Twitter-News aus Japan – Der Fall Namico Aoto

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Twitter-News aus JapanDer Fall Namico Aoto

Die Tochter eines der 20 freiwilligen Fukushima-Helfer twittert über den Einsatz. Die Geschichte verbreitet sich im Web wie ein Lauffeuer. Doch mittlerweile herrscht Funkstille.

Gut eine Woche ist es her, seit die inzwischen untergetauchte japanische Twitterin Namico Aoto (27) aus der Präfektur Shimane ihren berühmten Tweet in alle Welt versendete:

«Mein Vater wird morgen zum Fukushima-AKW geschickt. Als ich hörte, dass sich mein Vater ein halbes Jahr vor seiner Pension beworben hatte, kamen mir fast die Tränen. Er sagte: 'Von den jetzigen Gegenmaßnahmen hängt die Zukunft der Atomenergie ab. Ich fühle mich berufen, dorthin zu gehen.' Zuhause ist er ein unzuverlässiger Vater, doch ich war noch nie so stolz auf ihn wie heute. Ich bete dafür, dass er heil nachhause kommt.»

«Gott segne deinen heroischen Vater»

In ihrem Twitter-Profil beschreibt sie sich als Rucksack-Touristin, die um die ganze Welt reisen will. Ihr Tweet hat tatsächlich rund um den Globus die Runde gemacht, von infoseek.co.jp bis spiegel.de – hochemotional wurde auf allen möglichen Kanälen über die Opferbereitschaft und den Mut ihres 59-jährigen Vaters berichtet.

Andere Twitter-Nutzer kommentierten sogleich: «Hallo Namico, viel Unterstützung für deinen heldenhaften Vater von Matthew in NJ USA. Ich sah deine Story im US Fernsehen.» Oder: «Gott segne deinen heroischen Vater, und Gott segne deine Familie. Aus Argentinien. Wir beten für Euch.» Ein anderer User schreibt: «Ich bin so stolz auf deinen Vater, er wird als großartige Persönlichkeit in die Geschichte eingehen, bleib gesund und erzähl deinen Kindern, dass euer Großvater ein Held war.»

Account gelöscht

Nur eine Stunde nach ihrem international weit beachteten Twitter-Eintrag beendete Aoto ihre Twitter-Kariere. Sie löschte kurzerhand ihren Account.

Ob sie die Hilfsbereitschaft ihres Vaters mittlerweile kritischer sieht, oder ob die typisch japanische Bescheidenheit der Grund ist – es bleibt ein Rätsel, ebenso wie die Antwort auf die Frage, ob ihr Vater den Einsatz überleben wird.

dap/L'essentiel Online

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