Zeitzeugen/WeltkriegEin 17-jähriger GI wollte Luxemburg befreien
Bill Sisk war noch ein Teenager, als er am 6. Juni 1944 am Utah Beach in der Normandie landete. 75 Jahre später erzählt er von seinen Erlebnissen.

Bill Sisk, der mit 92 Jahren noch immer kraftvoll erscheint mit seinen strahlenden Augen, erzählt seine Geschichte in eher bescheidener Manier. «Wenn Sie einen Helden suchen, muss ich Sie enttäuschen", entfährt es dem Rentner, der in Lynchburg, 300 Kilometer südlich von Washington, lebt. Herbert «Bill» Sisk ging noch an die Lynchburg High School, als er sich 1943 im Alter von nur 16 Jahren für die US-Armee verpflichtete. Sein wahres Alter hatte er damals verschwiegen. Nach neun Wochen Training statt vier Monaten trat er der 90. US-Infanteriedivision bei und machte sich mit 15.000 weiteren Soldaten bereit für eine Atlantiküberquerung.
Kurz nach seiner Ankunft im schottischen Glasgow wurde seine Einheit nach Cardiff, Wales, versetzt, wo er eine Ausbildung zum Funker machte. So bekam er nichts mit über ein mögliches Datum oder den Ort der Landung. «Jeden Tag trainierten wir und kamen zurück. Eines Tages sind wir gegangen und nicht wieder zurückgekommen», sagt er. Bill war erst 17 Jahre alt, als er am 6. Juni 1944 in Utah Beach, Frankreich, ankam.
Bill hat die Fotos bis heute aufbewahrt
Er kam am Nachmittag an, als der Strand gesichert und die Toten bereits beseitigt worden waren. In seinem Rucksack trug er ein riesiges Radio. Drei Tage nach der Landung feierte er seinen achtzehnten Geburtstag. Seine Einheit konzentrierte sich auf Sainte-Mère-Eglise, aber die Soldaten kamen nur langsam voran. Am Mont Castre, dem höchsten Punkt der Region, wurde Sisk an einem Bein verletzt, als er sich seine erste warme Mahlzeit seit Tagen vorbereitete. Er wurde nach England transportiert, wo er knapp der Amputation entkam und vier Monate dort blieb, bevor er in die 90. US-Infanteriedivision unter der Leitung von General George Patton in der Nähe von Paris eintrat.
Wir wurden sehr schnell erwachsen»
Er heiratete, wurde Vater von zwei Kindern und baute das Haus, in dem er noch heute lebt. Auf die Frage, warum er sich wie andere Amerikaner entschied, in so jungen Jahren so weit weg von zu Hause zu gehen und in Ländern zu kämpfen, die er nicht kannte, zuckt er mit den Schultern. «Ich glaube nicht, dass wir uns darüber so große Gedanken gemacht haben», sagt er.
(L'essentiel/afp)