Liste im InternetDiese Kunstwerke versteckte Gurlitt
Erstmals kann eingesehen werden, welche Werke der Münchner Cornelius Gurlitt besaß. Eine Liste mit 25 verdächtigen Bildern wurde im Internet publiziert.

Die deutschen Behörden haben sich dem öffentlichen Druck gebeugt: Eine erste Liste mit Werken aus der spektakulären Sammlung des Münchners Cornelius Gurlitt steht nun im Internet. Darunter sind Werke von Chagall, Spitzweg, Dix und Delacroix. Eine Arbeitsgruppe soll schnellstmöglich aufklären.
Experten müssen fast 1000 Werke überprüfen
Parallel zum Ermittlungsverfahren der Augsburger Staatsanwaltschaft sollen die Provenienz-Experten der Herkunft der rund 1400 gefundenen Bilder aus der entdeckten Sammlung des Kunsthändlersohnes Cornelius Gurlitt auf den Grund gehen. Die Leitung der Taskforce soll die frühere Ministerialdirektorin Ingeborg Berggreen-Merkel übernehmen.
Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Augsburg müssen rund 970 der etwa 1400 gefundenen Werke von Experten überprüft werden. 380 davon können dem zugeordnet werden, was die Nationalsozialisten «Entartete Kunst» nannten; bei 590 Werken muss laut Mitteilung überprüft werden, ob sie den rechtmäßigen Eigentümern während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt genommen wurden.
Strafverfahren reicht nicht
Was passiert, wenn sich der Verdacht bestätigt, konnte ein Sprecher des bayerischen Justizministeriums zunächst nicht sagen. Womöglich müssten dann einzelne Zivilprozesse zwischen Gurlitt und möglichen Vorbesitzern geführt werden.
«Die Herkunft der beim sogenannten 'Schwabinger Kunstfund' sichergestellten Kunstwerke wird so rasch und transparent wie möglich festgestellt», heisst es in der Mitteilung. Denn: «Die mit dem 'Schwabinger Kunstfund' aufgeworfenen Fragen zur Restitution im Zusammenhang mit NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kunstwerken können in einem Strafverfahren allein nicht hinreichend geklärt werden.»
Die 25 verdächtigen Werke:
• Antonio Canaletto: «Sa. Giustina in Prà della Vale» in Padua, Druckgrafik, 1751/1800
• Marc Chagall: «Allegorische Szene», undatiertes Gemälde
• Hans Christoph: «Paar», Aquarell, 1924
• Honoré Daumier: «Don Quichote und Sancho Panza», Gemälde, um 1865
• Eugène Delacroix: «Conversation mauresque sur une terrasse», undatierte Bleistiftzeichnung
• Otto Dix: «Dame in der Loge», Aquarell, 1922
• Otto Dix: «Dompteuse», Aquarell, 1922
• Conrad Felixmüller: «Paar in Landschaft», Aquarell, 1924
• Erich Fraass: «Mutter und Kind», Aquarell, 1922
• Bonaventura Genelli: «Männlicher Akt», undatierte Zeichnung
• Ludwig Godenschweg: «Männliches Bildnis», undatierte Druckgrafik
• Ludwig Godenschweg: «Weiblicher Akt», undatierte Druckgrafik
• Otto Griebel: «Kind am Tisch», undatiertes Aquarell
• Otto Griebel: «Die Verschleierte», Aquarell, 1926
• Bernhard Kretschmar: «Strassenbahn», undatiertes Aquarell
• Wilhelm Lachnit: «Mädchen am Tisch», Aquarell, 1923
• Wilhelm Lachnit: «Mann und Frau am Fenster», Aquarell, 1923
• Max Liebermann: «Reiter am Strand», Gemälde, 1901
• Fritz Maskos: «Sinnende Frau», Druckgrafik, 1922
• Henri Matisse: «Sitzende Frau / In einem Sessel sitzende Frau», Gemälde, um 1924
• Auguste Rodin: «Etude de femme nue debout, les bras relevés, les mains croisées au-dessus de la tête», undatierte Zeichnung
• Théodore Rousseau: «Vue de la vallée de la Seine», undatierte Zeichnung
• Carl Spitzweg: «Das Klavierspiel», Zeichnung, um 1840
• Christoph Voll: «Mönch», Aquarell, 1921
• Christoph Voll: «Sprengmeister Hantsch», Zeichnung, 1922
(L'essentiel Online/sda)