Fragen zum TraumaDie Bayern sind schon vor dem Spiel genervt
Die Münchner treffen im CL-Achtelfinale auf Chelsea. Das weckt unschöne Erinnerungen an das Finale 2012. Darüber wollen sie aber lieber nicht reden.

Vor dem Spiel der Bayern gegen Chelsea (ab 21) geht dem deutschen Fußballfan unweigerlich eines durch den Kopf: das verlorene Finale dahoam. Der große Traum der Münchner endete im Mai 2012 mit einem Trauma. Nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung stand es trotz drückender Überlegenheit des deutschen Rekordmeisters und Toren von Thomas Müller und Didier Drogba 1:1. In der Verlängerung verschoss Arjen Robben dann einen Elfmeter – ehe im finalen Elfmeterkrimi Ivica Olic und Bastian Schweinsteiger die Nerven versagten. Bayern verlor im eignen Stadion 3:4.
Logisch war in den letzten Tagen das Scheitern im Finale dahoam das große Thema. Die Fragen der Journalisten drehten sich einzig um das sportliche Drama vor acht Jahren – auch wenn die Spieler dieses Spiel lieber aus dem Gedächtnis gestrichen hätten. «Keine Ahnung. Weiß ich jetzt nicht. Also da muss man jetzt auch nicht unbedingt darüber sprechen», antwortete Keeper Manuel Neuer genervt und ziemlich einsilbig.
Neuer wird wortkarg
Neben Neuer waren damals auch Jérôme Boateng und eben Thomas Müller 2012 dabei. Auch der damalige Torschütze, der nach schwierigen Zeiten unter Trainer Kovac jetzt unter Hansi Flick so etwas wie den dritten oder vierten Frühling erlebt, war ziemlich schmallippig beim Thema. Müller in der Bild-Zeitung: «Das hat mit dem Spiel von damals fast gar nichts mehr zu tun. Da kommen keine Bilder.»
Joshua Kimmich hingegen geht von Vergangenem unbelastet ins Duell an der Stamford Bridge und sagte bei der Medienkonferenz am Montag deshalb auch: «Das ist gar kein Thema in der Kabine, dass das ein Revanchespiel sein soll. Die Jungs, die dabei waren, haben sich den Titel nicht geholt. Ich hoffe einfach, dass es diesmal ein besseres Ende nimmt.»
Die internationalen Ansprüche der Bayern
Das Spiel vor acht Jahren spiele keine Rolle, betonte auch Hansi Flick, der am Montag seinen 55. Geburtstag feierte. Auf Wiedergutmachung sind die Bayern dennoch aus. «Klar haben wir international große Ansprüche, im letzten Jahr war die Enttäuschung nach dem Ausscheiden im Achtelfinale riesig», wird Vereinsboss Karl-Heinz Rummenigge in der Süddeutschen Zeitung zitiert. «Wir werden versuchen, dass die Reise weitergeht. Unser Ziel ist es, in das Viertelfinale zu kommen.» In der letzten Saison waren die Münchner im Achtelfinale an Liverpool gescheitert.
«Konzentration und Leidenschaft gehören zu den Voraussetzungen für uns. Wir sind seit Beginn der Rückrunde in der Spur, und ich bin voller Selbstvertrauen, dass die Mannschaft es umsetzen wird», sagte Flick.
Lampard will die Bayern stoppen
«Sie sind jedes Jahr Anwärter auf den Champions-League-Titel, aber unsere Aufgabe ist es jetzt, sie zu stoppen», sagte Chelsea-Trainer Frank Lampard. «Vielleicht haben wir nicht so viel Erfahrung, aber wir sind hier, um Hürden zu überwinden.»
Im Gegensatz zu den Bayern treten seine Spieler frei von Erinnerungen an 2012, denn bei Chelsea ist keiner der damaligen Sieger mehr im Team. Lampard ist der Einzige, der damals in München den Pokal in die Höhe stemmen durfte.
(L'essentiel)