Die Debatte danachErste Konsequenzen nach Krawallen
Die Fan-Tumulte im deutschen Fußball zwingen die Polizei und Vereine zum Handeln. Das Sicherheitsdispositiv wird aufgestockt und Fans müssen zuhause bleiben.

Zahlreiche Dynamo-Fans randalierten beim Pokalspiel in Dortmund. Das Resultat: 15 Verletzte und zwei Festnahmen. Wegen Pyros musste die Partie sogar drei Mal unterbrochen werden.
KeystoneNach einer turbulenten Woche mit unschönen Krawallszenen rund um deutsche Fußballstadien wird im Nachbarland durchgegriffen. Vor allem bei der Polizei macht man sich Gedanken, wie man das wieder aufflammende Problem in den Griff bekommen kann.
Das Prinzip, das die Polizei verfolgen will, ist einfach: Mehr Personal bedeutet mehr Sicherheit. Deshalb lautet die Taktik an Bahnhöfen, große Kontrollpunkte mit mehr als 100 Beamten einzurichten. Züge mit Fans werden an diesen Stellen überraschend gestoppt. Verdächtige Anhänger müssen sich dann ausweisen und fotografieren lassen, berichtet die «Süddeutsche».
Ziel ist es, mutmaßliche Straftäter zu ermitteln und rasch vor Gericht zu bringen. Die neuen Maßnahmen sollen zudem nachhaltig sein, betont Friedrich Eichele, der Präsident der Bundesbereitschaftspolizei, die sich um die Sicherheit in den Zügen und Bahnhöfen kümmert.
Dynamo reist ohne Fans zu St. Pauli
Nach den Krawallen im Sektor der Dynamo-Dresden-Fans im Pokalspiel gegen Dortmund zieht auch der Zweitligist Konsequenzen. Die Mannschaft reist ohne Anhänger zum Spiel gegen den FC St. Pauli. Bei einer Pressekonferenz betonte Volker Oppitz, der Geschäftsführer des Klubs: «Es tut mir sehr leid für unsere echten Fans, aber wir haben schon vor längerer Zeit angekündigt, dass wir derartige Konsequenzen ziehen, wenn es wieder zu Vorfällen kommt.» Klar ist aber auch, dass ein Verzicht auf Gästekartenkontingente keine dauerhafte Lösung sein kann.
«Es geht darum, deutlich zu machen, dass Randalierer bei Dynamo Dresden keinen Platz haben und diese Haltung durchzusetzen», sagte Dynamo-Präsident Andreas Ritter. Als weitere Maßnahme, um die Krawallmacher besser in den Griff zu bekommen, schafft Dresden deshalb eine zweite Vollzeitstelle im Bereich Fan- und Mitgliederbetreuung.
Vorsicht vor Panikmache
Die Vorfälle der letzten Woche lassen die Diskussion um Gewaltakte in Stadien wieder hoch kochen. Laut Experten muss darauf geachtet werden, das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren und nicht blind Panikmache zu betreiben. «Wir erleben in der öffentlichen Debatte eine Vernachlässigung der Fakten und eine Vermischung von Vorgängen, bei denen es sinnvoll wäre, sie voneinander zu trennen», sagte Michael Gabriel gegenüber der «Berliner Morgenpost», der Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte der Deutschen Sportjugend. Er betont zudem, dass das Anzünden von Petarden im Stadion nicht mit Gewalt gleichzusetzen sei. Der Fan mache dies, solange er die Fackel nicht werfe, um die Atmosphäre zu verbessern – zumindest aus seiner Sicht.
L'essentiel Online/fbu