Faktencheck: Haben die Waldbrände etwas mit dem Klimawandel zu tun?

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FaktencheckHaben die Waldbrände etwas mit dem Klimawandel zu tun?

Die griechischen Behörden vermuten, dass die Waldbrände teils das Werk von Brandstiftern waren, doch Klimawissenschaftler sehen die Schuld bei den steigenden Temperaturen.

Jonas Bucher
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Nach Angaben eines Regierungssprechers brachen in Griechenland im Juli an zwölf aufeinanderfolgenden Tagen durchschnittlich 50 Waldbrände pro Tag aus, an einem Wochenende waren es sogar 64.
Der Mittelmeerraum erhitzt sich nach Daten des Weltklimarats IPCC schon jetzt stärker als der Durchschnitt der Erdregionen. Die Temperatur liege dort bereits 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau, was zu einem entsprechenden Anstieg bestimmter Extremereignisse geführt habe.
Dr. Matthew Kasoar vom Leverhulme Centre for Wildfires, Environment and Society des Imperial College in London erklärte gegenüber The Independent, dass sich die Brände aufgrund der Trockenheit leichter ausbreiten können.
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Nach Angaben eines Regierungssprechers brachen in Griechenland im Juli an zwölf aufeinanderfolgenden Tagen durchschnittlich 50 Waldbrände pro Tag aus, an einem Wochenende waren es sogar 64.

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Das ist passiert

Anhaltende Hitze und Flammenmeere, die sich kaum unter Kontrolle bringen lassen: In vielen Ländern am Mittelmeer haben die Feuerwehrleute gegen unzählige Großbrände gekämpft. Davon betroffen waren neben den griechischen Ferieninseln Rhodos, Korfu und Euböa, Sizilien in Italien und Korsika in Frankreich sowie die ebenfalls bei Touristen beliebten Orte Dubrovnik in Kroatien und Sintra in Portugal.

Griechenland ist jedoch am stärksten betroffen. Nach Angaben eines Regierungssprechers brachen im Juli an zwölf aufeinanderfolgenden Tagen durchschnittlich 50 Waldbrände pro Tag aus, an einem Wochenende waren es sogar 64.

Laut einer Analyse des Forschungsnetzwerks World Weather Attribution (WWA) vom Dienstag ist die extreme Hitze, unter der neben dem Mittelmeerraum auch Teile Nordamerikas und Chinas derzeit leiden, ohne den menschengemachten Klimawandel «praktisch unmöglich».

Das spricht für den Klimawandel

Der Mittelmeerraum erhitzt sich nach Daten des Weltklimarats IPCC schon jetzt stärker als der Durchschnitt der Erdregionen. Die Temperatur liege dort bereits 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau, was zu einem entsprechenden Anstieg bestimmter Extremereignisse geführt habe, berichtet er in einem Report von 2022. Im Erddurchschnitt seien es 1,1 Grad Celsius Erwärmung. «Vor allem im nördlichen Mittelmeerraum sind Dürren häufiger und intensiver geworden.» Im weiteren Verlauf des 21. Jahrhunderts werden laut IPCC die Luft- und die Meerestemperatur und daraus folgende Extreme im Mittelmeerraum wahrscheinlich weiterhin stärker als im globalen Schnitt ansteigen.

Dr. Matthew Kasoar vom Leverhulme Centre for Wildfires, Environment and Society des Imperial College in London erklärte gegenüber The Independent, dass sich die Brände aufgrund der Trockenheit leichter ausbreiten können: «Das Brandrisiko steigt rapide an, wenn es Perioden mit anhaltend heissem Wetter gibt, die die Böden und die Vegetation vollständig austrocknen.» Der Klimawandel habe die Schwere, Häufigkeit und Dauer von Hitzewellen erhöht, fügte er hinzu.

Diesen Einfluss hat der Tourismus

Eine natürliche Entstehung von Feuer, wie beispielsweise durch Blitzschlag, sei in Europa selten, wie Professor Johann Georg Goldammer vom Global Fire Monitoring Center des Max-Planck-Instituts gegenüber dem Mitteldeutschem Rundfunk (MDR) sagt. Im Durchschnitt betreffe dies nur ein bis drei Prozent der Brände. «Der Rest ist vom Menschen gemacht», sagt er. 

Dort, wo heute der Tourismus blühe, seien Landwirtschaft und Weidewirtschaft zurückgegangen. Das habe zur Folge, dass das Land zuwachse und es durch Strauch und Baumvegetation wieder eingenommen werde. Genau dort finde das Feuer Nahrung. Das sei vor 40 bis 50 Jahren nicht der Fall gewesen. Goldammer verweist zudem auf die Corona-Pandemie. Als es damals weniger Tourismus und Flugbewegungen gegeben habe, habe die Umwelt «aufgeatmet».

Gelegte Brände

Brandstifter werden beschuldigt, zumindest einige der Brände in Griechenland gelegt zu haben, obwohl Brandstiftung eigentlich nur eine geringe Ursache für Waldbrände in Griechenland ist. Von den vergangenen griechischen Waldbränden mit nachgewiesener Brandursache wurden 23 Prozent durch Brandstiftung verursacht.

Vertreter der Gewerkschaft der Polizei und der Feuerwehr dämpften jedoch die Erwartungen, dass die Verantwortlichen überhaupt gefunden werden. Die Chancen seien erfahrungsgemäß gering, dass diejenigen ermittelt würden, die absichtlich und heimlich Feuer gelegt hätten, sagte die Gewerkschaft im Staatsrundfunk.

In den meisten Fällen wurde in der Vergangenheit festgestellt, dass es sich um fahrlässige Brandstiftung gehandelt habe. So war in Athen Anfang Juli ein Großbrand im Westen der Stadt ausgebrochen. Zwei Männer wurden letztlich dafür verantwortlich gemacht; sie hatten den Ermittlungen zufolge im Freien Schweißarbeiten vorgenommen.

Mit Material von DPA

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