Weißes HausEindringling stört Obamas Thanksgiving
Ein Mann springt über den Zaun des Weißen Hauses in Washington. Er wurde vom Secret Service mit gezückten Waffen gestoppt.

Während der Thanksgiving-Feier von US-Präsident Barack Obama und seiner Familie im Weißen Haus ist ein Mann über den Zaun des Amtssitzes in Washington gesprungen. Der Mann habe am Donnerstag in eine US-Flagge gehüllt eine Barrikade überwunden und sei dann über einen Zaun auf den Nord-Rasen des Weißen Hauses gesprungen, berichteten Behördenvertreter und US-Medien. Während des Vorfalls habe die Familie Obama im Weißen Haus Thanksgiving gefeiert.
Der für Obamas Sicherheit zuständige Secret Service teilte mit, der Eindringling sei schnell gestoppt und in Gewahrsam genommen worden. Gegen den Mann namens Joseph Caputo seien strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet worden. Er befindet sich in Polizeigewahrsam. Es wurde erwartet, dass zeitnah Strafanzeige gegen den Mann erstattet wird.
Der Zwischenfall ereignete sich am Donnerstag gegen 14:45 Uhr, als Präsident Barack Obama und seine Familie im Weißen Haus den Feiertag begingen. Der Amtssitz wurde umgehend abgeriegelt, wie der Sender CNN berichtete. Die nördlichen und südlichen Zäune am Gelände wurden vorübergehend geschlossen, wie der Sprecher des Secret Service, Robert Hoback, zudem mitteilte. Noch Stunden nach dem Zwischenfall waren zahlreiche Sicherheitskräfte auf den Straßen und Bürgersteigen vor dem Weißen Haus zu sehen.
Mit gezückten Waffen
Foto-Journalisten des US-Nachrichtensenders CNN berichteten, die Beamten des Secret Service hätten sich dem Eindringling mit gezückten Waffen genähert. Caputo habe einen Umschlag bei sich gehabt. Laut CNN war er mindestens der dritte Eindringling, der es dieses Jahr auf das Gelände des Weißen Hauses schaffte.
Der Secret Service war vergangenes Jahr nach einer Pannenserie unter großen Druck geraten. Seine damalige Chefin Julia Pierson musste deshalb zurücktreten. Unter anderem hatte ein mit einem Messer bewaffneter Mann die Absperrung am Weißen Haus überwinden und durch den Haupteingang in das Gebäude stürmen können. Der Zaun, über den Caputo nun geklettert sein soll, war jüngst mit neuen 18 Zentimeter langen Zacken versehen worden, damit er schwerer zu überwinden ist.
In Siegerpose
Auf der Webseite des TV-Senders WJLA war ein Foto des Eindringlings zu sehen, auf dem er in eine amerikanische Flagge gehüllt auf einem Zaunstück vor dem Nordrasen des Weißen Hauses wippt. Ein anderes Foto zeigt ihn, wie er dann mit in Siegerpose erhobenen Armen auf dem Rasen steht.
Eine Zeugin, Victoria Pena, sagte, der Mann sei mit anderen Besuchern auf dem Gelände des Weißen Hauses gestanden, dann jedoch mit einer Art Sammelmappe im Arm plötzlich auf den Zaun am Amtssitz zugerannt. «Ich hörte nur, wie er tief einatmete und sich zuflüsterte: Alles klar, lasst uns das machen und dann loszischte», schilderte die aus Houston stammende Pena. «Es war chaotisch. Jeder um uns herum hat geschrien und die Kinder haben geweint.»
Sicherheitskräfte und Wachhunde seien auf den Eindringling zugerannt, der auf dem Gras liegend auf sie gewartet habe, fügte Pena hinzu.
Washington in Alarmbereitschaft
Die USA und insbesondere Großstädte wie Washington befinden sich nach den Pariser Anschlägen vom 13. November in erhöhter Alarmbereitschaft. Am Mittwoch hatte Obama gesagt, für das bevorstehende Thanksgiving-Wochenende gebe es «keine spezifischen und glaubwürdigen Geheimdienstinformationen» über Anschlagspläne.
Angesichts der «schockierenden Bilder» von den Anschlägen in Paris mit 130 Toten seien die Sorgen in der US-Bevölkerung «verständlich», sagte der US-Präsident vor Journalisten im Weißen Haus. Die Sicherheitsbehörden des Landes würden aber «alle möglichen Schritte» unternehmen, um die Vereinigten Staaten zu schützen.
Thanksgiving ist die US-Variante des Erntedankfestes und wird immer am vierten Donnerstag im November gefeiert. Das öffentliche Leben steht an dem langen Wochenende still.
(L'essentiel/chk/dapd/afp)