Nach Armstrong-Geständnis – «Dopingsystem wurde jahrelang toleriert»

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Nach Armstrong-Geständnis«Dopingsystem wurde jahrelang toleriert»

LUXEMBURG - Armstrongs Doping-Beichte hat den Chef des luxemburgischen Radsportverbands kaum überascht. Jean Regenwetter fordert nun Konsequenzen - beim UCI.

Schadensbegrenzung – so nennt der Chef des luxemburgischen Radsportverbands FSCL, Jean Regenwetter, das Doping-Geständnis von Lance Armstrong bei Oprah Winfrey. Der Amerikaner habe im Interview nur Dinge zugegeben, von denen er wisse, dass er weitere Fragen verhindern könne. «Er ist ein eiskalter Mensch. Er geht über Leichen, um das zu erreichen, was er will», erklärte Regenwetter gegenüber «tageblatt.lu». «Armstrong versucht, sich als Märtyrer hinzustellen.» Doch wirklich Neues habe der Ex-Radprofi nicht gesagt. «Das ist im Bericht der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA nachzulesen.»

Wichtiger sei, dass nun auch der Radsport-Weltverband UCI zur Verantwortung gezogen werde: «Es ist klar, dass ein solches Doping-System nicht durch einen Menschen ins Leben gerufen wurde. Es ist jahrelang toleriert worden», erklärt Regenwetter. «Wenn man eine radikale Kehrtwende schaffen will und der Radsport seine Glaubwürdigkeit zurückgewinnen soll, muss man einen radikalen Neuanfang wagen.» Dieser, so Regenwetter, sei mit UCI-Chef Pat McQuaid aber nicht möglich.

Der Luxemburger, der für seine scharfe Kritik am Radsport-Weltverband bekannt ist, bedauert, dass sich die anderen Radsportverbände zurückhaltend zeigten. Regenwetter fordert, dass auf einem außergewöhnlichen UCI-Kongress über die Rolle des UCI-Präsidenten entschieden werden müsse. Zudem sollten die Radsportverbände Einblick in die Reformpläne der UCI, den Untersuchungsbericht der Armstrong-Affäre sowie einen unabhängigen Bericht über die Führungsinstanzen der UCI erhalten.

(L'essentiel Online)

Weltverband froh über Armstrong-Erklärungen

Der Radsport-Weltverband UCI hat die Erklärungen des dopinggeständigen Lance Armstrong im TV-Interview begrüßt. «Armstrongs Entscheidung, sich der Vergangenheit zu stellen, ist ein wichtiger Schritt auf dem langen Weg zur Wiederherstellung des Vertrauens in den Sport», erklärte der selbst heftig umstrittene und mehrfach zum Rücktritt aufgeforderte UCI-Chef Pat McQuaid am Freitag.

Armstrong hatte den Dachverband vom Verdacht der Korruption und Einflussnahme bei den Doping-Kontrollen ausdrücklich freigesprochen und die Effektivität der heutigen Anti-Doping-Maßnahmen gelobt. «Armstrong hat bestätigt, dass es keine Verschwörung und keine Absprachen zwischen ihm und der UCI gegeben hat», meinte McQuaid weiter. (dpa)

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