Rassismus-VorwürfeJay-Z wegen Mode für Barneys unter Beschuss
Im New Yorker Luxusmodehaus Barneys werden Schwarze diskriminiert. Nun fordern Tausende, dass sich Rapper Jay-Z, der für Barneys eine Kollektion entwirft, vom Warenhaus distanziert.

«Warum werde ich dämonisiert?», fragt der berühmteste aller Rapper. «Warum werde ich denunziert und auf das Titelblatt einer Zeitung gesetzt, nur weil ich nicht unmittelbar etwas sagte?» Mit dieser schriftlichen Erklärung hat Jay-Z auf den Vorwurf reagiert, mit dem Warenhaus Barneys Geschäfte zu machen – ein Warenhaus, das Afroamerikaner diskriminiert.
Barneys hatte im April Detektive auf den 19-jährigen Schwarzen Trayon Christian gehetzt, nachdem dieser im New Yorker Flaggschiff-Laden einen Ferragamo-Gurt zum Preis von 349 Dollar gekauft hatte. Der Laden bezweifelte, dass der junge Afroamerikaner eine echte Kreditkarte benutzt hatte. Der Fall wurde letzte Woche publik und erinnert stark an die Erlebnisse der TV-Talkerin Oprah Winfrey letzten Sommer in einer Schweizer Luxusboutique.
Mindestens vier weitere Fälle
Mit einer Petition auf der Website change.org fordern 17’500 Personen, Jay-Z solle sofort alle Verbindungen zum Edelwarenhaus Barneys kappen. In der Bittschrift heißt es, der Rap-Star hätte nach dem Rassismusfall nicht schweigen dürfen.
In New York ist der junge Afroamerikaner mit seinem Erlebnis offenbar nicht allein: Vier Schwarze haben sich bisher gemeldet, die ähnliche Verdächtigungen und Verhöre über sich ergehen lassen mussten, nachdem sie im Barneys und im Warenhaus Macy’s teure Artikel gekauft hatten.
«Ein Schlag ins Gesicht»
Einer der Betroffenen ist der von der Fernsehserie «Treme» (deutsch auf Sky Atlantic) bekannte Schauspieler Rob Brown. Er sei in Handschellen durch das Macy’s-Hauptgeschäft am Herald Square eskortiert und dann eine Stunde lang festgehalten worden, weil er eine 1'350 Dollar teure Uhr für seine Mutter gekauft hatte. «Warum legte man mir Handschellen an?», fragte Brown am Freitag. «Warum ist man überhaupt auf mich losgegangen? Es war ein Schlag ins Gesicht.»
Die Geschichten haben inzwischen auch die Justiz auf den Plan gerufen. Eric Schneiderman, New Yorks oberster Staatsanwalt, untersucht Barneys und Macy’s wegen «racial profiling», wie die rassisch motivierte Diskriminierung genannt wird. Am Dienstag schickte er beiden Unternehmen einen Brief, worin er die Herausgabe der Firmenrichtlinien und von Informationen über Fälle von Diskriminierung fordert. Den beiden Warenhäusern droht eine Klage mit hohen Bußen.
Jay-Z will weitermachen
Für Jay-Z kommt die Aufregung zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Am 20. November will Barneys seine Mode-Kollektion vorstellen. Dass er diese Zusammenarbeit jetzt aufgeben soll, leuchtet dem Multimillionär nicht ein. Angeblich fließen die Erlöse aus dem Verkauf seiner Kleider an die gemeinnützige, nach seinem Geburtsnamen benannte Shawn-Carter-Stiftung. «Ich mache mit dieser Kollektion keinen Rappen», beteuert Jay-Z in seiner Erklärung.
Kritische Fans hat Jay-Z damit aber nicht besänftigt. Die «Daily News» zitiert den 28-jährigen Derick Bowers mit den Worten: «Er sagte nicht, was bei Barneys geschah, sei falsch. Aber das wollte ich von ihm hören.»
(L'essentiel Online/sut)