Studentin Ilaria: «Es reicht mit den nicht bezahlbaren Mieten»

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Studentin Ilaria«Es reicht mit den nicht bezahlbaren Mieten»

Was im Kleinen in Mailand begann, hat sich nun auf ganz Italien ausgeweitet: Studierende kampieren in Zelten vor dem Campus, um gegen die hohen Mietpreise zu protestieren.

Letizia Vecchio
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Letizia Vecchio
«Es reicht mit den unbezahlbaren Mieten» – das steht auf dem Plakat von Ilaria L., die aus Protest vor dem Eingang ihrer Universität in Mailand kampierte. 
Immer mehr Studierende taten es ihr gleich – nicht nur wie hier in Mailand, sondern in ganz Italien. 
So zum Beispiel in Rom, hier vor der Universität «La Sapienza». 
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«Es reicht mit den unbezahlbaren Mieten» – das steht auf dem Plakat von Ilaria L., die aus Protest vor dem Eingang ihrer Universität in Mailand kampierte. 

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Die italienische Studentin Ilaria L. gab am Anfang Mai mit ihrem symbolträchtigen Protest den Ausschlag: Sie zeltete vor dem Polytechnischen Institut der Universität Mailand, genauer auf der Piazza Leonardo da Vinci, um auf die hohen Mietpreise und die Wohnungsnot in der Stadt aufmerksam zu machen. Die 23-Jährige hat zwar ein Zimmer in der norditalienischen Stadt gefunden, allerdings nur zur Zwischenmiete und für 600 Euro Miete pro Monat. Der Weg dorthin war allerdings mehr als steinig: «Ich war verzweifelt und habe mir gesagt: Hätte ich doch nur ein Zelt, um darin zu schlafen! Und am Ende habe ich es dann tatsächlich gemacht», sagt die junge Frau zur italienischen Zeitung «Corriere della Sera».

Aus einer Idee, erdacht in der Verzweiflung, wurde dann eine Form des Protests gegen überteuerte WG-Zimmer und ein viel zu kleines Angebot. «Vorher bin ich gependelt, aber als die Online-Vorlesungen weniger geworden sind, brauchte ich ein Zimmer in Mailand.» Zimmer gab es dort ab 700 Euro – wohlgemerkt exklusive Nebenkosten. Daraufhin sagte sich die Studentin: «Es reicht mit den nicht bezahlbaren Mieten.» Das war im Winter 2022/2023 – in diesem Frühjahr machte sie ihre Idee dann wahr. Auch wenn Ilaria ihr Zelt mittlerweile wieder abgebrochen hat – was folgte, war ein landesweiter, immer noch anhaltender Protest italienischer Studierender.

Studierende in Rom, Florenz oder Turin tun es Ilaria gleich 

Denn Ilaria scheint mit ihrem Protest einen Nerv getroffen zu haben. Wie kann es anders sein, dass Studierende in ganz Italien aus Verzweiflung vor ihrer Uni kampieren, um auf die unbezahlbaren Mieten aufmerksam zu machen? In Mailand, Rom, Pavia, Padua, Florenz, Venedig, Bologna und Perugia verbringen die jungen Leute ihre Nacht lieber im kalten Zelt, als freiwillig in ihre überteuerten WG-Zimmer zurückzukehren. Der Protest wird mittlerweile über die italienische Studentenvereinigung «Unione degli Universitari» koordiniert. Die Vereinigung hat sich nun in einem Brief an Universitätsministerin Anna Maria Bernini gewandt. Sie pochen darin auf zwei ihrer Grundrechte, nämlich das auf eine Wohnung und das auf ein Studium.

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Die Hauptvertreterin der Studentenvereinigung, Camilla Piredda, betont: «2015 lag der Durchschnittspreis für eine Quadratmeter in Italien bei 9,10 Euro – nun liegt er bei 12,20 Euro. Die Anzahl subventionierter Studentenzimmer hat sich gleichzeitig dezimiert: 2018 waren es noch 43.000, 2022 nur noch 40.000 Zimmer!» Bildungsminister Giuseppe Valditara, der der rechtspopulistischen Partei «Sforza Italia» angehört, gibt indes den Kommunen die Schuld an der Wohnungsmisere – natürlich nur denen, die links regiert werden.

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