Neu im Kino«Eng Nei Zäit» erzählt Intimes aus der Geschichte
LUXEMBURG - Der luxemburgische Regisseur Christophe Wagner widmet sich mit seinem neuen Film «Eng Nei Zäit» dunklen Charakterzügen und der Natur seiner Heimat.

«L'essentiel»: Wie nähert man sich einem solchen Thema?
Christophe Wagner (Regisseur): Das Hauptthema, das mich vor allem gereizt hat war: Was ist wichtiger, die Suche nach der Wahrheit oder die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung? Diese Konfrontation hat mich immer fasziniert. Schnell ging es darum, einen stark visuellen Film zu drehen. Anders als das, was wir sonst im luxemburgischen Kino sehen.
Worauf haben Sie sich gestützt?
Die Drehbuchautorin Vivianne Thill hat sehr viel an dem Thema gearbeitet. Die Geschichte basiert auf einem Artikel des luxemburgischen Historikers Claude Wey, aus einer Ausstellung von Luxemburgs stadtgeschichtlichem Museum, der den Mord an Mitgliedern dieser deutschen Familie thematisiert. Von dieser Geschichte ausgehend erfanden wir unsere Story. Es ist eher eine Fiktion, als eine historische Erzählung.
Die Natur ist sehr präsent. Lag Ihnen das am Herzen?
Wir hatten uns darauf von Anfang an festgelegt. Ich kann natürlich nicht den Einfluss von Terrence Malick leugnen. Das ermöglicht ein visuelles und poetisches Gegengewicht zu Gewalt und Spannungen in der menschlichen Gesellschaft. Wir haben nur Außen-Einstellungen gedreht, bis auf einen Tag im Studio. Das Budget war höher als bei meinem vorherigen Film, und ich hatte Angst, den Rahmen zu sprengen. Schließlich haben wir es dank eines tollen Teams aber doch geschafft.
War es schwierig, sich dem Wetter anzupassen?
Ja, im vergangenen Jahr hatten wir einen miesen Sommer. Die Dreharbeiten haben im Sommer 32 Tage gedauert, im Winter sieben Tage. Im Winter schließlich mussten wir digitalen Schnee einfügen.
Ist die dunkle Seite der Hauptfiguren der rote Faden in Ihren Filmen?
Die Ambivalenz ist das, was mich beim Kino am meisten interessiert. Ich mache und werde nur Filme darüber machen. Eine Schwarz-Weiß-Malerei interessiert mich nicht. Das ermöglicht eine gewisse Komplexität, auch einem Film für ein breites Publikum. Wenn ich am Set zwischen zwei Entscheidungen schwanke, dann entscheide ich mich immer für die Radikalste.
«Eng Nei Zäit» von Christopher Wagner mit Luc Schiltz, André Jung und Jules Werner läuft ab diesem Mittwoch in den luxemburgischen Kinos.
(Cédric Botzung/L'essentiel)
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Drei Jahre nach «Doudege Wénkel» hat Christophe Wagner einen starken Film gedreht, der auf einem historischen Ereignis basiert und eine Ode an die luxemburgische Landschaft ist.