DJs, Anwälte, PolitikerDiese Gruppen kämpfen gegen Corona-Auflagen
Italien, Deutschland, Frankreich: Die Corona-Maßnahmen und die Impfungen haben in vielen europäischen Ländern teils heftige Reaktionen ausgelöst.

Die Proteste rund um die Corona-Maßnahmen beschäftigen Europa nun schon seit Monaten. Corona-Demos mit Tausenden von Teilnehmenden hat es in den vergangenen anderthalb Jahren in vielen Staaten Europas gegeben.
Deutschland
In Deutschland wird der Streit zum Teil ähnlich hitzig geführt – teilweise gar tödlich. Vergangene Woche wurde bekannt, dass in der Ortschaft Idar-Oberstein ein Mann einen Tankstellenmitarbeiter tötete, weil dieser ihn aufgefordert hatte, eine Maske zu tragen. Die bekannteste Anti-Corona-Institution in unserem Nachbarland sind die Querdenken-Demos, die bereits früh in der Pandemie ihren Anfang in Stuttgart nahmen.
Hinter den Großveranstaltungen steckt der Gründer Michael Ballweg. In den vergangenen Monaten war es rund um die Organisation ruhiger geworden, doch dann kam es in Berlin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und mehreren Hundert Festnahmen nach einer Querdenken-Demo. Die Behörden verboten daraufhin bis auf weiteres Veranstaltungen aus dem Kreis Ballwegs und seiner Unterstützenden.
Für großes Aufsehen sorgte im April dieses Jahres zudem die Aktion mehrerer bekannter Schauspielerinnen und Schauspieler. Obwohl sie keine direkte Stellung zu den geltenden Maßnahmen nahmen, wurde das Video #allesdichtmachten von vielen den Kritiker-Kreisen zugeordnet und dementsprechend heftig debattiert.
Bei den Bundestagswahlen diese Woche erreichte die Partei «Frei Wähler», welche bereits im Jahr 2010 gegründet worden war, einen Stimmenanteil von 2,4 Prozent. In ihrem Programm kritisierte die Partei die geltenden Maßnahmen stärker als ihre Konkurrenten im deutschen Wahlkampf.
Österreich
Die Tageszeitung «Der Standard» hat zusammengefasst, wer die führenden Köpfe hinter den Corona-Demonstrationen in Österreich sind. Dahinter stecken Organisationen wie die «Initiative für evidenz-basierte Coronainformationen», die «Anwälte für Aufklärung» (AFA) oder die «Neue Wahrheit».
Ähnlich wie in Deutschland stehen einige dieser Gruppen unter der Beobachtung des österreichischen Verfassungsschutzes, wie FM4 berichtet. Im österreichischen Parlament hat sich der FPÖ-Politiker Herbert Kickl als einer der schärfsten Kritiker der Maßnahmen von Bundeskanzler Sebastian Kurz herausgetan, mit dem er bis im Mai 2019 eine Regierungskoalition führte.
Italien
Italien traf die Corona-Pandemie mit am frühesten und am stärksten auf dem Kontinent, dementsprechend scharf waren dann auch die verschiedenen Lockdowns und Eingriffe. Besonders diesen Sommer kam es zu mehreren großen Demonstrationen im Land, die sich gegen die Einführung des Green Pass wehrten.
Wie Politico Europe schreibt, soll auch die Mafia ihre Hände bei der Planung von Anti-Corona-Protesten im Spiel gehabt. So soll die neapolitanische Camorra keine Freude an den Lockdowns gehabt haben, die das Geschäftsmodell arg strapazierten.
Bildstrecke: Diese Gruppen kämpfen gegen Corona-Auflagen
Abgesehen davon sind organisierte Gruppen, die, Einfluss auf den politischen Betrieb nehmen, jedoch die Ausnahme. Stattdessen sind es einzelne namhafte Persönlichkeiten, wie der 59-jährige DJ und Fernsehmoderator Red Ronnie oder die frühere TV-Persönlichkeit Eleonora Brigliadori, die im Fernsehen ihren Widerstand gegen den Green Pass ausführen.
Mit die gewichtigste Stimme kommt aber von ganz oben im politischen Betrieb: Der ehemalige Außenminister und Chef der rechtsnationalen Lega, Matteo Salvini hat die geltenden Corona-Maßnahmen im Land bereits mehrfach kritisiert, wie die Tamedia-Zeitungen schreiben. Im Parlament erhält er Unterstützung vom Parlamentsabgeordneten Vittorio Sgarbi, der sich wiederholt öffentlichkeitswirksam gegen einen Impfzwang ausgesprochen hat und auf Twitter Verweigerinnen des Green Passes gratuliert:
Aber auch ein Befürworter der Impfungen hat sich für seine Rolle in den Diskussionen einen Namen gemacht. Der Virologe Roberto Burioni wurde im ganzen Land bekannt, weil er sich immer wieder der Diskussion rund um die Wirksamkeit und Sicherheit der Vakzine mit Skeptikern stellte. Ebenfalls einen konzilianten Ton in der Diskussion schlägt Roberta Villa an, die auf ihrem beliebten Youtube-Kanal für Versöhnung in der Debatte eintritt. Das Wissenschaftsmagazin Science berichtete über die beiden.
Frankreich
Die Franzosen kennen sich mit Demos aus. In den vergangenen Jahren machten die sogenannten Gelbwesten (»Gilets Jaunes») von sich reden. Dabei handelte es sich um eine heterogene Gruppierung, die sich vor allem in ihrem Widerstand gegen höhere Benzinpreise und den damit einhergehenden Plänen von Präsident Emanuel Macron stellte. Als diesen Sommer der Gesundheitspass eingeführt wurde, griffen die Teilnehmenden zum Teil auf diese Netzwerke zurück. Die Demonstrationen hatten es in sich: An einem Tag im August gingen über 240.000 Menschen auf die Straße. Dabei waren «Liberté»-Rufe sehr beliebt. Eine große Delegation an den Protesten stellten jeweils Vertreterinnen und Vertreter des Gesundheitspersonal. Aus ihnen setzt sich beispielsweise die Gruppe ReinfoCovid zusammen, die mit dem Slogan «Questionner – Comprendre – Agir» (Fragen, Verstehen, Handeln) ihre kritische Haltung gegenüber den Behörden ausdrückt.
Ähnlich wie in Italien gibt es auch im französischen Parlament kritische Stimmen, wie etwa die Abgeordnete Martine Wonner. Wie France 24 schreibt, ist sie so etwas wie die Speerspitze des französischen Widerstands gegen die Corona-Maßnahmen. Sie gehörte einst zur Partei von Staatspräsident Emanuel Macron, gründete dann jedoch die Kleinstpartei «Ensemble pour les Libertés» (Zusammen für die Freiheiten).
(L'essentiel/Patrick McEvily)