Wir sind Helden – «In Luxemburg feiern wir Premiere!»

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Wir sind Helden«In Luxemburg feiern wir Premiere!»

HOLLERICH – Nach drei Jahren Pause kommt die deutsche Indie-Pop-Band Wir sind Helden zurück auf die Bühne. Im Atelier spielen sie am Montag das zweite Konzert ihrer Tournee.

dpa

«L’essentiel»: Ist das Konzert in Luxemburg für eine deutsche Gruppe aus Berlin und Hamburg eher ein Heimspiel oder ein exotisches Auslandsabenteuer?
Mark Tavassol (Bassist, Gitarrist): Das Gute an Luxemburg ist, dass beides stimmt. Einerseits ist es weit weg von zu Hause, aber beeindruckenderweise kennen die Leute trotzdem unsere Lieder. Weiter weg zu spielen ist ein spezielles Gefühl, ich erinnere mich dann immer an vorherige Auftritte.

Welche Erinnerungen sind an die drei früheren Konzerte in Luxemburg geblieben?
Das Wetter war immer superschön und Luxemburg so klein, dass wir auf einer Terrasse auf dem Knuedler beim Essen auf unsere Crew gestossen sind.

Was können die Fans für das Konzert am Montag erwarten?
Es wird erst das zweite Konzert der Tour mit dem neuen Album „Bring mich nach Hause“ sein. Man könnte sagen, in Amsterdam ist Generalprobe und in Luxemburg feiern wir dann Premiere! Nach drei Jahren Tour-Pause sind wir frischer, wacher und total gespannt, wie wir klingen werden. Wir haben unsere Songs neu arrangiert und ältere Hits wieder zum Leben erweckt. Auf der Bühne sind keine Bläser mehr, dafür lege ich den Bass aus der Hand und spiele Gitarre und Banjo. Ein Akkordeon ist auch dabei.

Die neue Platte heisst „Bring mich nach Hause“. Ist das „zu Hause“ ein ständiges Thema für die Band?
Klar, wie bei allen, die ständig unterwegs sind und das sind nicht nur Musiker. Jemand aus der Crew hat noch gestern zu mir gesagt, dass er einen Koller bekomnmt sobald er mehr als fünf Tage am Stück zu Hause ist.

Wo ist „zu Hause“?
Sprichwörtlich ist es eine Ladestation, um neue Kräfte zu sammeln. Nach drei Jahren ist mein Akku jetzt definitiv voll. Es ist Zeit, die Stimmung einer Tour wieder zu erleben. Das hat die Magie einer Klassenfahrt. Da ist alles reduziert, du packst ein bisschen Wäsche ein und lebst wie in einer winzigen Ferienhütte.

Sängerin Judith Holofernes und Schlagzeuger Pola Roy touren mit ihren beiden Kindern. Widerspricht das nicht dem Rockerleben?
Nein, wir sind eine echte Familienband und alles ist kindgerecht geregelt. Wir spielen nur zwei bis drei Konzerte pro Woche, es gibt eine Art Kindermädchen und eine grosse Spielzeugkiste. Wir sind sowieso mindestens 20 Leute auf Tour, da machen zwei oder drei Kinder keinen Unterschied mehr.

Das klingt ein wenig nach Kelly Family…
So lange unsere Musik nicht so klingt, ist das nicht weiter tragisch!

Die Texte der Band sind engagiert, auf der Internetseite pappt ein grosser Anti-Atompolitikbanner. Wie politisch will und muss eine Band wie Wir sind Helden sein?
Die Erwartungshaltung unserer Fans in Sachen Politik ist immer grösser als wir sie erfüllen können. Uns ist wichtig, dass wir gesellschaftskritische Statements in unseren Songs äussern, ohne uns aber in parteipolitische Debatten zu mischen. Das ist gefährlich, da drehen einem die Leute das Wort im Mund um.

Deutsche Bands wie Wir sind Helden und Juli werden gern in einen Topf geworfen. Konkurrenz?
Nein, musikalisch gesehen wundern sich beide Bands über den Vergleich. Wir teilen noch nicht einmal das gleiche Publikum. Leute, die uns hören, interessieren sich erstaunlicherweise kaum für andere deutsche Musik. Es gibt nicht viel deutsche Musik für die man sich nicht fremdschämen muss.

(Sarah Brock)

Wir sind Helden, am Montag, 18. Oktober, ab 20 h, im Atelier. Ticketpreis: 28 Euro.

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