ÄgyptenEx-Präsident Mubarak soll verhört werden
Die Vorwürfe gegen Mubarak sind erheblich. Ägyptens Ex-Präsident soll mit veruntreutem Geld jene Schlägertrupps bezahlt haben, die für den Tod Hunderter Demonstranten verantwortlich gemacht werden.

Am Freitag gingen wieder Tausende in Kairo auf die Straße. Sie forderten, dass Mubarak zur Rechenschaft gezogen wird.
AFPDer gestürzte ägyptische Präsident Husni Mubarak muss sich wegen massiven Korruptionsvorwürfen vor der Justiz verantworten. Die Staatsanwaltschaft will klären, ob die Mubarak-Familie öffentliche Gelder veruntreut hat, um die tödlichen Angriffe von Schlägertrupps auf die Protestbewegung zu finanzieren. Das teilten die Behörden am Sonntag mit. Kurz zuvor hatte sich der unter Hausarrest stehende Mubarak erstmals seit seinem Sturz vor zwei Monaten an die Öffentlichkeit gewandt. In einer Mitteilung bestritt er, Vermögen im Ausland zu besitzen.
840 Menschen bei Protesten gestorben
Die Anschuldigungen gegen Mubarak bergen juristischen Zündstoff, der über die üblichen Korruptionsvorwürfe weit hinausreicht. Bei den 18-tägigen Demonstrationen, die den Sturz Mubaraks bewirkt hatten, waren bei Angriffen durch die Polizei und durch Schlägertrupps der Mubarak-Partei NDP nach offiziellen Angaben 840 Menschen getötet worden. Der ägyptische Militärrat, der seit dem Abgang des Präsidenten das Land regiert, hatte letzte Woche ein Team von Sonderermittlern eingesetzt, um die Vorwürfe gegen Mubarak und seine Familie prüfen zu lassen.
Mubarak brach am Sonntag in seiner Sommerresidenz in Scharm el Scheich sein Schweigen. In einer etwa achtminütigen Audio-Botschaft, die der arabische Nachrichtensender Al-Arabija am Sonntagnachmittag ausstrahlte, sprach er allerdings nur darüber, dass er keine Bankkonten, Immobilien oder anderes Vermögen im Ausland besitze. Ägyptens Staatsanwaltschaft reagierte prompt: Kurz nach Aussendung der Botschaft ordnete sie an, Mubarak und seine Söhne Gamal und Alaa zur Vernehmung vorzuführen.
Mubarak weilt in Sommerresidenz
In seiner Audio-Botschaft bestritt Mubarak, sich durch korrupte Machenschaften bereichert und die milliardenschwere Beute ins Ausland verschoben zu haben. «Die letzten Wochen wartete ich darauf, dass die Wahrheit aus der ganzen Welt an den Oberstaatsanwalt dringen würde», sagte Mubarak.
Mubarak hält sich seit seinem Sturz in der Sommerresidenz für Präsidenten im Sinai-Badeort Scharm el Scheich auf. Die Staatsanwaltschaft hatte seine Konten eingefroren und ihm Auslandsreisen untersagt. Der Militärrat hatte darüber hinaus Hausarrest über ihn verhängt. Die Maßnahmen gelten auch für seine Ehefrau und seine Kinder, unter ihnen Sohn Gamal, ein durch seine «Beziehungen» erfolgreicher Geschäftsmann, der inoffiziell als Nachfolger für den Vater im Präsidentenamt vorgesehen war.
Wieder Proteste in Kairo
In der Mitteilung drohte Mubarak außerdem all jenen mit «juristischen Schritten», die seinen Ruf beschädigen würden. Tatsächlich ist die gerichtliche Aufarbeitung der mutmaßlichen Korruptionsverstrickungen ein wiederkehrendes Thema bei den regelmäßigen Demonstrationen der Demokratiebewegung.
Auch am letzten Freitag hatten zehntausende Menschen auf dem Tahrir-Platz in Kairo verlangt, Mubarak vor Gericht zu stellen. Einzelne Redner riefen dazu auf, vor die Residenz in Scharm el Scheich zu ziehen, wenn dies nicht bald geschehe. Die Polizei verstärkte inzwischen die Sicherheitsvorkehrungen in dem Badeort und seiner Umbebung, verlautete am Sonntag aus örtlichen Sicherheitskreisen.
L'essentiel Online/dpa