SchulabbrecherquoteFast jeder zehnte Schüler bricht die Ausbildung ab
LUXEMBURG – Bildungsminister Claude Meisch (DP) will die Drop-out-Rate in den Schulen senken. Doch mit aktuellen Zahlen kann der Ressortchef nicht aufwarten.

Die Zahl der Jugendlichen, die die Schule ohne Abschluss verlassen, wird in Luxemburg nur mit verzögerten Abständen öffentlich gemacht.
DPAInsgesamt 1680 Schüler jährlich verlassen das luxemburgische Schulsystem ohne Diplom oder Abschlusszertifikat. Das geht aus einer parlamentarischen Anfragebeantwortung durch Unterrichtsminister Claude Meisch (DP) hervor. Einziges Problem dabei: Die Zahl bezieht sich auf das Schuljahr 2011/2012. Es sei alles sehr kompliziert, genaue Zahlen könne man leider nicht liefern, heißt es im Bildungsministerium.
«Diese Situation ist nicht außergewöhnlich, weil Schüler auch unter dem Jahr ihre Ausbildung abbrechen», so der Minister auf Nachfrage von L’essentiel. «Wir können daher nur eine fiktive Quote an Schulabbrechern am Ende des Jahres errechnen. Und die letzten verfügbaren Zahlen stammen aus dem Jahr 2011/2012.»
Mit anderen Worten heißt dies, dass man aktuell mit keinen aktuellen Zahlen aufwarten kann. In seiner Anfragebeantwortung verrät Meisch jedoch, dass sich die Durchfallquote seit 2008/2009 auf neun Prozent eingependelt habe. Bei der ersten Untersuchung im Schuljahr 2003/2004 lag sie noch bei 17,2 Prozent. Mit einer Erhebung für das Schuljahr 2012/2013 wird frühestens im April 2015 gerechnet, sagt Meisch. Die für das vergangene Schuljahr soll dann ein Jahr darauf folgen. Die Verzögerung ergibt sich durch die Prozedur, die für die genaue Errechnung notwendig ist, sagt der Minister.
Mehrere Kontrollmaßnahmen
«Wir sind uns über die Zahlen im Klaren, aber wir müssen die aktuellen Berechnungsmethoden respektieren», so der Unterrichtsminister. «Wir erhalten jeden Monat eine Liste mit den Schulabbrechern, die dann in die Jahresstatistik einfließt und dann an das Sozialamt übermittelt wird, das die Jugendlichen dann gegebenenfalls kontaktiert. Das dauert eine gewisse Zeit. Wenn alle Schritte klappen, tauchen die Schüler im nächsten Jahr wieder in unserer Kartei auf.» Die Übermittlung der Informationen kann manchmal aber sogar 18 Monate dauern, besonders wenn es sich um Schüler handelt, die im Rahmen der technischen Ausbildung Praktika absolvieren müssen. Eine Beschleunigung sei schwer möglich, weil es sich um eine komplexe Materie handelt, sagt ein Beamter des Bildungsministeriums.
Glaubt man der aktuellen Statistik, bricht von zehn Schülern nicht einmal einer die Schule ab. Die niedrige Quote wird durch eine höhere Anzahl an Pädagogen und diplomierten Lehrkräften, gezielte Projekte in zwanzig Lyzeen und verschiedenen Maßnahmen wie dem Berufsorientierungsservice «L'Action locale pour jeunes» begründet. Wie schwierig es für Schulabbrecher am Arbeitsmarkt wird, zeigt folgende Statistik: Laut dem Jahresbericht 2013 der Adem besitzt die Hälfte der Arbeitslosen in Luxemburg nur einen Pflichtschulabschluss. Die Jugendarbeitslosigkeit lag hierzulande im Juli bei 14,3 Prozent.
(jmh/L'essentiel)