Tod des Terrorchefs – Darum bleiben Fotos von Bin Ladens Leiche geheim

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Tod des TerrorchefsDarum bleiben Fotos von Bin Ladens Leiche geheim

Vor sechs Jahren tötete eine US-Spezialeinheit Terrorchef Osama Bin Laden. Neue Details der Aktion könnten erklären, warum Fotos der Leiche unter Verschluss gehalten werden.

Anfang Mai 2011 starb Osama Bin Laden, Drahtzieher der Terror-Attacken des 11. September 2001, im Kugelhagel einer US-Spezialeinheit. Getötet wurde der frühere Al-Qaida-Chef von Ex-Navy-Seal Robert O'Neill in seinem Versteck im pakistanischen Abbottabad.

Der einstige Elitesoldat plaudert in seinem Buch «The Operator: Firing the Shots that Killed Bin Laden» neue Details über die Hinrichtung des Terrorchefs aus. Diese könnten erklären, warum das Pentagon bisher nie ein Foto der Leiche Bin Ladens veröffentlicht hat.

100 Einschusslöcher – Rache für 9/11

Ein Vorabdruck der Memoiren von O'Neill erschien in der britischen Zeitung «Mirror», das minutiöse Protokoll des Einsatzes zeichnet eine brutale Szenerie. Offenbar jagte der Soldat dem 9/11-Drahtzieher gleich mehrere Kugeln in den Kopf:

«Osama Bin Laden stand hinter einer Frau, seine Hände lagen auf ihren Schultern. In weniger als einer Sekunde zielte ich über die rechte Schulter der Frau und drückte zweimal ab. Bin Ladens Kopf platzte auf, er selbst fiel zu Boden. Ich schoss ihm zur Sicherheit noch einmal in den Kopf.»

Wie das Online-Portal «Business Insider» weiter berichtet, nahmen dann fast alle beteiligten Soldaten persönlich Rache an Bin Laden. Dessen Leiche sei von Kugeln regelrecht durchsiebt worden – von bis zu 100 Einschusslöchern ist die Rede.

Verstümmelte Leiche

Um Fotos der Leiche für die Identifikation anfertigen zu können, hätten die Soldaten den gespaltenen Kopf Bin Ladens zusammendrücken müssen. Treffen O'Neills Schilderungen zu, erscheint nachvollziehbar, warum die US-Behörden bisher keine Fotos des toten Terrorchefs veröffentlicht haben. Bilder einer aus Rache verstümmelten Leiche hätten weltweit für Empörung gesorgt.

Einziger Kommentar der zuständigen CIA-Analystin zum blutigen Beweisfoto laut O'Neill: «Oh, sieht so aus, als müsste ich mich nach einem neuen verdammten Job umsehen.»

Zweijähriger sah alles mit an

Nachdem Robert O'Neill seine Schüsse auf Bin Laden abgefeuert hat, kümmert er sich um die Familie des Terrorchefs. Unter anderem um jene Frau, die sich – offenbar als menschliches Schutzschild – vor ihren Mann gestellt hatte.

«Die Frau, es war Osama Bin Ladens jüngste Ehefrau Amal, fiel auf mich. Ich trug sie zum Bett. Dann fiel mein Blick auf einmal auf einen kleinen Jungen, der zitternd in einer Ecke des Raumes kauerte. Es war Bin Ladens jüngster, zweijähriger Sohn. Er hatte das alles mit angesehen. (...) Ich hob ihn hoch und legte ihn zu der Frau aufs Bett.»

Für einen kurzen Moment sei er in dieser Situation ratlos gewesen, erinnert sich Ex-Elitesoldat O'Neill. Doch dann habe ein anderer Navy Seal ihm zugerufen: «Hey, du hast gerade Osama Bin Laden getötet!»

Strittige Memoiren

Es ist bereits das zweite Buch, das Robert O'Neill über die geheime US-Kommandoaktion in Pakistan veröffentlicht. Nach dem Einsatz hatte der Elitesoldat mehrere militärische Auszeichnungen erhalten, die Navy Seals aber ein Jahr später verlassen, um sich einer neuen Karriere zu widmen. Ehemalige Teamkollegen werfen ihm vor, mit seinen Taten nur Geld machen und prahlen zu wollen.

Der Körper des Al-Qaida-Gründers Osama Bin Laden war nach der Aktion binnen Stunden an Bord des Flugzeugträgers «USS Carl Vinson» transportiert und im Indischen Ozean versenkt worden.

(L'essentiel/jdr)

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