Europawahlen – Ex-Regierungschef versus Nachwuchs-Talent

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EuropawahlenEx-Regierungschef versus Nachwuchs-Talent

Sechs Politiker kämpfen um den Job als Chef der EU-Kommission. Darunter befinden sich Ex-Regierungschefs ebenso wie junge Politiktalente.

Bei den Europawahlen vom 22. bis 25. Mai sollen die Europäer darüber entscheiden, welche 751 Politiker sie künftig im Europa-Parlament vertreten. Deutschland stehen die meisten Sitze – insgesamt 96 - zur Verfügung, Luxemburg hingegen nur sechs. Die Wahl entscheidet aber auch darüber, wer künftig die EU-Kommission leitet. Die Parteienfamilien stellen erstmals Spitzenkandidaten auf, die für die Nachfolge von Behördenchef José Manuel Barroso in Frage kommen. Das Mandat des Portugiesen läuft Ende Oktober aus. Insgesamt gibt es dreizehn europäische Parteienbündnisse, aber nicht alle stellen einen Spitzenkandidaten auf.

Jean-Claude Juncker (EVP, Zentrum-Mitte), dessen Partei über 265 Sitze verfügt, ist einer der Top-Kandidaten. Härtester Konkurrent ist Martin Schulz, dessen Partei SPE (sozialistisch) derzeit mit 184 Sitzen im Parlament vertreten ist. Ebenfalls treten an: Guy Verhofstadt (Liberale), das Duo José Bové und Ska Keller für die Grünen sowie Alexis Tsipras für die Linke.

Von diesen Kandidaten verfügen lediglich zwei über Erfahrung als Regierungschef: Jean-Claude Juncker war 18 Jahre lang Premierminister in Luxemburg. Der 59-Jährige gilt als Mann der klaren Worte. Juncker ist eine feste Größe in der Europapolitik: Von 2005 bis 2013 war er Vorsitzender der Eurogruppe und wirkte entscheidend daran mit, die Eurokrise zu bewältigen. Der studierte Jurist spricht fließend Englisch, Deutsch und Französisch. Der Belgier Guy Verhofstadt war bis 2008 insgesamt neun Jahre Ministerpräsident seines Heimatlandes. Seit 2009 ist der studierte Jurist Fraktionschef der europäischen Liberalen im Europaparlament. Verhofstadt und seine Frau haben zwei Kinder.

Härtester Herausforderer von Juncker ist Martin Schulz. Der 58-jährige SPD-Politiker gilt als wortgewandt, streitlustig, ehrgeizig. 2004 übernahm der gelernte Buchhändler den Fraktionsvorsitz der Sozialisten, 2012 wurde er Präsident des Europaparlaments. Schulz ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Alexis Tsipras, Senkrechtstarter aus Griechenland, begann seine politische Laufbahn in den 90er Jahren als Studentenführer. Er nahm an Anti-Globalisierungsdemonstrationen in Berlin, Genua und Florenz teil. 2008 wurde Vorsitzender der Linkspartei Syriza. Der 39-Jährige gilt als ausgezeichneter Redner, spricht allerdings als einziger Kandidat kein Französisch. Er lebt mit seiner Lebensgefährtin und zwei Söhnen in Athen.

Für die Grünen geht ein Tandem an den Start: José Bové und Franziska (Ska) Keller. Der 60-jährige Franzose Bové ist Landwirt, Schafzüchter, Umweltaktivist und hat die Anti-Globalisierungsbewegung Attac mitbegründet. Bekannt wurde der «Bauernführer», als er 1999 mit Mitstreitern eine McDonald's-Filiale kurz vor deren Eröffnung demolierte. Seit 2009 sitzt Bové für die Grünen im Europaparlament. Die 32-Jährige Ska Keller ist in Deutschland eher unbekannt. Die frühere Landesvorsitzende der Grünen in Brandenburg zog 2009 ins Europaparlament ein. Keller studierte Judaistik, Islamwissenschaft und Turkologie. Sie spricht Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch und Arabisch, ist mit einem Finnen verheiratet.

(jv/L'essentiel/dpa)

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