Handy, Versicherung, Öltanker – Ein Tag im Leben des Samsung-Universums

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Handy, Versicherung, ÖltankerEin Tag im Leben des Samsung-Universums

Der Chef von Samsung sitzt wegen Korruptionsvorwürfen in Haft. Sein riesiges Firmengeflecht ist in Südkoreas Alltag fast in jeder Situation präsent.

Der Erbe und De-facto-Chef des südkoreanischen Giganten Samsung, Jay Y. Lee, sitzt in Haft. Der 48-Jährige soll umgerechnet rund 35 Millionen Euro Schmiergeld an eine Vertraute von Südkoreas Präsidentin Park Geun-hye bezahlt haben. Park wurden wegen einer Korruptionsaffäre im Dezember die Amtsvollmachten entzogen. Samsung-Erbe Lee streitet die Vorwürfe ab. Er ist der Enkel des Firmengründers und kontrolliert faktisch das undurchsichtige Firmengeflecht mit Dutzenden Samsung-Firmen, die weltweit fast eine halbe Million Angestellte beschäftigt und über 200 Milliarden Umsatz macht.

Doch Samsung ist weit mehr als ein Mega-Unternehmen. Es ist ein eigentliches Land innerhalb von Südkorea, wo sich praktisch das gesamte Leben im Samsung-Universum verbringen lässt. Das beginnt schon bei der Geburt. Gut möglich, dass man in einem Samsung Medical Center geboren wird. Das Krankenhaus dürfte dabei mit den Produkten der Gesundheitssparte ausgerüstet sein: Computertomograf, Ultraschall, Röntgengerät – auch das stellt Samsung her. Die passende Versicherung hat das Unternehmen ebenfalls im Angebot. Samsung Life Insurance bietet etwa Lebens- oder Krankenversicherungen an.

Weltweiter Baukonzern

Die Kindheit könnte das Neugeborene dann in einem Wohnkomplex verbringen, der Samsung gehört. Für Bau und Planung war die Bausparte von Samsung verantwortlich, eines der größten Bauunternehmen Südkoreas, das beispielsweise den Wolkenkratzer Burj Khalifa, das höchste Gebäude der Welt, baute. Die Solarzellen auf dem Gebäude, die Klimaanlage, die Haushaltsgeräte in der Wohnung, der Fernseher, der Drucker, das Tablet und das Smartphone – mit den Produkten von Samsung lässt sich Haus und Haushalt ausrüsten.

Lebensmittel verkauft Samsung zwar keine mehr, doch indirekt mischt der südkoreanische Konzern auch dort mit. Samsung Heavy Industries stellt zum Beispiel Containerschiffe her, die für den Transport auf den Weltmeeren eingesetzt werden. Mit den Schiffen aus Samsungs Werft kann auch Cheil Industries – die Textil-Tochter von Samsung – ihre Kleider importieren. Für die Werbung sorgt Cheil Worldwide, eine der größten Werbeagenturen der Welt, beim Bezahlen der Einkäufe im Geschäft kommt Samsung Card, der größte Kreditkartenabieter Südkoreas, zum Einsatz.

Raffinerie und Privat-Uni

Samsung Card ist zudem am Autohersteller Renault Samsung Motors beteiligt. Der französische Hersteller Renault besitzt allerdings die Mehrheit des Unternehmens, und die Samsung-Autos basieren auf Modellen von Renault und Nissan. Das Benzin im Tank könnte aus einer Raffinerie stammen, die von Samsung Engineering geplant wurde und dort mithilfe von Chemikalien von einer Samsung-Firma verarbeitet wurde. Zur Raffinerie gelangt das Rohöl in einem Samsung-Öltanker, gefördert wurde es Offshore von einem Bohrschiff – natürlich hergestellt von Samsung Heavy Industries.

Sogar im koreanischen Bildungssystem mischt Samsung mit. So ist der Konzern eng mit der privaten Sungkyunkwan Universität verbandelt. Die Uni ist beispielsweise Teil des HR-Systems von Samsung. Wer einen Langzeitvertrag an der Uni möchte, muss zudem einen speziellen Test (Samsung Aptitude Test) absolvieren. Dieser wird auch benötigt, um für das Konglomerat arbeiten zu können. Die medizinische Fakultät wiederum arbeitet eng mit dem Samsung Medical Center zusammen. Die besten Studenten jedes Jahrgangs erhalten jeweils eine Stelle in einer Samsung-Klinik.

Fußball, Baseball, Basketball

Wer von der Arbeit ausgelaugt ist, kann sich bei einer Kreuzfahrt an Bord eines Samsung-Schiffs entspannen. Oder wie wärs mit einem kurzen Trip nach Everland, Südkoreas größtem Vergnügungspark? Oder doch lieber ein entspanntes Wochendende in einem Shilla Luxushotel? Egal, wie die Pläne sind, das Samsung-Imperium hat ein passendes Angebot – auch für Sportfans. Die Samsung Lions (Baseball), Samsung Thunder (Basketball) oder die Suwon Samsung Bluewings (Fußball) gehören alle zur nationalen Spitze in Südkorea.

All seine Besitztümer nützen Samsung-Erbe Lee zurzeit aber nichts. Laut Medienberichten sitzt er in einer Einzelzelle ohne Dusche und ohne Kontakt zu anderen Häftlingen. Das WC sei in den Boden eingelassen, und als Bett diene eine Matratze auf dem Boden. Auch für Erben der reichsten Familie Südkoreas gebe es keine Sonderbehandlung, ließen die Behörden verlauten.

(L'essentiel)

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