Zhang-Anwalt Wellens«Das Urheberrecht in Luxemburg ist am Ende»
LUXEMBURG – Während sich Künstler Jeff Dieschburg und sein Anwalt freuen können, dass eine Plagiatsklage abgewendet wurde, hat die Gegenseite wenig Verständnis für die Gerichtsentscheidung.
Links das strittige Gemälde von Jeff Dieschburg, rechts die Fotografie von Jingna Zhang.
Instagram Jingna ZhangAls «auf ganzer Linie gewonnen» bezeichnete Gaston Vogel, Anwalt des luxemburgischen Künstlers Jeff Dieschburg am Mittwoch das Urteil des Gerichts. Dieses hatte entschieden, die Plagiatsklage der US-amerikanischen Künstlerin Jingna Zhang abzuweisen. «Die Entscheidung ist 20 Seiten lang und extrem gut begründet», so Vogel.
«Das Gericht war der Ansicht, dass dem Foto die Originalität fehle, um urheberrechtlichen Schutz genießen zu können», bedauerte die Gegenseite. Jingna Zhangs Anwalt Vincent Wellens urteilte: «Wenn ein solches Foto nicht geschützt ist, heißt das, dass das Urheberrecht für Fotos in Luxemburg am Ende ist». Um einzigartig zu sein, müsse ein Foto die Handschrift seines Urhebers tragen: «Meine Klientin ist für ihren asiatischen, nüchternen Stil bekannt, der auf diesem Foto zu sehen ist. Es ist äußerst selten, dass ein solches Werk keinen Schutz genießt», so Wellens.
Außerdem handele es sich bei dem Foto mit drapiertem Kleid um eine Gesamtkomposition, nicht vergleichbar mit der Ablichtung eines Baums oder Hauses. «Wir verlangen nicht, dass es verboten sein sollte, mit einem Blumenstrauß zu posieren und dabei den Kopf zu drehen», erklärte der Anwalt der klagenden Fotografin, «aber diese Entscheidung ist für die gesamte kommerzielle Fotoindustrie besorgniserregend. Sie bedeutet, dass es praktisch keinen Schutz mehr gibt, dass man alle Fotos frei kopieren kann, und dass sie damit Allgemeingut werden». Vincent Wellens kündigte an, mit seiner Mandantin in Berufung gehen zu wollen.