Schlechte CO2-BilanzKlimakiller – darf man noch Haustiere halten?
Für Tierfreunde ist der eigene Hund oder die eigene Katze unentbehrlich. Je nach Haltung verursachen sie aber erhebliche CO2-Emissionen.

Ist das Katze ein Klima-Killer? Ja, findet eine Autorin der deutschen Tageszeitung «Neues Deutschland» und prangert den ökologischen Fußabdruck unserer Haustiere an.
Angesichts der Klimaerwärmung fordert sie: «Wer dem Klima etwas Gutes tun will, sollte sich weder einen Hund noch eine Katze anschaffen.» Langfristig solle die Züchtung der Vierbeiner eingestellt werden. Dies begründet sie damit, dass «der ökologische Fußabdruck einer deutschen Katze im Durchschnitt genauso groß wie der eines Ägypters ist».
Hinzu komme, dass besonders tierliebe Besitzer für ihren Begleiter «Luxusnahrung» kauften, die zu 75 Prozent aus hochwertigem Fleisch bestehe. «Durch die gute Versorgung steigt die Lebenserwartung der Tiere, was letztlich wiederum ihren ökologischen Fußabdruck weiterwachsen lässt.»
Eine Studie, die ihre Forderung stützt: Eine neuseeländische Untersuchung kam 2009 gar zum Schluss, ein Hund verursache einen doppelt so hohen CO2-Ausstoß wie ein 4,6-Liter-Landcruiser, der 10.000 Kilometer pro Jahr unterwegs ist.
Auch in Europa hat die Debatte Fahrt aufgenommen, seit Niels Jungbluth, Experte für Ökobilanzen und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens ESU-services in Schaffhausen, den ökologischen Fußbabdruck von Haustieren berechnet hat. Eine Katze verursacht demnach pro Jahr Klimagase im Wert von 1300 Flugkilometern, ein Hund von 3290 Kilometern und ein Pferd gar von 8300 Kilometern (siehe Box).
Das Futter macht den Unterschied
«Wer ein Pferd hat, deckt bereits ein Drittel des durchschnittlichen CO2-Ausstoßes pro Person damit ab», sagt Jungbluth. Bei Hunden seien es etwa sechs Prozent pro Tier, wobei der Wert rasch in die Höhe schnelle, je mehr Fleisch der Halter dem Tier füttere. «Es gibt ja regelrechte Luxus-Nahrung für Haustiere, die die Klimabilanz nochmals deutlich verschlechtert», sagt Jungbluth.
Er verweist auf das «nicht zu unterschätzende Einsparpotential»: Der Verzicht auf Haustiere könne ähnlich viel CO2 einsparen, wie wenn man Ferien in der Heimat statt am anderen Ende der Welt mache.
«Nicht mit Klimazielen vereinbar»
Deshalb begrüßt Jungbluth die Forderung, die Haustierzucht kritisch zu hinterfragen. Denn um die Klimaziele zu erreichen, müssten wir unser CO2-Budget radikal einschränken. «Insbesondere große Haustiere sind mit den Klimazielen nicht vereinbar», so Jungbluth. Dafür braucht es nicht nur Verbote, sondern auch eine klare Steuerung, Effizienzsteigerungen und freiwillige Maßnahmen.
«Den Familienhund zu verbieten, hat im Kampf gegen den Klimawandel keine Priorität», sagt Luzian Franzini, ein Politiker der jungen Grünen aus der Schweiz. Es sei zwar zu begrüßen, dass jeder Aspekt des Konsums hinterfragt werde. «Der viel größere Hebel liegt aber bei der Massentierhaltung, die sehr schädlich fürs Klima ist», sagt Franzini.
(L'essentiel/pam)
Ökobilanz von Haustieren
Pferd: 7025 Autokilometer oder 8229 Flugkilometer.
Hund: 2810 Autokilometer oder 3291 Flugkilometer.
Katze: 1119 Autokilometer oder 1311 Flugkilometer
2 Kaninchen: 557 Autokilometer oder 653 Flugkilometer
4 Ziervögel: 343 Autokilometer oder 402 Flugkilometer
50 Zierfische: 266 Autokilometer oder 312 Flugkilometer
Quelle: Ökobilanz von Haus- und Heimtieren, ESU Services, 2018.