Deutschland rutscht immer tiefer in die Krise

Aktualisiert

«Das Haus brennt»Deutschland rutscht immer tiefer in die Krise

Deutschlands Wirtschaft geht den Bach runter: Das BIP schrumpft, Firmen verlagern die Produktion ins Ausland – es droht eine Deindustrialisierung.

Fabian Pöschl
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Fabian Pöschl

20 Minuten/Jonathan Müller

Deutschlands Wirtschaft befindet sich in einem bedenklichen Zerfall: Die gängigen ökonomischen Kennzahlen entwickeln sich alle negativ. Die einst stolze Deutsche Bahn ist hoch verschuldet. Über 30 Milliarden Euro waren es zuletzt und täglich kommen fünf Millionen dazu. Außerdem ist jeder zweite Fernzug verspätet.

Im Sommer kommt es zu monatelangen Vollsperrungen ohne Ersatzplan. Kenner sprechen vom vorprogrammierten Chaos. Die Weltpresse wundert sich. «Deutschland, das Land der sorgfältigen Planung und Pünktlichkeit, scheint es nicht zu schaffen, dass seine Züge pünktlich fahren», hieß es zuletzt im Wall Street Journal

Die Missstände der Deutschen Bahn scheinen stellvertretend für den wirtschaftlichen Niedergang Deutschlands zu stehen. Das Wirtschaftsmagazin Economist sieht in Deutschland bereits «den kranken Mann Europas». An der Börse setzen Anleger Milliardenbeträge auf den Niedergang Deutschlands.

Über die Ausfälle und Verspätungen der Deutschen Bahn macht sich bereits die internationale Presse lustig.

Über die Ausfälle und Verspätungen der Deutschen Bahn macht sich bereits die internationale Presse lustig.

IMAGO/Michael Gstettenbauer

Sie wetten darauf, dass Unternehmen wie Volkswagen oder Siemens abschmieren. Ihre Gewinnchancen stehen gut, wie Business Insider schreibt. Viele Firmen hätten derzeit vor allem durch Einsparungen und Kürzungen bei Personal und Investitionen gute Aktienwerte erreicht. Das lasse sich aber nicht ewig durchhalten. Die deutsche Wirtschaft gleiche einem «Auto-Unfall in Zeitlupe», schreibt die Financial Times.

Die Wirtschaft schrumpft

Finanzminister Christian Lindner scherzte am WEF in Davos, Deutschland sei nicht der kranke Mann Europas, «Deutschland braucht nur Kaffee». Doch alle gängigen ökonomischen Kennzahlen entwickeln sich negativ. Die deutsche Wirtschaft ist zum Jahresende 2023 geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag anhand vorläufiger Daten mitteilte.

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland.

Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland.

20min/Jonathan Müller

Damit ist Deutschland als einzige größere Industrienation im Minus. «Die deutsche Wirtschaft steckt in der Rezession fest», sagt der Chef des Wirtschaftsinstituts Ifo, Clemens Fuest.

Die Staatsverschuldung kletterte bis im Herbst um ca. 50 Milliarden Euro auf den Höchstwert von fast 2,6 Billionen Euro. Auf Talfahrt sind die Ausfuhren der einstigen Exportnation. Im November sanken die Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat um fünf Prozent. Zudem konsumiert das Land auch weniger aus dem Ausland. Die Importe sanken im um 12,2 Prozent.

Das ist eine Rezession

Wenn die Wirtschaft eines Landes mindestens sechs Monate in Folge schrumpft, befindet sich das Land in einer Rezession. Als Maßstab gilt das Bruttoinlandsprodukt, das den Wert aller Dinge abbildet, die in einem Land hergestellt werden. Eine Rezession kann kurz sein, hat aber oft weitreichende Auswirkungen wie etwa Entlassungen.

Deindustrialisierung droht

Die deutsche Industrie kämpft mit den weltweit fast höchsten Strompreisen, was Deutschland im internationalen Wettbewerb unattraktiv macht, wie Industrieverbände warnen. Die Arbeitslosigkeit stieg im November um 22.000 Personen auf noch tiefe 3,1 Prozent.

Doch die Anzahl Unternehmen steigt, die ihre Produktion entweder drosseln, ins Ausland verlegen oder ganz wegziehen. So streichen energieintensive Firmen wie der weltgrößte Chemiekonzern BASF Tausende Stellen. «Das Haus brennt», warnt der Präsident des Verbandes der Chemischen Industrie. Die Regierung versucht, mit einem milliardenschweren Strompreispaket gegenzusteuern.

Strompreise in Deutschland.

Strompreise in Deutschland.

20min/Jonathan Müller

Aber auch die großen Autozulieferer wie Bosch, ZF und Continental bauen im fünfstelligen Bereich ab. Dabei geht es laut dem Bundesverband der Deutschen Industrie nicht nur darum, Großbetriebe zu retten. Viele mittelständische, familiengeführte Unternehmen hätten aktuell keine Perspektive mehr.

Kriegt Deutschland noch die Kurve?

Den Bach runter geht es auch in der Baubranche. Wegen der Krise im Wohnungsbau erwartet der Bauindustrieverband den Abbau von Zehntausenden Arbeitsplätzen im laufenden Jahr. Die Angst vor der Industrialisierung geht um. Der wichtige Ifo-Geschäftsklima-Index fiel im Januar auf den schlechtesten Wert seit Oktober 2022 auf dem Höhepunkt der Energiekrise. 

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