DeutschlandDas Aus für vier Atommeiler?
Der deutsche Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) hat das Aus für vier AKW angedeutet, die nicht ausreichend gegen den Absturz kleiner Flugzeuge gesichert sind.

Die Meiler Biblis A und B sowie Brunsbüttel und Philippsburg I hätten «keine nachgewiesene Sicherheitsauslegung», sagte Röttgen am Dienstag bei der Vorstellung des Prüfberichts der Reaktorsicherheitskommission (RSK) in Berlin. Die Kommission selbst gab keine klare Empfehlung für das Abschalten einzelner AKW ab. SPD-Chef Sigmar Gabriel hat den Bericht der RSK als nicht aussagekräftig bezeichnet, da die Prüfungsstandards überaltet und die Prüfungszeit zu kurz waren.
Kein Atomkraftwerk erfüllt höchste Sicherheitsauflagen
Insgesamt verfügten die sieben ältesten AKW hier über keinen oder nur einen geringen Schutz, sagte Röttgen. Davor könne die Politik nicht die Augen verschließen und daran müsse die politische Entscheidung anknüpfen. Damit deutete Röttgen indirekt an, dass besonders die sieben im Rahmen des Atommoratoriums seit Mitte März stillstehenden Meiler nicht wieder ans Netz gehen dürften. Keiner der 17 deutschen Meiler erfüllt nach dem Bericht in allen Prüfkriterien die höchsten Anforderungen.
Röttgen räumte erneut ein, dass kein Atomkraftwerk in Deutschland gegen den Absturz eines großen Verkehrsflugzeugs gesichert ist. «Die Stufe drei - schwerste Flugzeuge - diese Schutzstufe wird von keinem Kernkraftwerk erreicht.» Die sieben ältesten Meiler könnten angesichts zu dünner Hüllen fast durchgängig auch dem Absturz mittelgroßer Flugzeuge - etwa vom Typ Phantom - nicht standhalten. Der Minister sagte, dass die Entscheidung über die Abschaltung allein von der Politik getroffen werde und nicht in Verhandlungen mit den Energiekonzernen.
Das neue Atomgesetz, das die Restlaufzeiten der AKW festlegt, soll am 6. Juni vom Kabinett verabschiedet werden. Nach dem Atomunfall in Fukushima hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) die sieben ältesten Anlagen vorübergehend stilllegen lassen. Zudem blieb das ohnehin nach Pannen abgeschaltete AKW Krümmel vom Netz.
L'essentiel Online /
(dpa)
Hintergrund Reaktorsicherheitskommission
Die Reaktorsicherheitskommission (RSK) berät das deutsche Umweltministerium bei der Sicherheit kerntechnischer Anlagen. Das Ministerium erteilt der Kommission Beratungsaufträge.
Die 16 Mitglieder, darunter TÜV-Vertreter, Physiker und Ingenieure, sind unabhängig. Allerdings stünden einige Mitglieder der Atomwirtschaft nahe, kritisieren die Grünen.
Als Ergebnis der Beratungen leiten sie technisch-wissenschaftliche Empfehlungen oder Stellungnahmen an das Umweltministerium. Die Kommission trifft aber keine rechtlichen Bewertungen. Die Prüfung aller 17 deutschen Atomkraftwerke binnen weniger Wochen war für die RSK Neuland.