Olympia-Momente – Gleich führt er seinen Läufer aufs Glatteis

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Olympia-MomenteGleich führt er seinen Läufer aufs Glatteis

Eisschnellläufer Sven Kramer holt in Sotschi über 10'000 Meter Silber. Bei Olympia 2010 in Vancouver hätte es gar Gold sein können. Doch sein Trainer funkte ihm dazwischen.

Er hatte bereits die Fäuste zum Jubel in den Himmel gestreckt – doch da jubelte schon einer hinter ihm. Sven Kramer traute seinen Augen nicht, als er den sicher geglaubten Sieg im Eisschnelllauf über 10'000 Meter in Vancouver 2010 dem Südkoreaner Lee Seung-Hoon weiterreichte. Das Publikum hatte die Tragödie da längst begriffen.

Auf den Rängen der Oranjes – auch Kronprinz Willem Alexander hatte seinen Landsmann unterstützt – schlugen die Fans die Hände über den Köpfen zusammen, betretene Gesichter überall. Nur Kramer selbst hatte bis zuletzt nicht bemerkt, dass er längst ausgeschieden war.

«Was für ein Arschloch»

Sein Trainer Gerard Kemkers hatte ihn in der neunten Runde in die falsche Bahn eingewiesen und damit die Eislaufnation Niederlande um eine sichere Goldmedaille gebracht. «Verdammt noch mal, was für ein Arschloch. Ich bin stinksauer auf meinen Coach», schimpfte Kramer gleich nach dem Rennen in die Mikrofone der Reporter.

Besonders bitter: Kramer war mit 4 Sekunden Vorsprung auf dem besten Weg gewesen, dreimal Gold zu holen, was vor ihm zuletzt dem Norweger Johann Olav Koss 1994 geglückt war. Coach Kemkers war nach dem Rennen am Boden zerstört: «Ich übernehme die Verantwortung. Für mich stürzt eine Welt zusammen.»

«Godverdomme!» So reagierte Kramer nach dem Rennen:

Auch in Sotschi war Kramer über 10'000 m im Einsatz. Wieder an seiner Seite: Coach Gerard Kemkers. Und wieder klappte es nicht mit der Goldmedaille. Diesmal musste sich der Holländer seinem Landsmann Jorrit Bergsma geschlagen geben und holte Silber. Es ist Kramers zweite Medaille bei den Spielen in Sotschi. Über 5'000 m holte der 27-Jährige Gold.

(L'essentiel/sry)

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