Amoklauf in Brasilien – «Du wirst einmal viele Menschen umlegen»

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Amoklauf in Brasilien«Du wirst einmal viele Menschen umlegen»

Der 23-jährige Wellington Menezes, der in einer Schule in Rio ein Blutbad anrichtete, war Opfer von konstanten Mobbing-Attacken. Seine Mitschüler hatten große Angst vor ihm.

Es ist das bislang blutigste Schulmassaker in Brasilien: Am Donnerstagmorgen kam Wellington Menezes de Oliveira in seine alte Schule «Tasso da Silveira» im Westen Rio de Janeiros, zwang Kinder, sich an einer Wand aufzustellen und erschoss sie danach kaltblütig aus nächster Nähe, bevor er sich selber richtete. Die tragische Bilanz seiner Tat: 13 tote Kinder im Alter zwischen 12 und 14 Jahren.

Für viele kam die Tat aber wenig überraschend: Der 23-jährige Oliveira sei zu Schülerzeiten Opfer von konstanten Mobbing-Angriffen gewesen, berichten nun einige seiner ehemaligen Schulkameraden. Gegenüber der Tageszeitung «O Globo» erzählen sie, dass Oliveira im Schulzimmer «ständig eingeschüchtert» worden sei. Seine Mitschüler hatten ihm den Übernamen «Sherman» gegeben, in Anspielung auf den bekannten Nerd aus dem Film «American Pie». Andere nannten ihn einfach «Humpelmann», weil er ein Bein nachzog.

Täter hätte zum Psychologen gehen müssen

Offenbar galt Oliveira unter seinen Mitschülern als «Wahnsinniger». Es sei offensichtlich gewesen, sagen sie, «dass er unter einer Störung litt». Im Unterricht war er immer ruhig und verschlossen. Bruno Linhares, der zusammen mit dem Amoktäter die Schule besuchte, sagte, seine Kollegen hätten sich oft über Oliveira lustig gemacht. Er erinnert sich an einen Vorfall auf dem Pausenplatz: «Einer aus der Klasse klopfte ihm auf die Schulter und rief: ‚Freundchen, die Leute haben Angst vor dir, weil du eines Tages viele Menschen umlegen wirst’.» Heute, meint Linhares, sei das eine Art Vorahnung gewesen. «Ich verstehe aber nicht, wieso er nicht uns umgebracht anstelle der vielen unschuldigen Kinder.»

Dass der 23-Jährige tatsächlich psychische Probleme hatte, vermutet auch der Psychiater Antonio Geraldo da Silva, Vorsitzender des Brasilianischen Psychiaterverbands. Aus dem Schreiben, das der Täter hinterlassen hatte, schliesst er, dass Oliveira «entweder unter Schizophrenie, Paranoia, dem Borderline-Syndrom oder einer antisozialen Wahnvorstellung litt». Um eine genauere Diagnose machen zu können, hätte er Oliveira persönlich treffen müssen. Doch eine psychiatrische Untersuchung hatte es nie gegeben – obwohl es so viele Anzeichen einer seelischen Krankheit gab. Linhares denkt jetzt zurück: «Der Junge war ein schlechter Schüler, er kriegte nichts auf die Reihe. Eigentlich hätte ihn die Schule zum Psychologen schicken sollen.»

Schüler auf der Flucht

(Quelle: YouTube)

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