Shawn Seesahai (19): 12-Jährige töteten ihn mit Machete

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GroßbritannienJüngste Messerstecher Englands – Zwölfjährige töteten Mann mit Machete

Shawn Seesahai (19) aus der Karibik wurde Ende 2023 mit einer Machete getötet. Nun sind die Mörder verurteilt worden – zwei Zwölfjährige hatten mit ihrer Tat das ganze Land schockiert.

Christina Pirskanen
von
Christina Pirskanen
Er wollte in England seinen grauen Star behandeln lassen – doch der 19-jährige Shawn Seesahai aus der Karibik wurde stattdessen von zwei Zwölfjährigen mit einer Machete getötet.
Die Tat geschah im November 2023 auf einer Spielwiese in Wolverhampton, außerhalb Birminghams.
Wie es zum Mord an Shawn kam, ist umstritten: Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, dass es ein unprovozierter Angriff war, während die Täter behaupten, dass Shawn sie zuvor aufforderte, die Parkbank zu verlassen.
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Er wollte in England seinen grauen Star behandeln lassen – doch der 19-jährige Shawn Seesahai aus der Karibik wurde stattdessen von zwei Zwölfjährigen mit einer Machete getötet.

Screenshot: West Midlands Police

Eine Spielwiese in Wolverhampton nahe Birmingham, nordwestlich von London: Shawn Seesahai (19) sitzt im November 2023 mit seinem Kumpel Derron Harrigan auf einer Bank. Sie unterhalten sich über ihre Weihnachts-Pläne, trinken Red Bull. Shawn ist seit sechs Monaten in Großbritannien, um sich einer Augenoperation aufgrund seines grauen Stars zu unterziehen. Ursprünglich stammt der angehende Ingenieur aus Anguilla in der Karibik.

Im Park befinden sich zur selben Zeit zwei Zwölfjährige – einer von ihnen trägt eine über 42 Zentimenter lange Machete versteckt in seinem Hosenbein. Was als Nächstes geschieht, ist umstritten. Doch es endet damit, dass Shawn auf den Kopf gestampft wird und die Machete seinen Rücken und sein Herz durchbohrt – so tief, dass sie fast durch seinen Brustkorb herausstößt. Er stirbt noch am Tatort, sein Kumpel Derron kann fliehen.

Vor dem Mord posierte einer der Täter maskiert mit der Machete in seiner Hose und schickte die Fotos an Freunde – «weil es cool ist», wie er vor Gericht sagte.

Vor dem Mord posierte einer der Täter maskiert mit der Machete in seiner Hose und schickte die Fotos an Freunde – «weil es cool ist», wie er vor Gericht sagte.

Screenshot: West Midlands Police

Die Zwölfjährigen machen sich nach der Tat auf den Heimweg – der eine reinigt seine Machete mit Bleiche und versteckt sie unter seinem Bett. Es dauert nur 24 Stunden, bis die Polizei die beiden Minderjährigen verhaftet. Im Wäschekorb des einen Jungen finden die Ermittler einen mit Blut verschmierten Hoodie – die DNA-Analyse beweist, dass es sich um Shawns handelt.

Die Tatwaffe versteckte der Zwölfjährige nach dem Mord unter seinem Bett.

Die Tatwaffe versteckte der Zwölfjährige nach dem Mord unter seinem Bett.

Screenshot: West Midlands Police

Diese Woche, rund sieben Monate nach der Tat, wurden die minderjährigen Täter schuldig gesprochen. Aufgrund ihres Alters sind ihre Identitäten gemäß Gesetz geschützt – doch ein Richter will nun prüfen, ob er die Namen der Zwölfjährigen im Interesse der Öffentlichkeit doch nennen wird. Im Juli soll die Urteilsverkündung erfolgen.

Damit sind die beiden Zwölfjährigen die jüngsten Messerstecher Großbritanniens – und die jüngsten Verurteilten seit 31 Jahren. 1993 wurden Jon Venables (10) und Robert Thompson (10) für den Mord am zweijährigen James Bulger verurteilt.

Mord an James Bulger (2)

Der zweijährige James war 1993 mit seiner Mutter in einem Einkaufszentrum nahe Liverpool unterwegs. Als die Mutter ihren Blick kurz von ihrem Sohn abwandte, verschwand er. Auf den Überwachungskameras sah die Polizei später, wie zwei Zehnjährige das Kleinkind weglockten.

James wurde im Einkaufszentrum von den beiden zehnjährigen Tätern weggelockt und entführt. Auf Bildern der Überwachungskameras ist zu sehen, wie Jon Venables den Zweijährigen an der Hand führt, einige Meter vor den beiden läuft der zweite Täter, Robert Thompson.

