Shéridan Oliveira de Anchieta – Brasiliens neue Opposition – jung und unbestechlich?

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Shéridan Oliveira de AnchietaBrasiliens neue Opposition – jung und unbestechlich?

Eine Gruppe junger Menschen will Brasiliens Politik aufmischen. Geleitet wird sie von der Psychologin Shéridan Oliveira de Anchieta.

Es weht ein frischer Wind in Brasiliens Politwelt: Nach drei Jahren Rezession und zahlreichen Korruptionsvorwürfen in der Regierung von Präsident Michel Temer, der nun angeklagt wird, hat sich eine Gruppe von Jungpolitikern vorgenommen, sich von den Methoden der «Grauhaarigen» zu distanzieren. Geführt wird die Gruppe der «Cabeças pretas» (übersetzt etwa «die Dunkelhaarigen») von der 33-jährigen Shéridan Oliveira de Anchieta.

Die junge Frau ist keine Anfängerin: 2014 wurde die Psychologin als eine von wenigen Kandidatinnen zur Bundesabgeordneten für ihren Heimatstaat Roraima im Norden des Landes gewählt. Zuvor war sie mit dem 20 Jahre älteren Ex-Gouverneur von Roraima, José de Anchieta Júnior, verheiratet. Mit ihm hat sie zwei Töchter, die älteste ist bereits 16 Jahre alt.

Alle korrupt – sogar der Parteipräsident

Oliveira de Anchieta, Mitglied der Partei der brasilianischen Sozialdemokratie (PSDB), und ihre «Cabeças pretas» wollen sich als Alternative für die Präsidentschaftswahlen 2018 positionieren. Sie treten als Opposition zum früheren Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva auf, dem Kandidaten des sozialistischen Partido dos Trabalhadores (PT) und Favorit für die Wahl. Oliveira de Anchieta war die erste Frau, die sich öffentlich für die Absetzung von Lulas Nachfolgerin Dilma Rousseff aussprach.

Aber nicht nur: Die Gruppe will sich auch von den älteren Mitgliedern der eigenen Partei trennen. Erst kürzlich sah sich PSDB-Parteipräsident Aécio Neves – derzeit Senator – selber in einen Korruptionsskandal verwickelt, als er zwei Millionen Reais (umgerechnet 550.000 Euro) vom Mitbesitzer des größten Fleischkonzerns der Welt (JBS) forderte, um ihm bei seinen Problemen mit der Justiz zu helfen.

Oliveira de Anchieta verhält sich wie die «Grauhaarigen»

«Es braucht einen Generationenwechsel», erklärt Politanalyst Carlos Melo gegenüber der «Financial Times». «Die Parteien sind veraltet und müssen sich erneuern.» So rasch wird das aber nicht passieren. Laut einer Untersuchung der Website «Congresso em Foco» kamen 85 Prozent der Abgeordneten unter 30 Jahren mithilfe eines älteren Verwandten zu ihrem politischen Posten.

Und selbst Shéridan Oliveira de Anchieta ist kein unbeschriebenes Blatt: Ihr und ihrem Ex-Mann wird vorgeworfen, im Jahr 2010 Staatsgelder in Höhe von umgerechnet 12.000 Euro verwendet zu haben, um den bekannten Musiker MC Sampão im Privatjet von Rio de Janeiro nach Roraima zu fliegen, damit er an der Geburtstagsparty der Gouverneursgattin spielt.

Das Ex-Paar wurde zudem wegen Betrugs im Zusammenhang mit öffentlichen Grundstücken angeklagt. Oliveira de Anchieta weist alle Vorwürfe von sich – wie es bisher alle «Grauhaarigen» auch getan haben.

(L'essentiel/kle)

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