Good News: Die Briten entdecken ihr Nationalbrot wieder

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Good NewsDie Briten entdecken ihr Nationalbrot wieder

Die kleinen Mehlproduzenten im Vereinigten Königreich werden überrannt. Heuer erlebt das Nationalbrot, Britain's National Loaf, eine Wiederauferstehung.

Die Corona-Krise im Vereinigten Königreich bedeutet die Auferstehung des britischen Nationalbrots. Wie NBC News berichtet, erinnern sich die Briten derzeit an ihr kulinarisches Erbe.

Die britische Back-Community besinne sich auf den Geist des Blitzkrieges, indem sie wieder vermehrt das 1942 erstmals produzierte Britain's National Loaf backe. Das äußerst nahrhafte Vollkornbrot werde momentan besonders häufig berücksichtigt, weil in den Supermärkten die Zutaten knapp geworden seien, so NBC News.

Nachdem das Mehl aus den nationalen Verkaufsregalen verschwunden gewesen sei, hätten die kleinen Mehlproduzenten einen enormen Anstieg der Nachfrage verspürt. «Normalerweise verzeichnen wir zwischen drei und fünf Bestellungen übers Wochenende», berichtet Angus McDowall von Mungoswells Malt and Milling in Schottland.

Lokale Mehlproduzenten werden überrannt

«Letzte Woche waren es aber rund 400 Bestellungen», sagt er. Um dem Ansturm gerecht zu werden, produziere man nun das zu 85 Prozent aus dunklem Mehl bestehende Mehl, das für das Nationalbrot verwendet wird. Dies sei viel effizienter in der Herstellung. Und vor allem ergebe es ein gesunderes Endprodukt, so der Müller.

Die Bäckerei Bread Source aus der ostenglischen Stadt Norwich bringt besagte Brotsorte gratis unter diejenigen Leute, die es am ehesten brauchen: Menschen, die aufgrund der Corona-Pandemie ihren Job verloren haben. «Und sie bekommen eines, das erst noch besser ist als das typische mit Zusatzstoffen durchsetzte Brot aus dem Supermarkt», sagt Geschäftsleiter Steven Winter.

Denn, so Winter, durch eine gesunde Ernährung ließen sich auch die sozialen Kosten der Corona-Pandemie reduzieren. Und so wünscht er sich, dass andere Bäcker in England es ihm gleichtun, weshalb er dazu anregt, dass auch sie ihre eigene Version des Nationalbrots anfertigen.

Rückbesinnung auf die kulinarische Geschichte

Während des Zweiten Weltkriegs richtete das britische Ernährungsministerium ein Augenmerk auf gesunde Ernährung, wie der Ernährungshistoriker Bryce Evans von der Liverpool Hope University ausführt. Und er beobachtet eine weitere Parallele: Der Anbau von Obst und Gemüse erfährt ebenfalls zusätzliches öffentliches Interesse.

Die «Dig for Victory»-Kampagne des Vereinigten Königreichs im Zweiten Weltkrieg erfährt ein Revival. «Die Rückbesinnung auf das kulinarische Erbe ist natürlich eine gute Sache», so Evans.

Aber ungeachtet der guten Nährwerte: Die Briten mochten ihr Nationalbrot in der Vergangenheit nicht besonders. Der 92-jährige Wright Atha zum Beispiel verbindet es vorderhand mit der Kriegserfahrung. Und trotzdem findet er die Rückkehr des Nationalbrots gut – solange es besser schmecke, so der Senior.

(L'essentiel/obr)

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