Zum SparpaketEuropa beschwört die Griechen: Sagt «Ja»
Dramatische Stunden in Brüssel, Berlin und Athen: In Griechenland haben die Geldhäuser geschlossen, nur noch Mini-Beträge können abgehoben werden.

Jean-Claude Juncker würde den Griechen gerne die Richtung vorgeben.
DPA/Olivier HosletMit flammenden Appellen will Europa die Griechen doch noch auf ein Ja zum Spar- und Reformpaket der Geldgeber einschwören. «Ein «Nein» würde ein Nein zu Europa heißen», sagte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker am Montag in Brüssel mit Blick auf das für Sonntag angekündigte Referendum. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) versicherte, man werde sich weiteren Verhandlungen nicht verschließen, wenn Athen nach der Volksabstimmung darum bitten sollte: «Wenn jemand mit uns sprechen möchte, sind wir jederzeit bereit zu sprechen.» Griechenland droht die Staatspleite, Banken und Börse wurden geschlossen. Der international befürchtete Börsencrash blieb am Montag jedoch aus, es gab aber deutliche Kursverluste.
Juncker sagte angesichts des Dienstagnacht auslaufenden Rettungsprogramms für Griechenland: «Es ist nicht so, dass wir endgültig in einer Sackgasse feststecken würden. Aber die Zeit wird immer knapper.» Mit dem Auslaufen entgehen Athen vorerst weitere Hilfen, die angesichts leerer Staatskassen dringend benötigt würden. Damit wird es für das hochverschuldete Land praktisch unmöglich, am gleichen Tag eine Rückzahlung über 1,54 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zu leisten.
Banken geschlossen
In Griechenland bleiben Banken und Börse bis Anfang kommender Woche geschlossen. In den vergangenen Tagen hatten immer mehr verängstigte Bürger Bargeld abgehoben und damit die Geldhäuser in Schwierigkeiten gebracht. An Geldautomaten dürfen Griechen seit Montag maximal 60 Euro pro Tag abheben, für ausländische Bankkarten soll die Beschränkung aber nicht gelten. Am Montag bat Griechenlands Premier Alexis Tsipras erneut um eine kurzfristige Verlängerung des Hilfsprogramms «um ein paar Tage». Tsipras hatte für diesen Sonntag (5.7.) überraschend eine Volksabstimmung über die Reformvorschläge der Gläubiger Griechenlands angekündigt und die Europartner so vor den Kopf gestoßen. Daraufhin scheiterten am Samstag die Verhandlungen der Euro-Finanzminister mit Athen.
Juncker äußerte sich auch persönlich enttäuscht über Tsipras. Dieser habe ihn in stundenlangen Verhandlungen nicht darüber informiert, eine Volksabstimmung abhalten zu wollen. «Das kam für mich als eine Überraschung.» Der Luxemburger sagte, er habe alles getan, um einen Kompromiss zu ermöglichen. Wörtlich sagte er, er fühle sich von der griechischen Regierung während der Verhandlungen «verraten». Einen «Grexit», also einen Austritt Griechenland aus dem Eurogebiet, lehnte der frühere Eurogruppenchef erneut ab. Das sei für ihn nie eine Option gewesen. «Sie wissen gut, dass die Griechen meinem Herzen sehr nahe stehen», sagte er zu Medienvertretern. Offen blieb, ob der Kommissionschef in letzter Minute - und damit vor dem Referendum - noch Initiativen auf den Weg bringen will.
(dpa/L'essentiel)