Umfrage – Bachelor/Master-System macht Studenten krank

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UmfrageBachelor/Master-System macht Studenten krank

Bachelor-Studenten sind gestresster und unzufriedener als ihre Vorgänger. Nicht, dass sie mehr Zeit fürs Büffeln aufwenden müssten. Die Gründe liegen woanders.

Stress und Massenstudium: Das Bologna-System macht Studenten laut einer an der Uni Heidelberg durchgeführten Studie krank. (Bild: Daniel Waschnig)

Stress und Massenstudium: Das Bologna-System macht Studenten laut einer an der Uni Heidelberg durchgeführten Studie krank. (Bild: Daniel Waschnig)

Diplom-Studenten bummeln entspannt, während Bachelor-Studenten die Sporen schmerzhaft zu spüren bekommen. Der Stress, dem letztere im Studium ausgesetzt sind, schlägt so manchem auf das Gemüt und ist deshalb ungesund. Das haben Wissenschaftler der Universität Heidelberg herausgefunden. Sie haben 405 Psychologie-Bachelor- und Diplomstudenten befragt, wie sich ihr Stressempfinden und ihre Zufriedenheit während des Studiums entwickelt haben.

Macht das Bachelor-System die Studenten krank? Diese Frage hat die Studien-Autorin und Psychologin Monika Sieveding gegenüber «Spiegel Online» mit einem klaren Ja beantwortet: «Dass die Belastungen gestiegen sind, ist nicht nur gefühlt, sondern real begründet.»

«Lasst euch mehr Zeit»

Der Zeitaufwand sei beim alten und neuen System ähnlich. Er liege zwischen 20 und 36 Stunden pro Woche. Das habe sich während der letzten Jahre kaum verändert. Wie viele Stunden jemand ins Studium investiert, hat laut der Umfrage jedoch nur wenig Einfluss darauf, wie viel Stress ein Student empfindet – und schon gar nicht darauf, wie zufieden er ist. Was Bachelor-Studenten vor allem Bauchweh und Stress bereite, sei der deutlich höhere Leistungsdruck, der Druck, gute Noten zu erzielen. Jede Klausur, jedes Kurzreferat fließe bei Bachelor-Studenten in die Endnote mit ein. Und wer sich einen Master-Studienplatz sichern will, muss durch Prüfungsergebnissen hervorstechen. Das bedeutet Druck und Stress.

Was laut Sieveding ebenfalls aufs Gemüt schlage, sei der eingeschränkte Freiraum, den Bachelor-Studenten hätten. Struktur und Vorlesungspläne seien oft verbindlich und vorstrukturiert. Den Spielraum, ihren Vorlesungsplan individuell zu gestalten, genießen vor allem Diplom-Studenten. Das scheint eine große Genugtuung zu sein, glaubt man den Studienergebnissen, die Sieveding in der Fachzeitschrift «Psychologische Rundschau» veröffentlicht hat.

Die Studienautorin spricht sich daher für mehr unbenotete Lehrveranstaltungen und längere Regelstudienzeiten aus. Ihren Studenten rät sie: «Lasst euch mehr Zeit.»

(L'essentiel Online/hit)

Was ist Bologna?

Im Jahr 1999 haben sich die Minister von zunächst 29 Staaten in der italienischen Hochschulstadt Bologna auf einheitliche Studienstrukturen und die Schaffung eines europäischen Hochschulraumes verständigt - mit den aufeinander aufbauenden Abschlüssen Bachelor, Master und Promotion. Mittlerweile haben sich 47 Länder dem System angeschlossen.

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