Gras aus der ApothekeArzt wegen Cannabis-Rezept vor Gericht
DIEKIRCH - Der Arzt und ADR-Abgeordneten Jean Colombera, musste sich am Montag wegen des Verschreibens von Cannabis an seine Patienten verantworten.
Als ausgesprochener Verfechter der medizinischen Nutzung von Cannabis muss Jean Colombera sich wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz vor Gericht verantworten, nachdem Familienmitglieder eines Patienten im Juli 2010 Klage gegen ihn eingereicht hatten.
Der Anklagevertreter forderte eine Geldstrafe und sah von einer gesetzlich vorgesehenen Haftstrafe ab, da Colombera «keine böswilligen Absichten» gehabt habe. Der Verteidiger des Abgeordneten, Me Gaston Vogel, hatte einen Freispruch oder ein Fallenlassen der Anklage gefordert.
Cannabis und Patientendaten beschlagnahmt
Colombera gab selbst zu, an acht Patienten Rezepte für medizinisches Marihuana ausgestellt zu haben, die unter Anderem an Krebs, AIDS oder Multipler Sklerose litten. Die Ermittler hatten neben Drogen auch medizinische Datensätze in Colomberas Praxis beschlagnahmt.
Der Arzt, der offen als Aktivist für die Legalisierung von medizinischem Cannabis auftritt, sagte gegenüber L‘essentiel Online, dass «die Behandlung seinen Patienten sehr große Vorteile brachte, vor allem, was die Lebensqualität, die Moral und eine Verbesserung des Appetits betrifft.»
Im Jahr 2010 sagte er, dass er seines Wissens der einzige Arzt sei, der Cannabis als Medizin verschreibe, dass aber viele Studien weltweit gezeigt hätten, wie groß die positiven Effekte für die Patienten seien.
Nachdem die Entkriminalisierung von Cannabis bereits im vergangenen Juni von Déi Gréng gefordert wurde, hat die Regierung erklärt, gegen eine solche Lösung zu sein. Zur Frage der medizinischen Verwendung von Cannabis bezog sie bisher nicht Stellung.
(L'essentiel Online/Jmh)
Medizinische Nutzung von Cannabis
Die Verwendung von Cannabis als Arzneimittel hat eine jahrtausendealte Tradition, aber auch in der modernen Medizin wird pflanzlichen Cannabisprodukten ein positiver Effekt unter anderem bei Spastizität im Zusammenhang mit multipler Sklerose, bei spastischen Lähmungen, Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit Chemo- und Strahlentherapie bei Krebserkrankungen und HIV-Medikation, chronischen neuropathischen Schmerzen, dem Tourette-Syndrom und in der palliativen Behandlung von Krebs und AIDS zugesprochen.
Die medizinische Nutzung von Cannabis ist in Deutschland, Kanada, Belgien, Österreich, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, Israel, Finnland und mehreren US-Bundesstaaten legal.