Virus in SpanienHund von Ebola-Patientin wird eingeschläfert
Weil nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Hund der Erkrankten den Virus überträgt, will die spanische Regierung handeln.

In dieser Wohnsiedlung in Madrid soll die Krankenschwester, die am Dienstag positiv auf den Ebola-Virus getestet wurde, zusammen mit ihrem Mann gelebt haben. (Bild: Keystone/AP/Paul White
Der Hund der spanischen Ebola-Patientin soll eingeschläfert werden. Wissenschaftliche Untersuchungen deuteten darauf hin, dass ein Risiko bestehe, dass der Hund den tödlichen Virus auf Menschen übertragen könnte, teilte die Regionalregierung von Madrid am Dienstag mit. Der Kadaver solle verbrannt werden. Die Regierung musste einen Gerichtsbeschluss für die Einschläferung erlangen, um sich gegen die Einwände der Familie durchzusetzen.
Der Ehemann der Ebola-Kranken startete im Internet eine Kampagne zur Rettung des Hundes mit dem Namen «Excalibur». «Er ist allein in der Wohnung, hat Nahrung und Wasser. Da kann er niemanden anstecken», sagte der Ehemann der Zeitung El País. Ein Exptertenteam war am Mittwochvormittag jedoch bereits auf dem Weg zum Haus. Die spanische Krankenschwester war der erste Mensch, der sich bei der jüngsten Ebola-Epidemie ausserhalb Westafrikas mit dem Virus infiziert hatte. Sie hatte einen an der Seuche erkrankten spanischen Priester behandelt, der später an der Krankheit starb. Sie und ihr Mann sind nun in Quarantäne.
Weitere Menschen unter Quarantäne
Der erste Ebola-Fall in Westeuropa zeigt: Auch in modernen Kliniken fernab der Epidemie-Herde in Westafrika ist eine Infektion möglich. US-Präsident Obama mahnt mehr internationales Engagement im Kampf gegen die Seuche an.
Nach dem Auftreten einer ersten Ebola-Infektion in Spanien sind drei weitere Menschen unter Quarantäne gestellt worden. Neben dem Ehemann der mit Ebola infizierten Krankenschwester wurden eine Arbeitskollegin sowie ein Mann aus Nigeria isoliert, teilten die Behörden am Dienstag mit. Rund 50 Menschen stünden unter Beobachtung. Der Zustand der Krankenschwester, die in Spanien einen Ebola erkrankten und später gestorbene Priester gepflegt hatte, sei stabil, sagte ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums.
Nervosität am Aktienmarkt
Die Patientin habe als einziges Symptom derzeit Fieber, schwebe aber nicht unmittelbar in Lebensgefahr, teilte der Leiter des medizinischen Krisenstabs, Fernando Simón, dem Radiosender Cadena SER mit. Zugleich wies er die Kritik zurück, Spanien habe zu langsam auf den ersten Ebola-Fall reagiert.
Am spanischen Aktienmarkt herrschte nach dem am Montagabend bekannt gewordenen Fall Nervosität: Die Tourismusindustrie ist ein äusserst wichtiger Wirtschaftsfaktor im krisengebeutelten Spanien. Die Aktien der Fluggesellschaft International Airlines Group – die Holding von Iberia und British Airways – sackten um mehr als sechs Prozent ab. Die Hotelgruppen NH Hotel Group und Meliá Hotels verloren beide jeweils rund vier Prozent.
100 Tonnen Hilfsgüter für Betroffene
Die Europäische Union richtet eine Luftbrücke in die von der Ebola-Epidemie betroffenen Staaten in Westafrika ein. Mit rund einer Million Euro sollten Flüge nach Sierra Leone, Liberia und Guinea finanziert werden, kündigte die EU-Kommission am Dienstagabend in Brüssel an.
Die erste von drei Grossraummaschinen vom Typ Boeing 747 werde am Freitag rund 100 Tonnen Hilfsgüter von Amsterdam in die sierra-leonische Hauptstadt Freetown bringen.
Evakuationssystem für Hilfskräfte
Mit weiteren drei Millionen Euro will die EU ein Evakuationssystem aufbauen, mit dem im Notfall infizierte internationale Hilfskräfte in weniger als 48 Stunden in europäische Spitäler gebracht werden können.
Seit Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika hat die EU-Kommission nach eigenen Angaben bereits rund 180 Millionen Euro zur Unterstützung der betroffenen Staaten bereitgestellt.
(L'essentiel/bee)