Interview – Ex-Tennis-Star Muller spielt jetzt Altherren-Fußball

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InterviewEx-Tennis-Star Muller spielt jetzt Altherren-Fußball

DIFFERDINGEN – Im August hing Gilles Muller den Schläger an den Nagel. Im Interview erzählt der viermalige Luxemburger Sportler des Jahres von seinen neuen Projekten.

L'essentiel: Wie fühlen Sie sich als junger Rentner?

Gilles Muller: Ich weiß, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich bin froh, nicht mehr leiden zu müssen, denn die Situation mit meiner Verletzung am Ellbogen wurde immer schlimmer. Ich war mehr beim Doktor als auf dem Platz.

Fehlt Ihnen das Tennis?

Bis jetzt nicht. Seit meinem letzten Match habe ich kein Racket mehr angefasst. Ich bin seit 20 Jahren rund um die Welt gereist, aber zum Schluss war das kein Spaß mehr. Ich habe mir gerade ein paar Ballwechsel in Shanghai angesehen und dachte mir dabei: Ich bin froh, zuhause zu sein.

Machen Sie trotzdem weiter Sport?

Ich versuche es. Wenn man während 20 Jahren jeden Tag trainiert hat, ist es nicht gut, wenn man plötzlich gar nichts mehr macht. Ich jogge und spiele mit Freunden Fußball in einer Altherrenmannschaft in Bartringen. Ich mag es, mich körperlich zu verausgaben, aber ohne strikte Vorgaben.

Wie sieht Ihr Alltag momentan aus?

Ich stehe früh auf, um meine Kinder in die Schule zu bringen. Ich genieße das, denn ich konnte das schon lange nicht mehr tun. Am Nachmittag gehen wir zum Tennis- oder Fußballtraining. Und ich treffe Menschen, um über meine Projekte zu sprechen. Ich liege nicht auf dem Sofa.

Ist es ausgeschlossen, dass Sie nochmal im Davis Cup für Luxemburg antreten?

Ausgeschlossen ist es nicht. Aber ich sehe keinen Nutzen darin. Mental wäre es schwer, weil ich nicht mehr in Form bin. Der Tennisspieler Gilles Muller, das ist abgeschlossen.

An welchen Projekten arbeiten Sie?

Ich werde eine Radiosendung machen und auch Tennisspiele kommentieren. Und ich habe ein Projekt mit meinem Club Spora.

Planen Sie eine Tennisakademie?

Ich habe mit dem Gedanken gespielt, aber die Finanzierung ist schwierig. Es gibt Potenzial in Luxemburg, aber wir haben vieles verpasst. Nicht nur im Tennis. Die Betreuung beim Übergang von den Junioren zu den Erwachsenen funktioniert nicht allzu gut. In diesem Bereich brauchen die Spieler die meiste Unterstützung, aber die Verbände lassen sie hier oft im Stich.

(Nicolas Martin/L'essentiel)

Nächste Station Davis-Cup-Kapitän?

Gilles Muller, 35, könnte demnächst das Luxemburger Davis-Cup-Team übernehmen. «Ich habe zum aktuellen Kapitän Johny Goudenbour gesagt, dass ihm niemals seinen Platz wegnehmen würde. Er meinte, dass er immer noch Lust auf den Job hat, aber er habe kein Problem, wenn ich der nächste Kapitän werden wolle. Dies sei legitim und logisch.»

Die ehemalige Nummer 21 der Welt möchte jedoch zunächst das künftige Spielsystem im Davis Cup und die Ambitionen des luxemburgischen Tennisverbands (FLT) in Erfahrung bringen. «Wir werden uns Ende des Jahres zusammensetzen, es geht dabei aber nicht speziell um den Posten des Davis-Cup-Kapitäns. Wenn man mir die Position anbietet, warum nicht? Aber es ist aktuell nicht meine Priorität.»

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