SSC Stubersheim – Deutschlands mieseste Elf

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SSC StubersheimDeutschlands mieseste Elf

Zweistellig zu verlieren ist für den SSC Stubersheim mehr Regel denn Ausnahme. Der Nachwuchs wird's bald richten, verspricht der Präsident der erfolglosesten Fußballmannschaft Deutschlands.

«Was beabsichtigen Sie denn?», fragt der Vereinsvorsitzende Manfred Nipp. Er ist skeptisch. Vor allem was Medien angeht, die über seinen SSC Stubersheim schreiben wollen: Zu viel musste sein Verein schon einstecken. Im medialen wie auch im sportlichen Sinn: Mit unschöner Regelmäßigkeit müssen die Fußballer in der deutschen Kreisliga B, Bezirk Donau/Iller, herbe Niederlagen einstecken. Meistens verlieren die Kicker aus dem 395-Seelen-Dorf Stubersheim zweistellig: In dieser Saison hagelte es schon ein 0:20, ein 0:21 und ein 0:25.

Häme allenthalben

Als «Nullinger in Fußball-Deutschland» bezeichnete sie die «Augsburger Allgemeine» 2007: «Im Schnitt 12,5 Gegentore pro Match sind kein Zufall.» Ein Jahr später grätschte die «taz» nach: «Deutschlands schlechtester Fußballclub: Torverhältnis 2:246», höhnte das linke Blatt.

Der Lokalsender «Radio 7» hatte zuvor die «Ein Tor für Stubersheim»-Kampagne ins Leben gerufen und die Kicker mit Freibier gelockt für den Fall, dass das Runde ins Eckige trifft. Und weil es 2011 noch nicht besser geworden ist, nennt die «Welt» das Vereinstor die «Schie0223bude der Liga».

12 Spiele, 154 Gegentore

Dabei sieht es in dieser Saison gar nicht so schlecht aus. Nach zwölf Spielen stehen 154 Gegentore zu Buche – es wurden auch drei Goals erzielt. Ist der Medienrummel nicht auch ein Volltreffer für den Vereinboss? Nipp winkt ab: «Im Jahr 2006 und 2007 haben wir böse Erfahrungen mit Medien gemacht. Da erschienen zynische bis lächerliche Berichte. Sie können sich vorstellen, dass wir an vergleichbarer Berichterstattung kein Interesse haben.»

Der Vorsitzende hat Angst um seinen Verein, den er selbst 1997 mit ins Leben gerufen hat. Tischtennis und Schach standen anfangs im Mittelpunkt. Mit 420 Mitgliedern ist der Club heute größer als das Dorf, das ihm seinen Namen gibt. Neben der A-Mannschaft, die den Club ins Gerede gebracht haben, gibt es sieben Fußball-Jugendmannschaften.

«Diejenigen, die 1997 in der E-Jugend angefangen haben, sind nun in der A-Jugend», sagt Nipp und freut sich auf Verstärkung für die «Alt-Kicker», die nach wie vor auf einen Sieg warten. Am Anfang sei die Mannschaft quasi ein Kompromiss gewesen: Es habe Geduld gebraucht, bis der Nachwuchs die Freizeitkicker der Herrenmannschaft habe ersetzen können.

Nipps Aufbau Südost

Bis das Team wettbewerbsfähig ist, wird noch die eine oder andere Halbzeit vergehen. Nipp weiß um den sportlichen Misserfolg, bleibt aber optimistisch: «Ich persönlich habe ein breites Kreuz: Wer auf die Matte geht, muss damit rechnen, aufs Kreuz gelegt zu werden. Ich kann mit Niederlagen umgehen», sagt der 57-Jährige, dessen Sohn auch in seiner Fußballmannschaft spielt.

2012 oder 2013 soll die Elf mit dem selbst ausgebildeten Nachwuchs konkurrenzfähig sein. Schneller hofft er auf einen zweiten Trainingsplatz: Das jetzige Gelände müssen sich alle Jugend- und Erwachsenenmannschaften teilen. «Wir müssen ständig improvisieren. Die Umstände sind bescheiden, aber solide!» Das gilt dann mit Gottes Hilfe bald auch für den Tabellenplatz des Teams.

L'essentiel Online/Philipp Dahm

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