Luxemburg: Ein Verkehrskonzept für mehr Mobilität und weniger Autos

Publiziert

LuxemburgEin Verkehrskonzept für mehr Mobilität und weniger Autos

LUXEMBURG – Die Nachfrage nach Mobilität wird bis 2035 erheblich steigen. Im Großherzogtum will Mobilitätsminister Francois Bausch darauf reagieren – nur nicht mit dem Auto.

Jérôme Wiss
von
Jérôme Wiss
Mobilitätsminister Francois Bausch.

Mobilitätsminister Francois Bausch.

L'essentiel

«Das Ziel ist es, die Probleme zu antizipieren, anstatt ihnen hinterherzulaufen», sagte der Minister für Mobilität und öffentliche Arbeiten François Bausch (Déi Gréng), als er am Freitag den Nationalen Mobilitätsplan (PNM) bis 2035 vorgestellt hat. Das dicke Dokument von rund 200 Seiten ist eine umfassende Übersicht der Mobilität in Luxemburg für den nächsten 13 Jahre – mit neuen Konzepten und vielen konkreten Projekten, damit «es besser geht als heute – mit weniger Autos als heute».

«Wenn sich Luxemburg weiterhin so entwickelt, wie wir es erwarten, werden wir einen zusätzlichen Bedarf an Mobilität von 40 Prozent haben», sagt der Minister. Eine Steigerung des Mobilitätsbedarfs im Großherzogtum bis 2035 bedeute aber keinesfalls, «dass es 40 Prozent mehr Autos gibt», sagt der Minister. «Wir haben analysiert, was auf Landes- und grenzüberschreitender Ebene getan werden muss, um diese zusätzliche Nachfrage zu bewältigen, damit es besser funktioniert als heute, damit es weniger Autos gibt als heute».

«Man muss die Mobilität übergreifend betrachten.»

Mobilitätsminister Francois Bausch

Das Resultat ist eine ganzheitliche Strategie für den Verkehr innerhalb der verschiedenen Regionen des Landes sowie der Ballungsräume, um alle Verkehrsarten entsprechend den Bedürfnissen und «der prognostizierten Entwicklungen der nächsten Jahre» aufeinander abzustimmen. «Man muss die Mobilität übergreifend betrachten, eine Straße nicht mehr als Infrastruktur für Autos begreifen, sondern sie als multimodale Korridore klassifizieren», die von Fahrrädern, Fußgängern, der Straßenbahn und Bussen gleichermaßen genutzt werden könnten.

Die Verkehrsmittel sollen sich nicht ausschließen, sondern vielmehr ergänzen. «Ein Zugnetz muss mit der Straßenbahn und der Straße kombiniert werden, indem überall Umsteigepunkte geschaffen werden, um jederzeit von einer Infrastruktur auf die andere umschalten zu können», sagte Bausch. Mit dem PNM sollen also weitere Knotenpunkte geschaffen werden. Durch zusätzliche P+R-Plätze soll ein Umstieg auf den Zug oder die Straßenbahn erleichtert werden. Dafür soll eine hochwertige Infrastuktur geschaffen werden. «Ich bin überzeugt, dass die Menschen dann bereit sind, ihr Verhalten zu ändern», sagte Bausch.

PNM soll alles fünf Jahre angepasst werden

Ein Beispiel hierfür sei etwa die Schaffung einer Bahnstrecke zwischen Differdingen und Niederkerschen (bis 2030), die auf einer Fahrt zwischen der Südstadt und Luxemburg-Stadt etwa 20 Minuten einsparen könnte. Auch neue Abzweigungen der Straßenbahn sollen das Netz in der Hauptstadt, etwa zum CHL oder nach Hollerich, verbessern. Periphere Verbindungen um die Hauptstadt herum sollen das Zentrum entlasten und den Durchgangsverkehr umleiten – und gleichzeitig Platz für die Entwicklung von Alternativen zum Auto schaffen. Allein für die Stadt sind demnach 35 Struktur-Projekte geplant, wie die Boulevards de Merl und Cessange, eine Verbindungsstraße von der N7 zur N11.

Eigens für Busse angelegte Fahrspuren (Couloirs à haut niveau de service, CHNS), um Busse aus dem Stau zu holen, durchgehende Bürgersteige an Kreuzungen, um Fußgängern den Weg angenehmer zu machen oder eigene Radwege. Der PNM umfasst eine Fülle bestehender und neuer Projekte. Er soll alle fünf Jahre überarbeitet werden, um ihn an die tatsächlichen Entwicklungen im Großherzogtum anzupassen.

Deine Meinung zählt

9 Kommentare