USA und ChinaFünf Schlachtfelder im Handelskrieg der Giganten
Mit den USA und China stehen die größten Wirtschaftsmächte der Welt kurz vor einem Handelskrieg. Es geht nicht nur um Strafzölle.

US President Donald Trump looks on during a joint press conference with President Raimonds Vejonis of Latvia, President Kersti Kaljulaid of Estonia and President Dalia Grybauskaite of Lithuania in the East Room of the White House on April 3, 2018 in Washington, DC.
This year, the three Baltic States (Estonia, Latvia and Lithuania) celebrate their 100th year of independence. / AFP PHOTO / Olivier Douliery
Damit dürfte US-Präsident Donald Trump nicht gerechnet haben: Nur wenige Stunden nach seiner Strafzoll-Liste gegen China reagierte Peking mit der Ankündigung eines neuen Gegenschlags. Darum geht es für die beiden Wirtschaftsgiganten:
1. Strafzollschlacht
Zuerst verhängte US-Präsident Donald Trump einen Strafzoll gegen die Einfuhr von chinesischem Aluminium und Stahl. China antwortete darauf mit der Ankündigung von Strafzöllen auf US-Früchte wie Kirschen und Äpfel im Wert von drei Milliarden Dollar. Am Dienstag reagierte Trump mit der Drohung eines zusätzlichen Zolls von 25 Prozent auf chinesische Produkte wie Maschinenteile, Medikamente und Hightech-Komponenten im Wert von 50 Milliarden Dollar. Am Mittwoch, nur elf Stunden später, konterte China mit ebensolchen künftigen Strafzöllen auf Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar. Darunter Sojabohnen und Autos. (Warum vor allem Sojabohnen entscheidend sein könnten, siehe Punkt 3.)
2. Schlacht um Jobs
Der Handel zwischen den USA und China ist schon seit Jahren unausgewogen: Die USA importieren viel mehr chinesische Güter als sie eigene Waren dorthin liefern. Dieses Defizit erreichte vergangenes Jahr die Rekordhöhe von 375 Milliarden Dollar. US-Firmen wie Apple oder Dell lassen nämlich ihre Produkte in China zu günstigeren Löhnen und Bedingungen fertigen. Trump will mit dem Handelskrieg eigentlich dafür sorgen, dass diese Jobs wieder in die USA zurückkommen. Allerdings sparte er bei seiner Strafzoll-Liste gegen China bewusst die Zulieferer von Apple und Dell aus, damit US-Firmen und am Ende die Konsumenten nicht höhere Preise zahlen müssen. «Die Strafzölle sind zwar ein mögliches Mittel um Zurückzuschlagen, aber sie dürften neue Herausforderungen mit sich bringen, nämlich deutliche Zusatzkosten für US-Produzenten und Konsumenten», warnte der Präsident des amerikanischen Produzentenverbandes, Jay Timmons.
3. Schlacht um Wähler
Der Handelskrieg könnte Stammwähler von Trump treffen und verärgern – vor allem das Beispiel der Sojabohne zeigt das. Trump hat die meisten Wähler in den ländlichen US-Gebieten, die die Strafzölle auf die Bohne treffen würden. Denn die US-Landwirtschaft erzielte als Rückgrat der US-Wirtschaft immer einen Exportüberschuss und liefert einen bedeutenden Teil nach China. Das Land ist der größte Importeur von Sojabohnen, weil Chinesen zunehmend Fleisch essen und sie als Futtermittel für ihre riesige Schweinemast brauchen. Kommen die Strafzölle, verteuert dies US-Soja in China und die Lieferungen dürften zurückgehen, was die US-Farmer schädigt. Umgekehrt wird Schweinefleisch in China teurer, was die dortigen Konsumenten trifft.
4. Wissensschlacht
Trump beschuldigt China des Wissensklaus. Chinesische Firmen hätten High-Tech-Produkte im Wert von 300 Milliarden Dollar kopiert, twitterte Trump am Mittwoch. «Wir können das nicht weiter zulassen.» Die US-Handelsbehörde belegt deswegen vor allem Produkte mit Strafzöllen, die von Xi Jinpings Programm «Made in China 2025» unterstützt werden und Importe aus dem Ausland in den nächsten Jahren durch chinesische Eigenproduktion ersetzen sollen. Das sind etwa Hightech-Güter und Medikamente.
5. Kommunikationsschlacht
Im respressiven China findet keine öffentliche Debatte über den Handelskrieg statt. Aber in den USA tobt die Auseinandersetzung. Bis zum 11. Mai dürfen Konzerne und Verbände zu den angekündigten Strafzöllen Stellung nehmen. Am 15. Mai soll es eine öffentliche Anhörung in Washington geben. Trump hat die Wirtschaft dabei nicht auf seiner Seite. Der Information Technology Council – zu dem Verband zählen Intel, Microsoft und Google – etwa hat schon kritisiert, die USA sollten lieber zusammen mit anderen Staaten den Verhandlungsweg mit China gehen.
(L'essentiel/Isabel Strassheim)