James wurde im Einkaufszentrum von den beiden zehnjährigen Tätern weggelockt und entführt. Auf Bildern der Überwachungskameras ist zu sehen, wie Jon Venables den Zweijährigen an der Hand führt, einige Meter vor den beiden läuft der zweite Täter, Robert Thompson.

Getty Images

Zwei Tage später wurde James' Leiche auf einem Zuggleis gefunden – er war gefoltert, getreten und mit Steinen beworfen worden. Welche seiner 42 Verletzungen die Todesursache war, konnte nie ermittelt werden.

Die Leiche von James wurde einige Kilometer weiter weg auf einem Zuggleis gefunden. Vor seinem Tod wurde der Zweijährige brutal gefoltert.

Die Leiche von James wurde einige Kilometer weiter weg auf einem Zuggleis gefunden. Vor seinem Tod wurde der Zweijährige brutal gefoltert.

Sygma via Getty Images

Die beiden Zehnjährigen, Jon Venables und Robert Thompson, wurden zu einer unbefristeten Haftstrafe verurteilt, im Alter von 18 Jahren jedoch auf lebenslange Bewährung freigelassen. Venables kam 2017 erneut ins Gefängnis, nachdem auf seinem Computer Bilder von sexuellem Kindesmissbrauch gefunden worden waren.

Umstritten war während des Prozesses, wie es zum Mord kam: Die Staatsanwaltschaft und Shawns Freund Derron argumentierten, dass die Attacke unprovoziert geschehen war. Shawn sei an der Schulter gepackt worden, einer der Jungen habe nach der Machete gegriffen. «Shawn rief mir zu: ‹Renn, Bruder!›», erzählt Derron. «Wir begannen zu rennen, aber Shawn stolperte. Ich rannte um mein Leben – ich konnte nicht dableiben und zusehen.»

Die beiden minderjährigen Täter behaupteten hingegen vor Gericht, dass Shawn sie aufgefordert habe, von der Bank wegzugehen. Das Opfer habe einen der Jungen in den Schwitzkasten genommen, woraufhin der andere Täter Shawn mit der Waffe zu bedrohen begonnen habe. Den Mord schoben sich die beiden Jungen gegenseitig in die Schuhe.

Polizei: Messer-Beschriftung wie «Ninja» verbieten

Nach der Attacke von Wolverhampton fordert eine Gruppe von Polizeibeamten nun strengere Kontrollen beim Verkauf von Macheten. Das britische Innenministerium teilte mit, dass der Verkauf eines Messers oder anderen Gegenstandes mit Klinge an unter 18-Jährige illegal sei. Doch Rich Cooke, Vorsitzender des Polizistenverbandes, geht das nicht weit genug: Gegenüber der BBC sagte er, dass schon Bezeichnungen wie «Ninja», «Rambo» oder «Zombie» auf Messern verboten werden sollten, da diese Jugendliche faszinierten. Er forderte «eine klare Verpackungsvorschrift für diese Waffen, um zu verhindern, dass sie als Modeartikel für beeinflussbare Kinder angesehen werden».

Die Tat sorgte aufgrund des Alters der Täter für viel Aufsehen: «Es ist nicht der erste Fall, den ich untersuche, bei dem ein junger Mann sein Leben durch ein Messer verloren hat», sagte der für den Fall zuständige Polizeiermittler Damian Forrest. «Aber es ist das erste Mal, dass zwei Zwölfjährige dafür verantwortlich sind – und das ist etwas, das mich überrascht hat und mich nicht mehr loslässt.»

«Wir werden nie über den Verlust unseres Sohns hinwegkommen», sagten Shawns Eltern, Maneshwary und Suresh Seesahai, in einem Interview.

«Wir werden nie über den Verlust unseres Sohns hinwegkommen», sagten Shawns Eltern, Maneshwary und Suresh Seesahai, in einem Interview.

Screenshot: West Midlands Police

Auch Shawns Eltern, Suresh und Maneshwary Seesahai, meldeten sich zu Wort. Mutter Maneshwary erzählt: «Er wollte sein eigenes Haus, sein eigenes Auto. Er sagte mir immer: ‹Mama, ich möchte in meinem Leben glänzen.›» Nun hoffen die Eltern auf Gerechtigkeit: «Ich möchte, dass die Täter die richtige Strafe bekommen – sie müssen nicht lebenslang eingesperrt werden, ich möchte nur, dass die Strafe fair ist», sagt Suresh.

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