«Polizisten sind Hunde» – Ein Rapper verärgert die tunesische Justiz

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«Polizisten sind Hunde»Ein Rapper verärgert die tunesische Justiz

Er wettert gegen die tunesische Polizei und muss nun hart dafür bezahlen: Der Rapper Weld El 15 und seine Entourage wurden zu Haftstrafen verurteilt. Jetzt ist er weg.

In Tunis, wo am Dienstag die Eröffnung des Weltsozialforums anstand, sorgt derzeit ein Video des tunesischen Rappers Weld El 15 für Aufregung bei der Justiz. Sechs Personen wurden wegen Verleumdung und Anstiftung zu Gewalt zu Haftstrafen verurteilt.

Das Video «Boulicia Kleb» («Die Polizisten sind Hunde») zog den Zorn der Justiz auf sich. Es brachte dem Regisseur Mohamed Hedi Belgueyed und der Schauspielerin Sabrine Klibiainsi sechs Monate Gefängnis auf Bewährung ein.

Vier weitere Rapper, die an dem Projekt beteiligt waren, wurden in Abwesenheit zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Weld El 15, der Autor des Lieds, ist flüchtig. Dem französischen Magazin «Les Inrockuptibles» sagte er kürzlich, er werde von der Polizei belästigt. Er erhalte Drohungen per Facebook, Polizisten sagten ihm: «Wenn wir dich lebend kriegen, bringen wir dich um.»

Unter dem Regime von Zine al-Abidine Ben Ali hatte es die Hip-Hop-Szene schon schwer. Der wohl international bekannteste tunesische Rapper, El General, war lange eingekerkert, bevor er zu Beginn der Revolution seine Freiheit wiedererlangte.

Ein Unterstützungskomitee setzt sich nach den Urteilen für die Künstler um Weld El 15 ein. «Die tunesische Justiz kennt im Allgemeinen keine Gnade, wenn sie in Abwesenheit der Angeschuldigten urteilt», sagte Komitee-Sprecher Thameur Mekki am Montag zur Nachrichtenagentur SDA.

Künstlerische Freiheit in Gefahr

Der Song-Titel ist seiner Meinung nach nicht diffamierend. «In Frankreich heißen Polizisten auch Poulets (Hühner) und in den Vereinigten Staaten nennt man sie Pigs (Schweine). Das ist nichts weiter als ein geläufiger Ausdruck.»

In Tunesien «ist die künstlerische Freiheit in Gefahr», ist Mekki überzeugt. Der Fall Weld El 15 sei auch ein Test für die Justiz seines Landes: «Ist sie fähig, ein Werk zu beurteilen? Aber auf keinen Fall dürfen Künstler eingesperrt werden, selbst wenn sie zu weit gehen.»

Die Politik hat sich bisher noch nicht zum Fall Weld El 15 geäußert. Mekki führt dies auf die Tatsache zurück, dass «alle die Stiefel der Sicherheitskräfte lecken, weil Tunesien für die Menschen ein Polizeistaat geblieben ist». Und «wer auf einen Wahlsieg hofft, will es sich mit der Polizei nicht verscherzen».

Für ihn sei die Revolution Vergangenheit, erklärt Mekki weiter. Es gehe nun darum, die Errungenschaften dieser Revolution zu verteidigen: die Demonstrationsfreiheit, die Redefreiheit und die Freiheit zu sagen «wir sind nicht einverstanden».

(L'essentiel online/aeg/sda)

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