätze gestohlen worden, darunter 96 000 Dateien mit vertraulichen Kontodaten, teilte die GIS am Montag mit. Der Einbruch einer Gruppe namens AustrAnon sei am Freitag erfolgt.
Es sei damit begonnen worden, betroffene Kunden zu informieren. Außerdem würden Schritte unternommen, um die Sicherheit zu verbessern. Die mutmaßlichen Täter sollen Verbindungen zur internationalen Hackergruppe Anonymous haben, die weltweit für Cyberangriffe verantwortlich gemacht wird.
Update 26. Juli
Die Hackergruppen LulzSec und Anonymous haben offenbar den Onlineauftritt der italienischen Internetpolizei geknackt und geheime Daten gestohlen. Die Internetpolizei bestätigte den Angriff auf ihre Seite, machte aber keine Angaben zu eventuell entwendeten Informationen. «Wir versuchen zu verstehen, wie umfänglich das Geschehene ist», teilte sie in einer Erklärung mit. Ob und gegebenenfalls welche Dokumente gestohlen worden seien, müsse zunächst untersucht werden.
Die «Operation Italy» habe «einige der wichtigsten und geheimsten Berichte» der Polizeieinheit «über ihre rechtswidrigen und unmoralischen Praktiken» ans Licht gebracht, teilten LulzSec und Anonymous am Montag in einem Internetblog mit. Demnach sollen die Papiere «missbräuchliche Handlungen» der Einheit belegen und im Internet veröffentlicht werden.
Zunächst erschienen dort Dateien im Umfang von etwa acht Megabyte über die Beziehungen der italienischen Regierung zu Australien, Belarus, Ägypten, Russland und zur Ukraine. Die italienische Spezialeinheit gegen Onlinekriminalität war im Jahr 2008 gegründet worden.
L'essentiel Online/dsc/sda/dapd