Deutschland: Zeuge berichtet über Messerattacke in Regionalzug

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DeutschlandHaftbefehl wegen zweifachen Mordes gegen Messerangreifer aus Zug erlassen

Nach dem tödlichen Messerangriff in einem Regionalzug in Schleswig-Holstein ist der 33-jährige mutmaßliche Täter am Donnerstag wegen zweifachen heimtückischen Mordes und vierfachen versuchten Totschlags in Untersuchungshaft genommen worden.

Nach der Bluttat in einem Regionalzug in Deutschland sind weiterhin viele Fragen offen.

Nach der brutalen Messerattacke in einem Zug von Kiel nach Hamburg sind weiterhin viele Fragen zum Täter und dessen Motiv offen. Der 33-Jährige soll nach ersten Erkenntnissen am Mittwochnachmittag mit einer Klinge im Regionalzug 70 wahllos Mitreisende angegriffen haben. Dabei tötete er zwei Menschen, eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger, die laut Behörden miteinander bekannt waren und aus der Region kamen. Zwei Menschen wurden lebensgefährlich und drei weitere schwer verletzt.

Nun wird klar: Der mutmaßliche Täter wurde bereits 2022 wegen eines Messerangriffs in Hamburg zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Wie der Hamburger Gerichtssprecher Kai Wantzen gegenüber dem «Spiegel» bestätigt, sei der 33-jährige Palästinenser vom 20. Januar 2022 bis zum 19. Januar dieses Jahres in Untersuchungshaft gewesen.

Am Donnerstag wurde er wegen zweifachen heimtückischen Mordes und vierfachen versuchten Totschlags in Untersuchungshaft genommen. Das teilte ein Sprecher der für die Ermittlungen zuständigen Staatsanwaltschaft in Itzehoe mit. Demnach entsprach der zuständige Haftrichter am Amtsgericht dem von der Behörde beantragten Haftbefehl gegen den Mann.

Verdächtiger stach bereits Obdachlosen nieder

Demnach habe der Verdächtige Ibrahim A. in der Schlange vor einer Essensausgabe für Obdachlose mehrfach auf einen anderen Mann eingestochen, laut Wantzen seien die Verletzungen, die das Opfer damals erlitt, lebensgefährlich gewesen. Der mutmaßliche Täter gab an, er habe vor der Tat in große Mengen Kokain, Heroin und Alkohol konsumiert, und legte gegen das Urteil Berufung ein.

Weil er seit da in U-Haft war und deren Dauer zuletzt beinahe das verhängte Strafmaß erreichte, beschloss eine Richterin am Landesgericht am 19. Januar, Ibrahim A. noch am selben Tag freizulassen. Nur sechs Tage später kam es zum tödlichen Angriff im Regionalzug.

Imbrahim A., der am Mittwoch zwei Menschen getötet und sieben weitere verletzt haben soll, sass in der Vergangenheit bereits wegen einer Messerattacke in U-Haft.

Imbrahim A., der am Mittwoch zwei Menschen getötet und sieben weitere verletzt haben soll, sass in der Vergangenheit bereits wegen einer Messerattacke in U-Haft.

Staatsanwaltschaft Hamburg

Kofferwurf vertrieb den Messerstecher

Der 61-jährige Christian Götzner, der als Unternehmer tätig ist und im RE 70 unterwegs war, erlebte die Bluttat hautnah. «Ich hatte Todesangst. Er hat erst in einem anderen Zugabteil gewütet, dann tauchte er bei uns auf, hob das Messer», sagte Götzner gegenüber der «Bild». Da ein Mitreisender einen Koffer auf den Angreifer geworfen habe, habe dieser schließlich in die Flucht geschlagen werden können.

Die Feuerwehr erhielt um 14.55 Uhr einen ersten Notruf und entsandte sofort neun Rettungswagen und drei Notärzte sowie ein Helikopter werden zum Ort der Tragödie. Am Bahnhof des Dorfes Brokstedt stoppte der Zug schließlich. «Wir sind alle nur panisch rausgerannt», erinnert sich Götzner. Die Ermittler befragten Dutzende Zeugen aus dem Zug, der mit rund 120 Fahrgästen besetzt war, in einem Gasthof in der Nähe des kleinen Bahnhofs.

Viele Fragen blieben in den Stunden nach der Tat offen. «Die Hintergründe sind noch unklar», sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Es gab erste Hinweise, dass der mutmaßliche Angreifer, bei dem es sich um einen 33-jährigen Staatenlosen aus Palästina handeln soll, geistig verwirrt sein könnte, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen erfuhr. Nach vorläufigen Erkenntnissen war er in Norddeutschland bislang nicht als Extremist aufgefallen.

(DPA/bho)

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