Fruchtbarkeit: Sind Handystrahlen auch für Frauen ein Risiko?

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FruchtbarkeitSind Handystrahlen auch für Frauen ein Risiko?

Die starke Handy-Nutzung kann sich laut Schweizer Forschenden auf die Spermienzahl auswirken. Doch wie sieht es mit der Fruchtbarkeit von Frauen aus?

Fee Anabelle Riebeling
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Fee Anabelle Riebeling
Nicht nur Männer, auch Frauen sind Mobilfunkstrahlung ausgesetzt. Über die Auswirkung der Strahlung auf ihre Fruchtbarkeit sagt eine Studie von Schweizer Forschenden jedoch nichts aus. Diese haben sich nur mit den möglichen Folgen für Männer auseinandergesetzt. 
Einer der Autoren, Martin Röösli, geht von keinem großen Risiko bei Frauen aus, weil bei ihnen «die Fortpflanzungsorgane tiefer im Körper sind und darum deutlich weniger stark bestrahlt werden.»
So sieht es auch Michael von Wolff, Chefarzt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Bern. Zwar gebe es noch keine hinreichenden Daten zum Einfluss von Handystrahlung auf die Fertilität von Frauen. Aber …
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Nicht nur Männer, auch Frauen sind Mobilfunkstrahlung ausgesetzt. Über die Auswirkung der Strahlung auf ihre Fruchtbarkeit sagt eine Studie von Schweizer Forschenden jedoch nichts aus. Diese haben sich nur mit den möglichen Folgen für Männer auseinandergesetzt. 

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Wird Mobilfunkstrahlung ein Problem für die Fruchtbarkeit? Gänzlich geklärt ist die Frage nicht. Aber laut einer Anfang November 2023 veröffentlichten Studie von Forschenden der Universität Genf und des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) könnte sie der Spermienqualität schaden. Wie das Team um Serge Nef und Martin Röösli im Fachjournal «Fertility and Sterility» schreibt, scheint die intensive Mobiltelefonnutzung mit einer Abnahme der Spermienkonzentration und der Gesamtzahl der Spermien einherzugehen (siehe Bildstrecke).

Wie sieht es mit den Auswirkungen auf die weibliche Fruchtbarkeit aus?

Welche Auswirkungen Mobilfunkstrahlung auf die weibliche Fruchtbarkeit hat, hat das Team nicht untersucht. Doch laut Röösli ist – wenn überhaupt – von geringeren Auswirkungen der Handystrahlung auszugehen. Denn bei «Frauen sind die Fortpflanzungsorgane tiefer im Körper und werden darum deutlich weniger stark bestrahlt», erklärt Röösli.

So sieht es auch Michael von Wolff, Chefarzt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Bern. Zwar gebe es noch keine hinreichenden Daten zum Einfluss von Handystrahlung auf die Fertilität von Frauen. «Grundsätzlich ist aber davon auszugehen, dass Handys keinen Effekt haben.» Denn dafür müsste die Handystrahlung «bis ins Zentralhirn oder tief in das Becken eindringen.» Das sei praktisch unmöglich, da die Eindringtiefe von Mobilfunkstrahlen nur einige Millimeter betrage.

Was heißt Eindringtiefe?

Sobald das Handy sendet und empfängt, dringt die Strahlung in den Körper ein. Wie tief – und welches Gewebe und welche Zellen möglicherweise beeinflusst werden, bestimmt die Frequenz. Dabei gilt: Je niedriger die Frequenz, desto tiefer dringen die Strahlen in den Körper.

Lagen die Frequenzen bei den bisherigen Mobilfunknetzen bei weniger als 2,6 Gigahertz (GHz), liegen sie im 5G-Netz um Frequenzen von zwei bis 3,7 GHz. Auch Frequenzen im zweistelligen Gigahertz-Bereich sind angedacht. Entsprechend «ist davon auszugehen, dass der Effekt der Strahlung im 5G-Netz auf den menschlichen Körper geringer ist». Was das heißt, zeigt dieser Vergleich: Bei einer Frequenz von weniger als einem Gigahertz sind es wenige Zentimeter, ab mehr als zehn nur noch wenige Millimeter.

Das ist mit ein Grund, warum einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darauf hinweisen, dass sich Studien zu den alten Frequenzen nicht auf die neuen 5G-Netze übertragen lassen.

Und was ist mit den Studien, die auf potenziell negative Effekte auf die weibliche Fruchtbarkeit hinweisen?

Sie liefern – ebenso wie jene Untersuchungen, die keine negativen Effekte ausweisen – noch nicht genügend Informationen, um abschließende Schlüsse zu ziehen. Es gebe «noch keine tragfähigen Daten im Humansystem» dazu, ob Handystrahlen schädlich sind. Viele Fragen sind bisher nur in Tierstudien untersucht worden. Mithilfe von diesen könne der Effekt sehr hoher Dosen untersucht werden, so von Wolff. Und dabei seien bei hohen Dosen auch negative Effekte festgestellt worden. «Aber letztlich müssen die Ergebnisse auch am Menschen bestätigt werden, da Studienergebnisse nicht einfach von Tieren auf den Menschen übertragen werden dürfen.»

Was rät der Experte seinen Patientinnen und ihren Partnern?

Ihnen gibt von Wolff vor allem diese fünf Ratschläge mit auf den Weg:

  • Das Handy so oft wie möglich ausschalten.

  • Nachts den Flugmodus einschalten.

  • Das Handy möglichst weit weg vom Körper tragen.

  • Das Handy nicht in den vorderen Hosentaschen tragen.

  • Sich keine negativen Effekte einbilden, die es möglicherweise gar nicht gibt (Nocebo-Effekt).

Diese Empfehlungen gebe er vor allem Männern mit auf den Weg. Weitere gute Tipps sind, bei schlechter Empfangsqualität das Handy stecken zu lassen, denn dann strahlt das Handy am meisten. Zudem lohnt es sich, beim Smartphone-Kauf auf die Strahlenwerte der Geräte (SAR) zu achten.

Frauen, macht ihr euch Gedanken über Mobilfunkstrahlung?

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