Darmgesundheit: «Kein Wundermittel» – Das musst du über Probiotika wissen

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Darmgesundheit«Kein Wundermittel» – Das musst du über Probiotika wissen

Probiotika sollen die Darmflora anreichern und so die Gesundheit positiv beeinflussen. Aber wie viel bringen solche Präparate und angereicherte Lebensmittel tatsächlich? Eine Expertin ordnet ein.

 Michelle de Oliveira
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Michelle de Oliveira
Mit Probiotika angereicherte Lebensmittel wie Joghurt füllen die Supermarktregale: Doch was bringt das Nahrungsergänzungsmittel wirklich?

Mit Probiotika angereicherte Lebensmittel wie Joghurt füllen die Supermarktregale: Doch was bringt das Nahrungsergänzungsmittel wirklich?

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Produkte mit Probiotika füllen die Regale in den Läden und immer wieder liest man davon als wichtiges Mittel für die gesamte Gesundheit. Andere wiederum sagen, die Produkte würden überhaupt nichts bringen oder sogar schaden. «Tatsächlich gehen die Meinungen bezüglich Probiotika als Ergänzungsmittel auseinander», sagt Sabina Raschle, Ernährungsberaterin und Darmspezialistin. «Das liegt auch daran, dass die Forschung wahrscheinlich längst noch nicht alles über unseren Darm weiß.» 

Rund 1,5 Kilo Bakterien besiedeln unseren Darm – doch die Bakterienvielfalt nimmt ab.

Rund 1,5 Kilo Bakterien besiedeln unseren Darm – doch die Bakterienvielfalt nimmt ab.

Pexels/jasmin chew

Was man aber weiß, ist, dass unser Körper nicht nur äußerlich von Bakterien besiedelt ist, sondern dass sie auch in uns leben. Und zwar machen Darmbakterien etwa 1,5 Kilo unseres Körpergewichts aus. «Wenn man sich die Größe des Darms in Erinnerung ruft – er ist bis zu acht Meter lang und seine Fläche wird auf etwa 40 Quadratmeter geschätzt –, macht dieses große Gewicht Sinn», erklärt Sabina Raschle. Die Bakterien sind eine komplexe Mischung aus verschiedenen Bakterienstämmen, die bei jedem Menschen einzigartig sind.

Hast du schon Probiotika eingenommen?

Und diese Bakterien helfen nicht nur bei der Verdauung, sondern beeinflussen auch unsere gesamte Gesundheit. «Man weiß, dass ein gutes Mikrobiom – also eine ausgewogene Darmflora – etwa das Immunsystem positiv beeinflussen kann», sagt Raschle. «Auch auf die Psyche wird ein Effekt beobachtet.»

«Einseitige Ernährung lässt Vielfalt im Darm schrumpfen»

Leider besteht aber die Tendenz, dass die Bakterienvielfalt in unserem Mikrobiom immer kleiner wird. Das hängt unter anderem mit den modernen Essgewohnheiten zusammen: «Einseitige Ernährung – etwa ein Brötchen zum Frühstück, ein Sandwich am Mittag und Pasta zum Abendessen – sowie auch stark verarbeitete Lebensmittel wie Fertiggerichte lassen die Vielfalt im Darm schrumpfen», erklärt die Ernährungsexpertin.

Ein Brötchen zum Frühstück, ein Sandwich am Mittag und Pasta zum Znacht: Unausgewogene Ernährung lässt die Bakterienvielfalt im Darm schrumpfen.

Ein Brötchen zum Frühstück, ein Sandwich am Mittag und Pasta zum Znacht: Unausgewogene Ernährung lässt die Bakterienvielfalt im Darm schrumpfen.

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Die Idee von Probiotika ist es, dem Darm verschiedenste Bakterienstämme zuzuführen und so wieder für eine größere Vielfalt zu sorgen. Die Expertin sagt dazu: «Es ist sicher nicht nötig, dass alle Menschen flächendeckend solche Ergänzungsmittel zu sich nehmen.» Leidet man aber unter Beschwerden wie zum Beispiel ständigen Infekten, Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung oder Durchfall, kann es sich lohnen, Probiotika zu testen: «Es ist natürlich kein Wundermittel und es gibt keine Garantie, dass sich die Beschwerden dadurch bessern», erklärt Sabina Raschle. «Aber man kann das schon testen, mir sind keine Nebenwirkungen bekannt.» 

Probiotika-Präparate mindestens einen Monat einnehmen

Allerdings empfiehlt die Expertin eher Präparate als angereicherte Lebensmittel: «Viele dieser Produkte – etwa Bifidus-Joghurt – enthalten nur einzelne Bakterienarten. In einem Präparat sind verschiedenste Bakterienstämme enthalten und die Konzentration ist viel größer.»

Wichtig ist auch, dass man die Präparate nicht nur wenige Tage einnimmt, wie das manchmal in der Werbung versprochen wird. «Mindestens einen Monat würde ich empfehlen, bis sich eine Veränderung bemerkbar machen kann.» Werden die Beschwerden aber nicht besser, sollte eine Fachperson aufgesucht werden.

Eine ausgewogene Ernährung mit möglichst wenig verarbeiteten Lebensmitteln und dafür mit viel Gemüse, Früchten und Hülsenfrüchten unterstützt ein gesundes Mikrobiom.

Eine ausgewogene Ernährung mit möglichst wenig verarbeiteten Lebensmitteln und dafür mit viel Gemüse, Früchten und Hülsenfrüchten unterstützt ein gesundes Mikrobiom.

Pexels/Vincent Rivaud

Wer dem Darm etwas Gutes tun will, um gar nicht erst zu Präparaten greifen zu müssen, kann seine Darmflora prophylaktisch unterstützen: Eine vielfältige, abwechslungsreiche Ernährung mit wenig verarbeiteten Lebensmitteln und viel Gemüse, Früchten, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten trägt zu einem artenreichen Mikrobiom bei.

Spargel, Chicorée, Pastinaken und Artischocken sind wunderbares «Futter» für die Bakterien im Darm und erhalten sie so am Leben, während Lebensmittel mit Milchsäure, also etwa Sauerkraut oder Kimchi, selbst wertvolle Bakterien enthalten.

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