Komplett werbefreiDas ist das neue Anti-Facebook
Das neue werbefreie soziale Netzwerk Ello macht Facebook Konkurrenz. Besonders beliebt ist es, weil es auch Pseudonyme erlaubt.

So sieht Ello aus, die neue Social-Media-Plattform aus den USA.
Screenshot www.ello.coPaul Budnitz ist Künstler und Unternehmer und war bis vor Kurzem primär als Gründer von Kidrobot bekannt, einem Luxus-Spielzeuggeschäft für Erwachsene. Doch vor einem halben Jahr hatte der Entrepreneur aus Kalifornien eine neue Idee. Budnitz erklärte seinen Freunden, dass er genug habe von den Social-Media-Websites, die die Daten ihrer Nutzer sammelten: «Lasst uns doch eine eigene Seite gründen und wir laden unsere Kumpels dazu ein», sagte Budnitz zu seinen Bekannten.
Dies war die Geburtsstunde von Ello, dem «einfachen, schönen und werbefreien sozialen Netzwerk, kreiert von einer kleinen Gruppe von Künstlern und Designern», wie es offiziell heißt. Die Website ist nicht nur werbefrei: «Wir verkaufen auch keine Daten an Drittparteien», ergänzen die Betreiber. Und das kommt bei den Leuten anscheinend an: 31'000 Neumitglieder registrieren sich derzeit pro Stunde auf der Website, deren Name die Abkürzung des Worts Hello ist. Das sind über 700'000 pro Tag. Wichtig für die Popularität von Ello ist laut Experten außerdem, dass das Verwenden von Pseudonymen erlaubt ist, Nutzer müssen also ihren eigenen Namen nicht bekannt geben.
Besonders beliebt in der Schwulenszene
Ausgerechnet bei Facebook ist das nicht so: Wer sich beim Klassiker der sozialen Netzwerke registriert, muss seinen echten Namen angeben, sonst wird das Profil gelöscht. Der Grund: Boss Mark Zuckerberg hatte 2010 erklärt, dass Menschen nur eine Identität hätten. Dies führte dazu, dass in letzter Zeit die Accounts verschiedener bekannter Dragqueens gelöscht wurden. Doch auch andere Mitglieder der Schwulen- und Lesbenszene erklären, dass sie Ello gegenüber Facebook vorziehen. Das Verwenden des Eigennamens auf Facebook führe in vielen Fällen zu einem erzwungenen Coming-out.
Ello befindet sich derzeit noch in der Betaphase. Wer beitreten will, braucht außerdem die Einladung eines bereits registrierten Nutzers. Es funktioniert grundsätzlich wie Twitter. Die Posts der Nutzer sind öffentlich und können Links auf andere Websites wie zum Beispiel Youtube oder Soundcloud enthalten. Es gibt zwei News-Feeds, einen für die eigenen Freunde und einen für alles Weitere. Ähnlich wie bei Twitter können andere Nutzer durch Verwendung des @-Symbols angeschrieben werden. Posts anderer Personen kann man kommentieren und mit weiteren Nutzern teilen.
Erster Hackangriff
Doch Ellos neue Beliebtheit hat auch negative Seiten. Wie der Techblog Gizmodo mitteilt, haben Hacker gestern die Website mit einer sogenannten Distributed-Denial-of-Service-Attacke (DDoS) angegriffen. Es handelt sich dabei um ein technisches Verfahren, das Internet-Server stört oder gar in die Knie zwingt. Dazu wird das Angriffsziel während einer gewissen Zeit mit automatischen Anfragen bombardiert.
Im Fall von Ello führte der Angriff tatsächlich dazu, dass die Website gestern vorübergehend nicht mehr erreichbar war. Inzwischen konnte das Problem aber gelöst werden.
(L'essentiel/kwo)