Im Angesicht des Ebola-Virus«Die Infizierten haben keine Chance»
LUXEMBURG - In Sierra Leone erfährt Dr. Rony Zachariah die Auswirkungen von Ebola aus nächster Nähe. Der Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen fühlt sich alleingelassen.

Dr. Rony Zachariah arbeitet für Ärzte ohne Grenzen Luxemburg. Derzeit ist er in Sierra Leone eingesetzt. Gegenüber L'essentiel berichtete der Mediziner am Dienstag von dem Chaos, dass die Ebola-Epidemie verursacht hat. «Die Situation vor Ort ist schrecklich», sagt er. «Die Infizierten Menschen sterben qualvoll. Das ist eine beispiellose Katastrophe, doch die Regierungen stellen sich taub, obwohl sie von Ärzte ohne Grenzen aufgefordert wurden. Wir rufen um Hilfe, aber die Staaten reagieren nicht.»
Für Dr. Zachariah sei das Drastischste an der Epidemie nicht das Ebola-Virus, sondern die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft. «Tief in meinem Herzen fühle ich einen gewissen Verrat. Gegenüber den Menschen in Westafrika, aber auch gegenüber Ärzte ohne Grenzen, die in den Krisengebieten unermüdlich kämpfen, um die Epidemie einzudämmen, ohne effektiv unterstützt zu werden.»
Ein großes Problem sei vor allem die Anzahl der Betten, in denen Patienten behandelt werden können. In Guinea gibt es 160, in Liberia 620 und in Sierra Leone 304. Gebraucht werden laut Weltgesundheitsorganisation WHO 210 (Giunea), 2930 (Liberia) und 1148 (Sierra Leone). «Die Zahl der verfügbaren Betten liegt weit unter den Anforderungen», erklärt Dr. Zachariah. Darüber hinaus sei auch der Transport zu den Behandlungszentren ein großes Problem. In Kailahun, Sierra Leone, gibt es beispielsweise nur drei Krankenwagen für eine Bevölkerung von 400.000 Personen. «Die Infizierten haben unter diesen Umständen keine Chance zu überleben», sagt der Arzt. Nach neuesten Berichten hat Ebola bereits mehr als 4000 Menschen getötet.
(pt/L'essentiel)