Handy als Belohnung: Die Rattenfänger von Alexandra

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Handy als BelohnungDie Rattenfänger von Alexandra

Alexandra ist das ärmste Viertel von Johnannesburg - für Menschen die Hölle, für Ratten jedoch ein Paradies. Wer 60 Tiere einfängt, bekommt als Belohnung ein Handy.

Im südafrikanischen Johannesburg grenzt das reichste Viertel Sandton an das wohl ärmste Township Alexandra. In Sandton steht die Börse und das größte Einkaufszentrum des Landes. In Alexandra teilen sich schon mal zehn Familienmitglieder ein Einraum-«Haus», für jeweils hunderte von Einwohnern stehen gerade mal fünf Toiletten zur Verfügung.

Und doch ist Alexandra, wo keiner der rund 500 000 vorwiegend schwarzen Einwohner leben würde, wenn er die Wahl hätte, ein Paradies. Ein Paradies für Ratten. Nebst der hohen Kriminalitäts- und Arbeitslosenrate gelten die Nager schon lange als eines der ärgsten Probleme des acht Quadratkilometer großen Ghettos, wie ein Video (siehe unten) aus dem Jahr 2010 zeigt.

Mit Eulen gegen Ratten

Laut dem südafrikanischen «Mail & Guardian» verwandeln sich die Abfallberge nachts in lebende Rattenhaufen. Die Tiere tun sich nicht nur am Müll gütlich, sie nagen Löcher in Autos und Kleider und beißen gar in Finger von Schlafenden. Nur vom Rattengift lassen sie die Zähne. Da sie nicht nur einfach eklig, sondern im eh schon verschmutzen Stadtteil ein zusätzliches Gesundheitsrisiko sind, gilt es, den Nagern den Garaus zu machen.

Ein Versuch, die Ratten von Eulen auffressen zu lassen, ist gescheitert. Damals haben die Stadtbehörden die Vögel in drei Schulen fliegen lassen (siehe zweites Video unten). Doch bevor sie sich sattessen konnten, wurden die Uhus von Anwohnern getötet. Denn Eulen verkörpern nach traditionellem Aberglaube das Böse.

Ein Handy für 60 Ratten

Es liegt also wieder an den Menschen, die Ratten zu eliminieren. Um sie zum Jagen anzuspornen, hat sich die Wohltätigkeitsorganisation «Lifeline» der Sache angenommen. Seit einiger Zeit verteilt sie Käfige, mit denen die Plagegeister gefangen werden können. Hat man 60 Stück beisammen, tot oder lebendig, kann man diese abgeben und erhält dafür ein Handy. Im Gegensatz zum gescheiterten Eulen-Projekt, scheint die Idee mit den Gratistelefonen zu funktionieren. So sagte Joseph Mothapo, ein Bewohner des Elendviertels, er habe bereits zwei Handys bekommen, sein Plan sei es, jedes Familienmitglied mit einem auszurüsten: «Es ist einfach», sagte er der Zeitung gegenüber. «Du legst Essensreste in den Käfig, die Ratten klettern rein, die Falle schnappt zu.»

Bereits seien tausende von Tieren von einem Spezialisten im Sportzentrum vergast worden. Dank den detaillierten Angaben der Rattenfänger wir außerdem ersichtlich, wo die größten Nagernester sind. Diese werden dann ausgeräuchert.

Die Aussichten auf ein rattenärmeres Alexandra stehen also gut. Außer natürlich, die Tierschützer, die bereits ihren Unmut kundgetan haben, gewinnen die Oberhand. Zusammen mit den Ratten.

Rattenplage in Alexandra:

Eulen sollen Ratten fressen:

(L'essentiel Online/lue)

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