100 Rosen – Bewegender Abschied von Tito Vilanova

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100 RosenBewegender Abschied von Tito Vilanova

Spanien und die Fußball-Welt haben Abschied vom ehemaligen Barcelona-Trainer Tito Vilanova genommen. Der 45-Jährige verlor den Kampf gegen ein Krebsleiden.

Der Krebs-Tod des früheren Barcelona-Trainers Tito Vilanova hat den Fußball in Spanien mitten im Titel-Endspurt zur Nebensache werden lassen. Rund 21'000 Menschen standen am Samstag bis kurz vor Mitternacht vor einem im Camp-Nou-Stadion errichteten Altar Schlange, um Vilanova die letzte Ehre zu erweisen (siehe auch Video unten). Der Ex-Assistent und enge Freund von Bayern-Trainer Pep Guardiola wurde zur gleichen Zeit im kleinen Kreis in Peralada in der Nähe seines Geburtsortes Bellcaire d'Empordà eingeäschert und bestattet.

Der Katalane war am Freitagabend im Alter von 45 Jahren nach einem Krebsleiden gestorben. «Wir werden Dich nie vergessen», titelte noch am Sonntag in großen Lettern auf Seite eins die Zeitung «Sport», während andere Medien den Mann, der nur eine Saison lang Chefcoach gewesen war, zur Legende erhoben. 100 Rosen symbolisierten vor dem Altar die Rekord-Punktzahl der Saison 2012/2013. Die Trauernden im Camp Nou legten Totenkränze nieder, viele weinten hemmungslos. Einige trugen Trikots der Erzrivalen Real Madrid oder Espaynol.

Dani Alves betet

Die Profis um Lionel Messi sowie Trainer und Barça-Funktionäre hatten sich schon frühmorgens vor dem Altar versammelt. Beeindruckend waren das Gebet von Dani Alves vor dem Riesenbild des nachdenklich an der Seitenlinie stehenden Vilanova und die Tränen von Sportdirektor Andoni Zubizarreta. Vor dem Spiel am Sonntag bei Villarreal erschütterte der Tod die Stars sichtlich. «Ich werde Tito niemals vergessen. Für immer mit dir. Alle Liebe seiner Familie», schrieb Messi bei Facebook. Mittelfeldstar Andrés Iniesta twitterte: «Du warst und wirst ein Vorbild bleiben.»

Den 3:2-Sieg am Sonntagabend beim FC Villarreal widmeten Barcelonas Spieler ihrem früheren Coach. «Wir wollten heute für Tito gewinnen, wir haben für ihn gespielt», sagte Cesc Fábregas nach dem späten Siegtor durch Messi unter Tränen.

Rivale Mourinho kondoliert

Am Wochenende gab es Schweigeminuten vor allen Begegnungen der spanischen Profiligen, aber auch in der Münchner Allianz-Arena und anderen europäischen Stadien. Spieler und auch Schiedsrichter trugen oft Trauerflor. Nach dem 5:2-Erfolg seiner Münchner gegen Werder Bremen sagte Guardiola: «Mein herzlichstes Beileid. Diese Traurigkeit wird mich für immer begleiten.»

Schon am Freitag hatte sich Vilanovas früherer Erzrivale José Mourinho zu Wort gemeldet: «Ein trauriger Tag, mein tiefstes Beileid», twitterte der frühere Real-Madrid-Coach, der Vilanova mal bei einem Handgemenge mit dem Finger ins Auge stach. UEFA-Präsident Michel Platini würdigte den Verstorbenen als «großen Menschen» und «fantastischen Trainer». Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque klagte: «Das ist ein großer Verlust.»

Bestürzung in den Medien

Ihr Mitgefühl erklärten auch viele Stars anderer Sportarten, darunter der NBA-Basketballer Pau Gasol und der Radsportler Alberto Contador, sowie Spitzenpolitiker wie Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy.

Die spanischen Zeitungen spiegelten auf den Titelblättern die Bestürzung im ganzen Land wider. «Tito ist tot, der Fußball weint», schrieb «AS», «Adiós Tito, dein Kampf war eine Lektion», verabschiedete sich «Marca». Bei «Sport» hieß es am Samstag knapp: «Ein großer Trainer, ein guter Mensch».

Punkterekord für Vilanova

Der frühere Mittelfeldprofi hatte seine Trainerkarriere als Assistent Guardiolas begonnen und mit ihm 14 Titel gewonnen. Krebskrank führte er Barça 2012/2013 in seiner einzigen Saison als Chefcoach trotz Operationen mit dem Rekord von 100 Punkten zum 22. Ligatitel, bevor er wegen seiner Krankheit den Job im Sommer 2013 aufgeben musste.

Viele Medien sind überzeugt, dass der Tod Vilanovas das schwärzeste Jahr in der Geschichte Barcelonas besiegelt. Der Club wird wohl erstmals seit 2008 keinen Titel holen und kämpft gegen eine Transfersperre durch den Weltverband FIFA. Die Superstars Messi und Neymar hatten Probleme mit Verletzungen und dem Fiskus. Iniestas Frau verlor ihr ungeborenes Kind, Trainer Martino seinen Vater. Zudem wollen die Clubsymbole Victor Valdés und Carles Puyol gehen. «Nicht einmal der größte Feind des Clubs hätte sich solch ein Saisondrehbuch ausdenken können», schrieb «La Vanguardia».

Hier ein Video des FC Barcelona über die Reaktionen auf Tito Vilanovas Tod:

(L'essentiel/dpa)

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